Kuba, zwischen Plattenbauten und Palmenstränden – eine Zeitreise

Lange stand fest, dass wir irgendwo Urlaub vom Reisen machen wollten, und schließlich fiel die Wahl auf Kuba. Unser Freund Hannes entschied sich, uns aus der Schweiz zu besuchen, und Kuba schien ein ideales Ziel. Einige Orte auf der Welt sollte man bald besuchen, und Kuba gehört dazu. Da wir bereits in Mexiko waren, waren wir Kuba so nah wie nie zuvor! Ein Flug von Deutschland oder der Schweiz dauert 8-10 Stunden, von Cancún aus nur eine Stunde. Eigentlich …

Der Flug war für den 18. Dezember von Cancún nach Havanna gebucht. Um 6:00 Uhr morgens brachte uns der Campingplatzbesitzer, bei dem wir Muggl für drei Wochen sicher untergestellt hatten, zum Flughafen. Alles lief reibungslos – Check-in, Sicherheitskontrolle – bis zum Einstieg ins Flugzeug. Doch dann kam alles anders: Auf dem Rollfeld kehrten wir plötzlich um! Ein technischer Defekt zwang uns zurück zum Terminal, und wir mussten aussteigen. Ein Ersatzteil musste aus Mexiko-Stadt geliefert werden, oder wir bekamen ein Ersatzflugzeug. Keine der Optionen versprach Schnelligkeit. Ich fragte mich, ob Flughäfen generell Ersatzflugzeuge bereithalten. Mit sechs Stunden Verspätung und nur zwei Stunden vor Hannes landeten wir in Havanna. So schnell kamen wir also nicht nach Kuba …

Ein Taxi brachte uns zu unserer Casa Particular, einer Privatunterkunft kubanischer Familien, die Gästezimmer vermieten. Oft kann man dort auch frühstücken oder zu Abend essen. Das Taxi ließ uns neben dem Museum der Revolution im Zentrum vor einem riesigen Gebäude aussteigen, das von der Straße aus wie eine Baustelle wirkte. Na bravo, dachte ich, das sieht nicht bewohnt aus. Doch bevor ich den Gedanken zu Ende denken konnte, kam ein Mann mit einem Müllsack auf uns zu. Wen oder was wir suchten, fragte er. Das Casa de Toni, antwortete ich. Er trat zurück und rief lautstark „TOOOONNNNIIIII“ in Richtung des Balkons im dritten Stock. Ja, dort wohnt Toni mit seiner Frau Sonja. Er kam gleich herunter und ließ uns durch den Seiteneingang hinein. Das war einfach! Toni und Sonja empfingen uns herzlich und zeigten uns unser Zimmer und ihre Wohnung. Unser Gästezimmer war über einen separaten Eingang vom Treppenhaus zugänglich. Der Eingangsbereich hatte eine Mini-Küche, von dort ging es ins Zimmer, rechts ins Bad, und am Fenster führte eine kleine Wendeltreppe nach oben. Das Bett oben war größer, und Christoph und ich schnappten es uns sofort. Hannes schlief unten, und ich dachte, die Betten in Kuba sind alle nicht besonders lang, aber Hannes ist groß. Na ja, er wird schon reinpassen, notfalls diagonal.

Toni erklärte uns die Umgebung und gab uns einen eigenen Schlüssel. Also marschierten wir los, erkundeten die Nachbarschaft und aßen etwas, während wir auf Hannes warteten. Die nächsten zwei Tage erkundeten wir Havanna, schlenderten durch die bunten Straßen, bewunderten die alten Kolonialgebäude, genossen frisch gepresste Säfte und saugten die Lebensfreude auf. Toni half uns bei der Planung unserer weiteren Reise. Früher war er als LKW-Fahrer unterwegs und kannte ganz Kuba. Er wusste, welche Orte schön sind und wie lange man von A nach B braucht. Unser nächstes Ziel war Trinidad, und Toni bot an, dort eine schöne Unterkunft für uns zu reservieren. So läuft das auf Kuba: Man wird weitergeschickt und erhält einen Bündel Visitenkarten, die man bei den nächsten Casas Particulares abgibt. Ich mag dieses System! Danach wollten wir über Cienfuegos nach Playa Giron und von dort nach Varadero, das sehr touristisch sein soll, aber die Strände wollten wir unbedingt sehen. Zum Schluss wollten wir noch Richtung Valle de Viñales im Westen der Insel. Nachdem der grobe Plan stand, konnte es losgehen!

