Vom Baltikum über Polen zurück nach Hamburg
Mit etwas Verspätung, aber das gute Wetter verführte uns dazu, die Zeit draußen zu verbringen – wir hoffen, ihr verzeiht uns. Da die Route über St. Petersburg in diesem Jahr nicht möglich war, nahmen wir stattdessen die Fähre von Helsinki nach Tallinn. So begann unser letztes Etappenabenteuer durch das Baltikum.
Nach einem kurzen Rundgang in Tallinn stand auch schon ein Highlight auf dem Plan: Ein großes Rallye-Treffen in einer Anlage außerhalb der Stadt. Nach einem leckeren Essen endete der Abend in der Sauna und im Hotpot – ein gut sechsstündiger Saunagang, der längste unseres Lebens und einfach unvergesslich. Der nächste Tag kam leider etwas zu früh, und mit leichtem Schlafmangel und kalten Fingern zogen wir das erste Rallye-Fahrzeug des Tages aus dem Schnee. Nach der Starthilfe hieß es: weiterfahren! Die Tages-Challenge bestand darin, ein verlassenes Gefängnis zu finden – ein „Lost Place“, also genau unser Ding. Von dort aus wurden wir sogar zu einer alten sowjetischen Raketenbasis gelotst, wo wir auf einem schneebedeckten Gelände unsere Offroad-Fähigkeiten erneut unter Beweis stellen durften und prompt das nächste Rallye-Team aus dem Schnee befreiten.
Später führte die Strecke zum „Hill of Crosses“, einem Ort voller Kreuze, die die Menschen über die Jahre als Zeichen der Hoffnung hinterlassen haben. Vor sechs Jahren hatten wir hier schon einmal ein Kreuz aufgestellt – diesmal kamen wir mit „Sir“ zurück und hinterließen wieder eines. Vielleicht bringt es uns genauso viel Glück wie damals.
Unsere Übernachtung am Meer verbrachten wir mit einer letzten Reifenaktion: Die Spikes mussten raus. Nicht gerade das Lieblings-To-Do, aber ohne Spikes ging’s auf den letzten Kilometern besser voran. Nächster Stopp: Riga! Die Markthalle der Stadt ist ein Paradies für Feinschmecker, und wir konnten es uns natürlich nicht verkneifen, ein paar regionale Spezialitäten mitzunehmen. Riga selbst ist eine Perle des Baltikums, und wer dort einmal ist, sollte diesen Markt auf keinen Fall auslassen.
Der Endspurt führte uns dann nach Polen, wo wir – kaum über die Grenze – prompt herausgewunken wurden. Wahrscheinlich machte unser Fahrzeug die Grenzbeamten neugierig. Nach einem kurzen Schmunzeln durften wir weiterfahren und freuten uns auf einen ganz besonderen Besuch: Dirk und Max, ein weiteres Rallye-Team, das in Polen ein Kinderheim betreibt, hatte uns zum Abendessen und Campen eingeladen. Die polnische Gastfreundschaft war wie immer überwältigend, und nach dieser Mahlzeit hätten wir fünf Tage lang nichts essen müssen.
Mit einem letzten Zwischenstopp auf einem Friedhofsparkplatz (für alle Overlander übrigens eine ruhige Empfehlung) ging es am frühen Morgen Richtung Hamburg und dem Ziel entgegen. Kurz nach der Grenze zurück in Deutschland fiel uns gleich auf, dass die Gelassenheit des Nordens in Sachen COVID-19 hier schon wieder verflogen war. Die freundliche Frage nach der Maske an der Tankstelle ließ uns das feststellen.
Am Fischmarkt in Hamburg fuhren wir endlich über die Ziellinie – müde, aber glücklich. Nach über 8000 Kilometern auf Schnee und Eis, quer durch Skandinavien, das Baltikum und Polen, sind wir endlich zurück. Am nächsten Morgen trafen wir uns noch für ein Abschlussfoto mit Team „4×4 Panda“ – das größte und das kleinste Fahrzeug der Rallye nebeneinander, beide italienischer Herkunft. Ein würdiger Abschluss für dieses einmalige Abenteuer.
Die nächste Reise wird ruhiger und langsamer – aber wir wissen schon jetzt, dass wir eines Tages zurückkehren werden: nach Skandinavien!