Rückblick auf die Baltic Sea Circle Winter Rallye 2022 (Teil 4)

Vom Baltikum über Polen zurück nach Hamburg

Mit etwas Verspätung, aber das gute Wetter verführte uns dazu, die Zeit draußen zu verbringen – wir hoffen, ihr verzeiht uns. Da die Route über St. Petersburg in diesem Jahr nicht möglich war, nahmen wir stattdessen die Fähre von Helsinki nach Tallinn. So begann unser letztes Etappenabenteuer durch das Baltikum.
Nach einem kurzen Rundgang in Tallinn stand auch schon ein Highlight auf dem Plan: Ein großes Rallye-Treffen in einer Anlage außerhalb der Stadt. Nach einem leckeren Essen endete der Abend in der Sauna und im Hotpot – ein gut sechsstündiger Saunagang, der längste unseres Lebens und einfach unvergesslich. Der nächste Tag kam leider etwas zu früh, und mit leichtem Schlafmangel und kalten Fingern zogen wir das erste Rallye-Fahrzeug des Tages aus dem Schnee. Nach der Starthilfe hieß es: weiterfahren! Die Tages-Challenge bestand darin, ein verlassenes Gefängnis zu finden – ein „Lost Place“, also genau unser Ding. Von dort aus wurden wir sogar zu einer alten sowjetischen Raketenbasis gelotst, wo wir auf einem schneebedeckten Gelände unsere Offroad-Fähigkeiten erneut unter Beweis stellen durften und prompt das nächste Rallye-Team aus dem Schnee befreiten.
Später führte die Strecke zum „Hill of Crosses“, einem Ort voller Kreuze, die die Menschen über die Jahre als Zeichen der Hoffnung hinterlassen haben. Vor sechs Jahren hatten wir hier schon einmal ein Kreuz aufgestellt – diesmal kamen wir mit „Sir“ zurück und hinterließen wieder eines. Vielleicht bringt es uns genauso viel Glück wie damals.
 
Unsere Übernachtung am Meer verbrachten wir mit einer letzten Reifenaktion: Die Spikes mussten raus. Nicht gerade das Lieblings-To-Do, aber ohne Spikes ging’s auf den letzten Kilometern besser voran. Nächster Stopp: Riga! Die Markthalle der Stadt ist ein Paradies für Feinschmecker, und wir konnten es uns natürlich nicht verkneifen, ein paar regionale Spezialitäten mitzunehmen. Riga selbst ist eine Perle des Baltikums, und wer dort einmal ist, sollte diesen Markt auf keinen Fall auslassen.
Der Endspurt führte uns dann nach Polen, wo wir – kaum über die Grenze – prompt herausgewunken wurden. Wahrscheinlich machte unser Fahrzeug die Grenzbeamten neugierig. Nach einem kurzen Schmunzeln durften wir weiterfahren und freuten uns auf einen ganz besonderen Besuch: Dirk und Max, ein weiteres Rallye-Team, das in Polen ein Kinderheim betreibt, hatte uns zum Abendessen und Campen eingeladen. Die polnische Gastfreundschaft war wie immer überwältigend, und nach dieser Mahlzeit hätten wir fünf Tage lang nichts essen müssen.
Mit einem letzten Zwischenstopp auf einem Friedhofsparkplatz (für alle Overlander übrigens eine ruhige Empfehlung) ging es am frühen Morgen Richtung Hamburg und dem Ziel entgegen. Kurz nach der Grenze zurück in Deutschland fiel uns gleich auf, dass die Gelassenheit des Nordens in Sachen COVID-19 hier schon wieder verflogen war. Die freundliche Frage nach der Maske an der Tankstelle ließ uns das feststellen.
Am Fischmarkt in Hamburg fuhren wir endlich über die Ziellinie – müde, aber glücklich. Nach über 8000 Kilometern auf Schnee und Eis, quer durch Skandinavien, das Baltikum und Polen, sind wir endlich zurück. Am nächsten Morgen trafen wir uns noch für ein Abschlussfoto mit Team „4×4 Panda“ – das größte und das kleinste Fahrzeug der Rallye nebeneinander, beide italienischer Herkunft. Ein würdiger Abschluss für dieses einmalige Abenteuer.
 
Die nächste Reise wird ruhiger und langsamer – aber wir wissen schon jetzt, dass wir eines Tages zurückkehren werden: nach Skandinavien!