Leider war der Bus für die nächsten Tage ausgebucht – es war Hauptreisezeit! Also fragten wir einige der vielen Taxis in Havanna, was die 317 km Fahrt von Havanna nach Trinidad kosten würde. Zuerst muss ich erwähnen, dass es private und offizielle Taxis gibt. Ein privates Taxi kann jedes beliebige Fahrzeug sein, während ein offizielles Taxi gut erkennbar ist, da es eher modern und einheitlich aussieht. Ein „Taxi“-Schild steht, hängt oder klebt an 90 % aller kubanischen Fahrzeuge. Eine Querstraße von unserer Unterkunft entfernt, vor einem Hotel, standen private und offizielle Taxis, und wir fragten uns durch. Luis, ein Privattaxi-Vermittler, nannte uns 300 US-Dollar als Preis, was mich fast umhaute. Er ging auf 250 runter, was mich immer noch nicht überzeugte, und das Spiel ging bis 180. Na, das sind Verhandlungen! Spontan fiel mir eine neue Masche ein, und ich erklärte ihm, dass ein kubanischer Freund mir verboten hatte, etwas ohne sein Einverständnis zu kaufen. Das wirkte! Luis ging um weitere 20 Dollar auf 160 Dollar runter. Er drängte nicht weiter und ließ mich das Einverständnis meines kubanischen Freundes einholen. Ich bedankte mich und fragte, ob er morgen den ganzen Tag hier wäre. Dann würde ich mich mit meinem kubanischen Freund beraten, und wenn ich das Okay hätte, kämen wir wieder. Handschlag! Ich hoffte, der galt auf Kuba, denn wir sammelten noch Erfahrungen.

Zurück erzählten wir Toni von unseren Verhandlungen. Er war zufrieden mit uns und auch an einem Kontakt zu Luis interessiert. Na sowas … Am nächsten Morgen buchten wir Luis für den übernächsten Morgen. Er meinte, wir würden ein Classic Car bekommen, einen Chevrolet oder so. Wir waren gespannt, ob er wirklich kam … 10:00 Uhr war abgemacht.

Am nächsten Morgen war Toni der skeptischste von uns vieren, denn wir hatten keine Telefonnummer von Luis – ein Anfängerfehler! Auf Kuba funktioniert alles über Telefon. Ja, Luis konnte uns tatsächlich stehen lassen und andere Touristen chauffieren, die bereit waren, 300 US-Dollar zu zahlen, und davon gab es viele. Ich fragte Toni, ob Kubaner zuverlässige und pünktliche Menschen seien. „Die Kubaner sind ein Desaster“, antwortete er. Das machte mir nicht wirklich Mut, aber um es auf den Punkt zu bringen: Luis kam um 10:02 Uhr, entschuldigte sich für die Verspätung und stellte uns unseren Fahrer Juan im weiß-orangenen Chevy vor. Wir waren begeistert!


Die Fahrt dauerte dreieinhalb Stunden (mit einer kurzen Pause), und Juan brachte uns sicher nach Trinidad. Er schien keine weißen Autos zu mögen, denn immer wenn uns eines überholen wollte, trat er das Gaspedal seines 1965er Chevys bis zum Anschlag durch. Wir erreichten eine Spitzengeschwindigkeit von 140 km/h! Was blieb uns anderes übrig, als dem Leben zu vertrauen? Er erzählte uns stolz, dass er sein Auto selbst hergerichtet hatte, sogar die Sitzbezüge (auch in Orange-Weiß) hatte er selbst genäht. Ja, wenn er sein Auto so gern hat, wird er schon wissen, was er tut. Er schien sein Auto wirklich zu mögen und pflegte es auch, denn in Trinidad angekommen, schüttete er erst einmal 1,5 Liter Öl nach!

