Die Geschichte unserer Bremsscheiben - eine unglaubliche Tortur

Dazu muss ich erstmal ein bisschen in die Vergangenheit zurück.... Kurz nachdem wir von San Francisco Richtung Lake Tahoe starten haben wir mal wieder einen Platten, wir wechseln den Reifen auf dem Standstreifen der Interstate 580 Richtung Osten mitten im Berufsverkehr. Man kann es sich eben nicht aussuchen wann man einen Platten hat! Mit montiertem Reserverad fahren wir bis Manteca und beschließen am nächsten morgen eine Garage aufzusuchen die uns den kaputten Reifen flickt und vielleicht sogar gleich komplett neue Reifen aufzieht. Unsere Mud Terrain haben mittlerweile 50 000 km runter, was eigentlich nicht viel ist für Reifen aber das Profi ist ziemlich ungleichmäßig abgenutzt was unter anderem daran liegt dass wir mit einem Reifen der eigentlich und wie der Name auch schon sagt für Schlamm und unbefestigte Straßen gemacht ist auf hauptsächlich Asphaltierten Straßen gefahren sind. Da es für Reifen mit Schlauch und Springringfelgen in den USA nicht einfach ist eine Werkstatt zu finden die einen bedient landen wir bei einer großen Kette Namens Les Schwab. Wir werden gut beraten und entscheiden uns für eine andere Reifenmarke, den Toyo Open Country, der BF Goodrich All Terrain ist teurer, hat Lieferzeit und ist nicht unbedingt besser. Wir beschließen die Felgen auch gleich auswuchten zu lassen wenn schon alle vier Reifen runter müssen, das kann ja nicht schaden. Während die Werkstatt die neuen Reifen montiert gehen wir frühstücken und ne gute Stunde später können wir Muggl wieder abholen. Weiter geht's richtig Lake Tahoe und nach einigen Kilometern stellen wir fest dass es beim Bremsen ziemlich ruckelt. Hmm, was das jetzt wohl sein mag.... Christoph meint das hätte was mit dem Reifen wechseln zu tun und wir fahren in Tahoe in eine andere Filiale von Les Schwab und erklären unser Problem. Dort werden wir aber abgewimmelt, das rütteln hätte nichts mit den Reifen zu tun, das muss an den Bremsen liegen. Also ziehen wir weiter, zum Yosemite Nationalpark und dann Richtung Los Angeles. Das rütteln begleitet uns ständig, solange das Fahrzeug kalt ist, ist es nicht schlimm, wird er aber warm rüttelt es schon ziemlich und man mag gar nicht richtig in die Eisen steigen müssen. 
Kurz vor Santa Barbara haben wir sowieso einen Termin in einer Werkstatt. Werner ist Deutscher und wurde uns von Daniel empfohlen den wir auf der Overland Expo in Flagstaff kennengelernt haben. Der nordamerikanische Diesel hat unserer Einspritzpumpe ziemlich zugesetzt und wir haben schon im Vorfeld eine neue von unseren Mechanikern aus Deutschland schicken lassen. Werner schaut sich die Bremsscheiben an und man sieht deutlich die sind runter! So ein Mist! Jetzt haben wir grad die Einspritzpumpe aus Deutschland kommen lassen, hätten wir das gewusst hätten wir gleich noch die Bremsscheiben mit bestellt. Die Zeit drängt da unsere KFZ Versicherung abläuft und wir in ein paar Tagen die USA verlassen müssen. Die Agentur verlängert unseren Vertrag nicht, wir könnten einen neuen Vertrag abschließen, für sechs Monate und 1700,- US $. Das machen wir nicht! Wir beschließen uns die irgendwo nach Mexiko schicken zu lassen. Dass das so kompliziert werden wird ahnen wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. Wir bitten den ADAC um Unterstützung und wollen uns die Scheiben zu einem Cargooffice an einen der fünf Internationalen Flughäfen in Baja California schicken lassen wo wir sie dann abholen können. Wir sind tagelang, bzw. Wochenlang mit dem ADAC in Kontakt, sie machen uns wenig Mut denn es sei sehr schwierig Pakete nach Mexico zu schicken und sie dort vom Zoll rauszukriegen. Wir bräuchten einen Internationalen Zollagenten und auch das wäre keine Garantie das Paket letztendlich zu kriegen. Sollte die Lieferung vom Mexikanischen Zoll nicht akzeptiert werden drohe sogar die Zerstörung der Ware! Das wollen wir nicht riskieren, denn überhaupt Bremsscheiben für unseren Iveco zu kriegen war nicht einfach. Die werden nur von Zeit zu Zeit hergestellt und im Moment sind sie aus. Unsere Werkstatt hat einen Satz von einem gebrauchten Iveco ausgebaut, die haben nur 5000 km runter, sind praktisch wie neu. Das Paket ist versandfertig und wartet beim ADAC auf weitere Anweisungen. 