Rückblick auf die Baltic Sea Circle Winter Rallye 2022 (Teil 3)  

Willkommen in Finnland

Tief in der Nacht rollen wir über die Grenze von Norwegen nach Finnland. Die Begeisterung von Norwegen liegt noch in unseren Köpfen, weshalb es Finnland schwer haben wird, an diesen Eindruck anzuknüpfen. Doch natürlich geben wir dem Land eine faire Chance! Unser Start könnte allerdings besser sein: Gleich zu Beginn, in einer kleinen Bar oder vielleicht eher einem improvisierten Club, bekommen wir nichts zu trinken. Man erklärt uns, dass wegen Corona ab 23 Uhr nichts mehr ausgeschenkt wird – auch wenn die Einheimischen scheinbar alle noch bestens versorgt sind. Da fragt man sich schon, ob das früher in der eigenen Dorfdisko auch so lief.
Aber gut, wir sind nicht für’s Feiern hier, sondern für die Rallye. Und in Finnland macht das Fahren tatsächlich Spaß – die schnurgeraden Straßen ziehen sich durch endlose Wälder, und das winterliche Panorama ist einmalig. Auch das Wetter spielt mit: Während wir noch gestern -25 Grad hatten, genießen wir heute entspannte -5 Grad, was die Finnen offenbar schon als „Frühling“ empfinden. Überall begegnen uns Einheimische in Shorts und T-Shirts – die Winterjacken scheinen schon verbannt. Auch wir genießen die entspanntere Kälte, und es wartet noch eine Challenge auf uns: ein Eisfischer muss gefunden werden, mit dem wir gemeinsam unser Glück probieren.
Und tatsächlich, am nächsten Tag treffen wir auf Tony, einen Franzosen mit finnischen Wurzeln, der uns mit modernstem Equipment zeigt, wie das Eisfischen heute funktioniert. Über einen Monitor zeigt er uns die Fische unter der Eisdecke, und seine Begeisterung steckt uns an. Auch wenn wir hier nur kurz Station machen, lassen wir uns die Chance nicht entgehen und hören ihm gern zu.
 
Weiter geht’s gen Helsinki, doch bevor wir die Hauptstadt ansteuern, legen wir einen Stopp bei Europas größter Holzkirche ein. Sie ist leider schon geschlossen, doch selbst von außen ist sie ein beeindruckender Anblick. Danach finden wir einen traumhaften Platz für die Nacht, weit abseits der Straßen und tief im Schnee, wo wir endlich mal richtig zur Ruhe kommen.
In Helsinki gönnen wir uns dann ein Hotel und freuen uns über die Dusche ohne Wasserlimit. Nach Tagen auf Achse ist es ein Luxus, einfach das Wasser laufen zu lassen. Eigentlich wollten wir den Abend gemütlich ausklingen lassen, vielleicht noch die Sauna ausprobieren. Doch im ZETA – einem Restaurant mit typisch finnischer Küche und einstiger Stammkneipe der Leningrad Cowboys – treffen wir Andi und Karin aus München, die ebenfalls an der Rallye teilnehmen. Eine andere Rallye-Aufgabe holt uns nun ein: „Ice Ice Baby“ in einer Karaoke-Bar zu singen. Wie sich herausstellt, sind Andi und Karin eingefleischte Karaoke-Fans, und so kommt es, dass der Saunagang ausfällt und wir viel später als gedacht im Hotel ankommen.
Im nächsten Beitrag nehmen wir die Fähre nach Tallinn und erkunden das Baltikum, das uns nicht ganz fremd ist – vor sechs Jahren haben wir hier schon mal Halt gemacht. Bleibt dran, die Reise wird immer spannender!

Rückblick auf die Baltic Sea Circle Winter Rallye 2022 (Teil 2) 

Teil 2 unseres Baltic Sea Circle Rückblicks: „Unser liebster Teil“

Nachdem wir den Grenzübergang von Schweden nach Norwegen im Dunkeln überquert hatten, ließ sich die atemberaubende Landschaft nur erahnen. Stattdessen begrüßten uns knackige minus 24 Grad und machten uns schnell klar, was die nächsten Tage für uns bereithalten würden.
Nach einer frostigen Nacht nahmen wir die Fähre zu den Lofoten. Da das Schlafen im Auto nicht erlaubt war, verteilte sich jeder von uns auf der Fähre, um ein paar Stunden Ruhe zu finden. Doch am Morgen erwartete uns eine Überraschung: Die Lofoten, verschneit und im Morgenlicht, waren einfach unglaublich! Wir haben schon viele schöne Orte gesehen, aber diese Landschaft ist unvergleichlich. Im Winter wirkt sie noch dramatischer: schroffe Berge, karibisch anmutende Strände, die beim Betreten komplett vereist sind. Nach nur wenigen Stunden wussten wir – hierher müssen wir zurückkommen, vielleicht im Sommer. Eine Einheimische, die uns neugierig in Morgenmantel und Hausschuhen ansprach, verriet, dass es im Sommer sogar bis zu 15 Grad warm werden kann. Beeindruckend!
Der Weg führte uns weiter durch die Fjorde, die sich wie eine perfekte Bilderbuchkulisse vor uns ausbreiteten. Kaum ein Ort auf dieser Strecke, der nicht fotogen gewesen wäre. Doch als Rallye-Teilnehmer bleibt nicht viel Zeit für längere Stopps – das Ziel rückt näher: das Nordkap! Die Fahrt dorthin erwies sich als ebenso herausfordernd wie landschaftlich spektakulär. Am Abend erreichten wir Honningsvåg, die letzte Station vor dem Kap, wo wir uns mit anderen Rallye-Teams im Pub trafen. Die Stimmung war ausgelassen, und die Aussicht, bald gemeinsam zum nördlichsten Punkt Europas zu fahren, begeisterte alle.
Doch das Wetter hatte seine eigenen Pläne. Während sich draußen ein Schneesturm ankündigte, erfuhren wir, dass der Konvoi zum Nordkap abgesagt war und die Schranke geschlossen bleiben würde. Schwer zu glauben – also fuhren wir die 30 km bis zur Schranke, in der Hoffnung, es vielleicht doch zu schaffen. Letztlich blieb uns der letzte Abschnitt verwehrt, aber wir schafften es immerhin bis auf 12 km an das Nordkap heran. Nicht schlecht für eine Winterrallye!
In der nächsten Etappe führt unser Weg nach Finnland. Nach dem intensiven Erlebnis Norwegen wird es Finnland zwar schwer haben, uns zu beeindrucken, doch auch hier warten Überraschungen. Bleibt gespannt!