In Trinidad verbringen wir vier Tage. Wir wandern zu einem Wasserfall und engagieren einen Guide, um mehr über die Natur zu erfahren. Joanis, unser Guide, ist eigentlich Universitätsprofessor für Geschichte, arbeitet aber im Tourismus, um mehr Geld zu verdienen, vor allem durch Trinkgelder. In Kuba, einem kommunistischen Land, verdienen Staatsangestellte einheitlich 27 CUC im Monat, egal ob Arzt, Krankenschwester, Professor oder Polizist. Die Gehälter haben sich seit Jahrzehnten nicht verändert, während die Lebenshaltungskosten stark gestiegen sind. Deshalb sieht man Lehrer, die Taxi fahren, oder Ärzte, die kellnern. Von Joanis erfahren wir nicht nur viel über das Leben auf Kuba, sondern auch über die kubanische Flora und Fauna. Auf dem Weg zum Wasserfall erklärt er uns einiges über Kuba und warnt uns, dass wir es nicht versuchen sollten, Kuba zu verstehen – das werde uns nicht gelingen. Für Christoph wird das schwierig, da er immer alles genau verstehen will.

Am zweiten Tag, dem 24. Dezember, fahren wir mit dem Katamaran zur Insel Cayo Blanco, wo Iguanas und Baumratten leben. Die Bilder der Baumratten sind unten. Ich wusste auch nicht, was das ist, finde sie aber lustig. Nach langer Zeit fühlt sich das mal wie Urlaub an. Zum Schnorcheln ist es zwar nichts, da das Wasser an diesem Tag zu trüb ist, aber zum Baden, am Strand entlang schlendern und im Liegestuhl verweilen ist es perfekt. Man muss nur aufpassen, dass man nicht auf eine Iguana tritt, denn die sind hier überall. Die Baumratten und Iguanas wurden von Piraten hierher gebracht, die sie früher gegessen haben. Na ja, wer’s mag.

Für den Abend haben wir in unserer Casa Particular Abendessen bzw. Weihnachtsbraten bestellt. Unser Gastgeber Senor Soto ist leidenschaftlicher Hobbykoch und serviert uns Gemüsesuppe als Vorspeise, ein riesiges Hühnchen (ich glaube, es war eher ein Truthahn) als Hauptgericht und Flan als Nachspeise. Am Nebentisch sitzt ein Busfahrer, der tagsüber einen Touristenbus fährt und heute auch hier übernachtet – alleine. Wir laden ihn ein, mit uns zu essen, es wäre doch nicht schön, wenn er alleine essen muss, vor allem an Weihnachten! Er freut sich riesig und setzt sich ohne zu zögern zu uns. Wir haben einen sehr lustigen Abend. Kubaner sind halt einfach gesellige und fröhliche Menschen.

In den nächsten beiden Tagen besuchen wir eine alte Zuckerrohrplantage, wo wir auch viele Informationen über den Sklavenhandel bekommen. Wir schlendern durch Trinidad, auch außerhalb der touristischen Straßen. Als eine alte Frau, die mit Krückstock am Fenster ihres Hauses steht, mich nach Seife anbettelt, bricht es mir fast das Herz. Ja, das ist das System. Es mag vielleicht früher mal funktioniert haben, jetzt scheint es aber total verstaubt und hinterlässt seine Spuren. Ich muss zugeben, ich war auf Kuba nicht vorbereitet. In den USA habe ich es verpasst, mir einen Reiseführer zu kaufen, und in Mexiko war keiner mehr zu kriegen.