In Mexiko kriegen wir Gesellschaft von Yasmin und Stefan im Toyota Landcruiser (Zebra) wir beschliessen die Baja gemeinsam zu bereisen, das ermöglicht uns mehr offroad unterwegs zu sein. Die Gehend ist doch ziemlich dünn besiedelt und wenn man ne Panne hätte müsse man doch ne ganze Weile warten bis mal wieder jemand vorbeikommt. Wir sind mittlerweile in Bahia de Los Angeles angekommen wo wir auf eine  amerikanische Community treffen die dort in einer kleinen Bucht leben, ihre Ferienhäuschen haben und ihr rentnerdasein geniessen. Sie laden uns kurzerhand ein dort zu campen und das Internet zu nutzen um unser Problem zu lösen. Ich könnte jetzt noch weiter ins Detail gehen, das sprengt aber den Rahmen. Kurz gesagt haben wir es dann so gelöst dass wir unsere Bremsscheiben vom ADAC nach San Diego schicken haben lassen, zu einem Freund der Amerikaner der eine Woche später zu Besuch kam. Das war der unkomplizierteste weg und wir durften so lange im Paradies bleiben, wo wir mit Walhaien schnorchelten, die Kayaks benutzen durften und mit Delfinen, Riesenschildkröten und Seehunden paddelten. Alle haben sich ganz toll um uns gekümmert und wir wurden ganz oft abends immer bei jemand anders zum Essen eingeladen. Letztenendes durften wir dort sogar die Werkstatt benutzen wo Christoph und Stefan mit Hilfe der Männer die Bremsscheiben selbst wechselten und auch gleich die Beläge.
Wir sind froh dass das nun endlich erledigt ist und nach zwei Wochen reisen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge wie man so schön sagt weiter Richtung Süden. 280 km dirt road entlang der Baja 1000 nach San Franciscito wo wir übernachten und weiter nach Guerrero Negro. Die letzten 30 km sind geteert und erst als es nicht mehr ruckelt und wir zum ersten Mal von hoher Geschwindigkeit runter Bremsen stellen wir fest, es ruckelt immer noch! Waren es doch nicht die Bremsscheiben? Ist was bei der Montage schief gelaufen? Wir wollen in den Ort, Lebensmittel einkaufen, Wäsche waschen,.... Die Jungs lassen die Mädels in der Wäscherei raus und wollen eine Werkstatt aufsuchen. Da es aber am Spanisch mangelt kommen sie schnell zurück und holen mich ab. Sie haben sogar eine Überraschung dabei, einen Platten! Schon wieder! Wenns mal läuft dann läufs. Wir werden grad nicht verschont. Autowerkstätten gibt's in Mexico zum Glück wie Sand am Meer und im Reifen flicken sind sie routiniert. Zur Verteidigung unseres unpraktischen Systems mit Schläuchen muss ich sagen diesmal hatten wir uns an der Taco Bude wo wir eben noch gegessen haben einen rostigen Nagel eingefahren. Der Reifen ist schnell repariert und wir fragen ob sie sich das Problem mit dem/den Bremsen noch anschauen könnten. Rechtes Radlager kaputt,stellt er fest!  Zum Glück haben wir eins dabei und es wird auch sofort ausgewechselt. Die Mexikaner sind geduldige Menschen, in der Werkstatt wird eifrig und akribisch gearbeitet und wir beobachten die routinierten Handgriffe was uns ein gutes Gefühl gibt. Etwa drei Stunden sind wir dort, es ist bereits später Nachmittag, eingekauft haben wir auch noch nicht, wir beschliessen etwas ausserhalb von Guerrero Negro an der alten Werft zu übernachten. Wir sind erleichtert, endlich ist das Problem gelöst!