Rückblick auf die Baltic Sea Circle Winter Rallye 2022 (Teil 1)

Der Start in Hamburg

Am 18. Februar ging es endlich los: Der Start der Baltic Sea Circle Winter Rallye 2022! In Hamburg versammelten wir uns an der Oldtimer-Garage, wo die Stimmung bereits zwei Stunden vor dem Start kochte. Teilnehmer und Zuschauer bestaunten die beeindruckende Fahrzeugauswahl – von klassischen Oldtimern bis zu ungewöhnlichen Eigenkreationen war alles dabei. Unser Fahrzeug war vielleicht nicht das ausgefallenste, aber definitiv das größte im Rennen. Unser Favorit blieb trotzdem der Lada „Svetlada“ – ein wahrer Hingucker.

Falls ihr noch nichts von dieser besonderen Rallye gehört habt, hier die wichtigsten Infos:

  • Es geht bei dieser Rallye nicht um Geschwindigkeit.
  • Autobahnen und Navigationssysteme sind strikt verboten, das Fahren erfolgt nach einem festgelegten Ehrenkodex.
  • Die Route führt uns von Hamburg über das Nordkap und zurück durch die baltischen Länder bis nach Hamburg – insgesamt rund 7500 Kilometer in 16 Tagen.
  • Ältere Fahrzeuge erhalten Bonuspunkte.
  • Tägliche Herausforderungen und eine Foto-Challenge bringen zusätzliche Punkte.
  • Die sogenannte Tausch-Challenge startet mit einer Büroklammer, die man gegen immer wertvollere Dinge eintauschen soll.

Die erste Etappe: Hamburg bis nach Schweden

Unsere erste Etappe führte uns von Hamburg über Dänemark nach Schweden. Nachdem wir die Fähre nach Dänemark genommen hatten, erreichten wir spät in der Nacht unseren ersten Stopp am Meer. Die winterliche Landschaft bot gleich zu Beginn eine traumhafte Kulisse.
 
In Schwedisch Lappland standen die ersten Aufgaben aus dem Roadbook an, die sich schnell als echte Herausforderungen herausstellten. Die „Fisch-Challenge“ war dabei eine der schlimmsten: Einem übel riechenden schwedischen Dosenfisch „Surströmming“ mussten wir öffnen und 200 Kilometer im Auto mitnehmen. Das Ergebnis? Einer unserer Mitfahrer musste sich sogar übergeben!

Driften, Abba und ein bisschen Michel aus Lönneberga

Ein echtes Highlight der ersten Etappe war das Driften auf einem zugefrorenen See. Unser Fahrzeug war durch sein Gewicht eigentlich nicht zum Driften gemacht, aber dennoch gelang es uns, ein paar beeindruckende Manöver hinzulegen. Ein Subaru-Fahrer, der hinter uns fuhr, meinte begeistert: „Was zum Henker ist das? Ich komme kaum hinterher, das klebt ja wie Hölle!“
 
Eine weitere Aufgabe aus dem Roadbook führte uns zu einem Autofriedhof mitten im Wald, auf dem der Tourbus von ABBA steht. Das obligatorische Foto war schnell geschossen, und da wir schon mal dort waren, fuhren wir weiter nach Katthult – in die Heimat von Michel aus Lönneberga. Leider war Michel selbst nicht da oder wir haben ihn einfach nicht erkannt.

Eisige Temperaturen und gute Vorbereitung

An der schwedisch-norwegischen Grenze erreichten wir die kälteste Passage unserer Route. Bei minus 24 Grad Celsius wurde uns klar, dass die Entscheidung für eine Motorstandheizung goldrichtig war. Dank der Heizung startete das Auto morgens problemlos – definitiv eine Investition, die sich ausgezahlt hat!

Das war der erste Teil unserer Erlebnisse auf der Baltic Sea Circle Winter Rallye 2022. Es liegen noch viele spannende Momente vor uns, und wir freuen uns darauf, sie mit euch zu teilen. Bleibt dran für Teil 2!