Man fühlt sich ein bisschen in der Zeit zurückversetzt, nicht nur weil hier noch Ochsenkarren, Pferdekutschen und die oft auf Postkarten gedruckten Oldtimer fahren, auch die alten Gebäude, spärlich ausgestatteten „Supermärkte“ und das einfache Leben der Menschen hinterlassen den Eindruck, in die Vergangenheit gereist zu sein. Internet gibt es kaum, und wenn, dann nur in Hotels oder auf einzelnen öffentlichen Plätzen an Touristenhotspots. Da kann man sich dann eine Guthabenkarte für 1,50 CUC kaufen und eine Stunde surfen. Als ich das erste Mal so eine Karte haben wollte, fand ich vor dem besagten Office einen bunten Haufen Leute an der Tür vor. Ich muss verzweifelt geschaut haben, denn gleich sprach mich eine ältere Dame an und erklärte, sie würde mir helfen. Auf Kuba stellt man sich nämlich nicht der Reihe nach an, sondern fragt, wer der letzte ist, und wartet dann. Das hat dann auch ganz gut funktioniert, wissen muss man es halt.

Von Trinidad geht es weiter nach Cienfuegos, wo wir nur zwei Nächte bleiben. Cienfuegos ist eine saubere, aufgeräumte und im Zentrum gut restaurierte Stadt mit einem kleinen alten Theater und einigen sehr schönen Kolonialbauten. Per Zufall finden wir die weltbesten Cocktails in Punta Gorda am südlichsten Zipfel von Cienfuegos in einer kleinen Bar im Park. Falls jemand von euch mal dort vorbeikommt, müsst ihr die unbedingt probieren! Der Barkeeper hat uns angesprochen und angegeben, dass er die besten Cocktails der Welt mache, und wenn sie uns nicht schmecken, müssten wir sie nicht bezahlen. Herausforderung angenommen, und wer Christoph kennt, weiß, wie kritisch er ist. Das Ende vom Lied war, dass wir um 14:00 Uhr schon angetrunken waren. Der Barkeeper hat nicht zu viel versprochen, die Cocktails waren echt unglaublich gut, und ich kann jetzt nie wieder einen Pina Colada trinken. Außerdem war es ein Vergnügen, ihm zuzusehen. Er ist echt Barkeeper aus Leidenschaft, und ich habe noch nie jemanden so lange Minze für einen Mojito rühren sehen.

Unser nächstes Ziel heißt Playa Giron, wo es viel Strand gibt. Wir bleiben zwei Tage und wohnen bei Zoila, die uns das beste Frühstück mit frischen Ananas, Guaven, Papayas, frischem Ananassaft, Eiern, Käse, Schinken und sogar Pfannkuchen mit Guavenmarmelade macht. Wir chillen am Strand, schnorcheln in der Caleta Buena, was so viel wie „schöne Bucht“ bedeutet, und schlürfen Cocktails, die leider alle nicht so gut sind wie die in Cienfuegos. Entlang der Strandpromenade stehen verlassene, überwucherte Bungalows aus Beton, ein mit Graffitis besprühter leerer Pool, Reste aus vergangenen Zeiten, als hier der kommunistische Tourismus noch boomte. Ich vermute, dass ein Hurrikan das Feriendorf mal zerstört hat und es nie wieder aufgebaut wurde. Bevor wir ins Valle de Vinales fahren, wollen wir noch nach Varadero. Obwohl es recht touristisch sein soll und Hotels neben Hotels am Strand stehen sollen, soll es doch einer der schönen Strände Kubas sein. Ja, die Strände sind schön, aber auf Schaumpartys am Strand und mittags schon alkoholisierte Touristen haben wir keine Lust und machen uns schnell wieder aus dem Staub.