Am nächsten morgen wird noch eingekauft bevor es weiter geht. Wieder auf Asphalt und bei höherer Geschwindigkeit bremsend stellen wir fest, es rüttelt immer noch wie vorher beim Bremsen. Wir stehen vor einem Rätsel, kontaktieren wieder einmal unsere Werkstatt in Deutschland, kontaktieren andere Reisende mit dem gleichen Iveco, schicken sogar ein Video. Jeder sagt das muss an den Bremsscheiben liegen, unser Mechaniker meint die Bremsscheiben müssten leicht drauf gehen, wenn nur ein bisschen Rost oder Dreck dazwischen ist kann das ein Rattern verursachen. Wir fahren in den nächsten Ort nach El Marasal in die nächste Werkstatt, Christoph und Stefan wollen die Bremsen nochmal zerlegen und alles akribisch reinigen. Ich frage ob wir nur einen Platz in der Werkstatt nutzen dürfen und uns Werkzeug leihen können. Die Jungs wüssten was sie machen müssen. Der Chef ist einverstanden! Die Mechaniker sind sehr hilfsbereit, beobachten was wir machen und reichen uns Werkzeug welches wir brauchen. Sie beobachten alle unsere Arbeitsschritte und meinen es könnte auch an den neuen Bremsscheiben liegen und im Ort wäre jemand der könnte die ein wenig abdrehen. Das kann nicht schaden und weil eh schon alles zerlegt ist bringt der Lehrling die Scheiben mit dem Fahrrad in die Metallwerkstatt. Fünf Stunden später als alles wieder zusammengebaut war macht Christoph eine Testfahrt und kommt ziemlich am Boden zerstört zurück. Immer noch das gleiche Problem! Ein Mechaniker fährt mit und sagt das muss an den Bremsscheiben liegen! Wir sind am verzweifeln, immer noch dreck im System? Irgendwas anderes kaputt?
Christoph hängt immer noch an dem Gedanken dass beim Reifenwechsel was schief gelaufen sein muss. Aber was? Seitdem haben wir das Problem. Ein blöder Zufall oder tatsächlich der Grund? Jeder, wirklich jeder sagt das muss an den Bremsscheiben liegen, alles andere hatten wir jetzt ja schon dreimal in der Hand. Keine Schrauben oder Bolzen gebrochen, offensichtlich keine Lager kaputt...... Die Mechaniker in der Werkstatt sind auch ratlos, wir diskutieren, soweit uns das über Ersatzteile und Reparaturen möglich ist um eine Lösung. Sie schlagen vor dass wir das gleiche morgen nochmal machen. Was bleibt uns schon anderes übrig?! Der Chef sagt: Ihr wart gestern schon in Guerrero Negro in einer Werkstatt. Ja sage ich. Er sagt das war bei seinem Bruder, na sowas! Wir sind eben ein bunter Hund. Wir sollen gleich um 8:00 am Morgen wieder kommen. Am Abend suchen wir wieder unser Camp ausserhalb des Ortes zwischen Kakteen auf und es wird wieder diskutiert was es denn sein könnte. Stefan kennt sich mit Autos ziemlich gut aus und ist Handwerklich geschickt aber auch er hat keine Erklärung mehr. Christoph meint nach wie vor dass das mit dem Reifenwechsel zu tun hat und wir wollen an dem Abend noch auf einer Seite die Reifen von vorne nach hinten tauschen. Das Projekt scheitert schnell da die Mexikaner mit Ihren Druckluftschraubern die Muttern dermassen fest anziehen dass Stefan einen Schlüssel abbricht. Gut, dann eben morgen früh in der Werkstatt! Ich erkläre am nächsten Morgen dass wir erstmal was ausprobieren möchten und die Reifen von vorne nach hinten gewechselt haben möchten. Er wundert sich nicht sondern legt gleich los. Ich schlage dem Chef in der Zwischenzeit vor dass er ja mit unseren Mechaniker in Deutschland telefonieren könnte, denn der spricht auch spanisch, seine Frau kommt aus Peru. Irgendwann wurde mir das ganze nämlich zu kompliziert und ich war mit meinen Spanisch-Kenntnissen am Ende. Christoph macht nach dem Reifenwechsel eine lange Probefahrt und man glaubt es kaum, das Problem ist weg! Es sind alle irgendwie so perplex dass keiner richtig was dazu sagen kann. Der Werkstattmeister fährt diesmal selber und meint das wäre so völlig in Ordnung und die bremsleistung ist gut. Das was jetzt noch ein bisschen unrund läuft sind die Felgen! Was uns jetzt klar wird und was Christoph die ganze Zeit keine Ruhe gelassen hat, der Reifenwechsel bei Les Schwab hatte tatsächlich folgen. Wir liessen dort die Felgen wuchten und das ist Ihnen scheinbar nicht richtig gelungen. Was für eine Tortur, das müssen wir erstmal ein paar Tage setzen lassen!