Es ist der 31. Dezember, und wir sind ganz in der Nähe von Varadero in Santa Marta bei Barbara untergekommen. Als wir am späten Nachmittag von unserem Varadero-Pauschaltouristen-Ausflug zurückkommen, nimmt sie uns mit zu ihrem Nachbarn, der auch ihr Bruder ist und obendrein noch Geburtstag hat. Auf dem Grill liegt traditionell ein Schwein, dazu gibt es Yuca, auch bekannt als Maniok (eine kartoffelähnliche Wurzel), Reis und Bohnen. Getrunken werden Bier und natürlich Rum, und nach dem Essen geht man die umliegenden Nachbarn besuchen, denen man ein gutes neues Jahr wünscht. Da gibt es noch mehr Rum und Bier, aber vor allem Rum. Wir treffen ein paar Häuser weiter Sandra und Daniel, die seit mehr als 20 Jahren in Deutschland leben und auf Heimatbesuch sind. Nachdem alle schon seit Mittags am Feiern sind, müssen wir erstmal aufholen. Es wird getanzt, und die Kubaner haben natürlich den Rhythmus im Blut, der auch mit dem Alter nicht weniger wird. Christoph und Hannes müssen als Tanzpartner für Sandras Großtante herhalten. Da hatte ich einiges zu lachen, das könnt ihr mir glauben.

Da wir ja eigentlich keine große Silvestersause geplant hatten, haben wir uns für den 1. Januar um 8:00 einen Bus nach Vinales reserviert. Schön blöd, denken wir jetzt. Wer ist denn so doof und fährt am 1.1. um 8:00 morgens freiwillig Bus? Ja, wir waren ziemlich müde, als wir uns am Neujahrsmorgen auf den Weg zum Busbahnhof gemacht haben. In Vinales angekommen, hat uns dann auch noch das Wetterglück verlassen. Wir bleiben vier Tage, es ist außergewöhnlich kalt, ca. 16 bis 18 Grad tagsüber, und es regnet immer mal wieder. Der erste Tag ist noch der beste. Wir mieten Fahrräder und erkunden die Umgebung, besichtigen eine Tabakplantage, besuchen Felsmalereien, die Hippies in den 1960er Jahren gemalt haben, und eine Höhle, in der sich angeblich Che Guevara versteckt hat. Am Ende des Tages finden wir per Zufall ein kleines Hüttchen am Straßenrand, wo Alberto Vitamina seine leckeren Cocktails anbietet. In der Kokosnuss oder Bergamotte (ähnlich wie Grapefruit, aber nicht so sauer) mixt er Rum, Honig und frischen Ananassaft. Sehr lecker! Die Wand hinter ihm zieren Zeitungsartikel. „Sie sind ja berühmt“, sage ich. „Ja, ein bisschen“, meint er. Vor ein paar Wochen war das Schweizer Fernsehen da, erzählt er uns und schneidet nebenbei für alle Mini-Bananen und eine uns unbekannte Frucht, die er Mayan Pineapple nennt, in mundgerechte Stücke. Mit einer Überdosis Vitamine verlassen wir Alberto an diesem Abend, und ich habe danach tatsächlich mal Alberto Vitamina gegoogelt. Da findet man schon ein bisschen was.

Am nächsten Tag fahren wir in den Norden an den Strand Cayo Jutias. Ein weißer Sandstrand mit türkisfarbenem Wasser erwartet uns. Es ist windig und ein bisschen frisch. Christoph und ich sind von den Traumstränden Mexikos etwas verwöhnt. Hannes, der aus der kalten Schweiz bei Schneefall weggeflogen ist, findet’s super, ist nicht zu halten und schwimmt seine Runden. Vom Regen werden wir heute noch verschont.

In der Nacht regnet es dann ordentlich, und wir sind am Morgen unschlüssig, was wir machen sollen. Im Ort treffen wir Andy, unseren Nachbarn in der Casa Particular. Er ist Alaskaner und mit seinem Sohn Robert unterwegs, der aber heute etwas kränkelt und im Zimmer schläft. Andy fragt uns, ob wir mit ihm eine kleine Wanderung machen wollen. Aber klar doch! Wir wandern in Richtung der Felswände, wo Kletterer zugange sind, und durchqueren die Cueva de Vaca, eine Höhle, bei der man auf der anderen Seite der Felsen wieder rauskommt. Drinnen piept es, und wir brauchen eine Weile, bis wir den Grund dafür finden. Zwischen den Stalaktiten, die von der Decke ragen, haben sich ganz kleine Fledermäuse versteckt. Es soll auf Kuba die kleinsten Fledermäuse der Welt geben. Ob das die sind, die wir hier gefunden haben, kann ich allerdings nicht mit Gewissheit sagen. Auf der anderen Seite angekommen, bietet die Landschaft ein beeindruckendes Bild. Die Erde ist rot, was das Grün der Pflanzen so richtig zum Leuchten bringt. Dazwischen ragen riesige Kalksteinfelsen senkrecht bis zu 400 Meter empor. Die sogenannten Mogoten entstanden vor rund 170 Millionen Jahren durch Erosion und Einsturz der Kalksteine. Seit 1999 gehört diese Gegend zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auf den Mogoten kann man aber nicht wandern, da noch immer Einsturzgefahr herrscht.

Wir wandern somit auf dem „Boden“ weiter, und die rote Erde wird aufgrund des Regens in der Nacht und den letzten Wochen immer matschiger. Jeder von uns sumpft mal ein, und wir sehen innerhalb kürzester Zeit aus wie Sau, aber es macht Spaß. Andy ist zwar einige Jahre älter als wir, aber ganz schön fit, und wir müssen uns ranhalten, um ihm nachzukommen. Knapp zehn Kilometer sind wir durch unwegsames Gelände gewandert, bis wir auf die Teerstraße kommen, die uns die drei Kilometer zurück nach Vinales führt. Wie vom Himmel geschickt steht da ein Kiosk am Straßenrand. Das kühle Bier haben wir uns jetzt redlich verdient!

An unserem letzten Tag im Valle de Vinales und keiner Wetterbesserung beschließen wir, einen Ausflug nach Maria la Gorda in den Südwesten der Insel zu machen. Da soll es schöne Strände, schwarze Korallen und bunte Fische geben, und es soll auch ein sehr schönes Tauchgebiet sein. Nur tauchen wir leider nicht. Es reizt mich zwar schon seit geraumer Zeit, hat sich aber bisher noch nicht ergeben. So machen wir uns eben mit unserer Schnorchelausrüstung auf den Weg und genießen den letzten Strandtag auf Kuba. Wenn man nicht taucht, reicht ein Tag in Maria la Gorda völlig aus, da dort sonst nicht wirklich was los ist.

Am nächsten Morgen geht es zurück nach Havanna und wieder zu Toni und Sonja, wo wir noch einen Tag haben, bevor es wieder nach Cancun geht. Hannes hat noch zwei Tage, bevor er wieder in die Schweiz und zurück zur Arbeit muss. Ach, haben wir’s gut! Wir schlendern durch die Ecken Havannas, die wir noch nicht gesehen haben, und beobachten bei Sonnenuntergang die Touristen am Malecon, wie sie von den Wellen, die an die Betonmauer der Promenade klatschen, nass gespritzt werden. Bis es uns erwischt. Ein bisschen nass setzen wir uns in einen Paladar an der Promenade und genießen zum letzten Mal die kubanische Küche. Ach, da fällt mir gerade auf, dass ich euch ja noch gar nicht erzählt habe, was ein Paladar ist. Paladar heißt übersetzt Gaumen, und das sind kleine private Restaurants, meistens Familienbetriebe, wo man günstig und authentisch essen kann. Der Service ist immer sehr freundlich im Vergleich zu den staatlichen Restaurants, und man begegnet herzlichen Menschen, die einen in ihrer Casa willkommen heißen. Die Toilette ist in ihren privaten Badezimmern, wo Zahnbürsten und Shampoo rumstehen. Stolz auf das wenige, was sie haben, zeigen sie einem dann auch gleich noch die ganze Wohnung.

Das war Kuba, und unsere Empfehlung ist: Schaut euch Kuba an, solange es noch so ist, wie es ist. Ich denke, da wird sich in den nächsten Jahren einiges ändern.