39. Pritz Globetrotter Treffen 19.-21. September 2025

Die Polizei, dein Freund und Helfer

Das erste Mal in eine Polizeikontrolle geraten wir im Süden Mexikos – und das ausgerechnet an dem Tag, an dem wir nach Belize ausreisen wollen! Auf Baja California gab es ein paar Militärkontrollen und auch auf dem Festland einige Polizeicheckpoints. Meistens wurden wir durchgewunken, ab und zu befragt, woher wir kommen und wohin wir wollen. Manchmal wollte ein besonders neugieriger Polizist einen Blick in unseren Campervan, Muggl, werfen. Aber eine richtige Polizeikontrolle erlebten wir erst nach etwa 40.000 Kilometern. Nichts in den USA, nichts in Kanada!

Neues Spielzeug bekommen

Es ist Dienstagmorgen, der 20. Februar. Wir haben uns in Chetumal auf den heutigen Grenzübertritt nach Belize vorbereitet und fahren gerade auf der Avenida Insurgentes Richtung Süden, als uns eine Polizistin anhält. „Na bravo“, denken wir uns, „das hat uns gerade noch gefehlt. “ Ausgerechnet am letzten Tag erwischt es uns noch, und ich mache mich auf Verhandlungen mit korrupten Polizeibeamten gefasst. Die junge Beamtin meint, wir wären zu schnell gewesen, und grinst dabei. Ich frage, wie schnell wir denn waren, bekomme aber keine Antwort. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir zu schnell waren, außer diese breit ausgebaute Avenida wäre unsinnigerweise eine 30er Zone. Den Mexikanern traue ich ja alles zu. Wir sind erst etwa vier Kilometer gefahren, und Christoph fährt Muggl immer ganz langsam warm. Also frage ich nochmal, um wie viel wir denn zu schnell waren. Wieder keine Antwort. Die Polizistin scheint sehr amüsiert, und eine mexikanische Polizeikontrolle habe ich mir irgendwie anders vorgestellt.

Hinter der Beamtin tritt ein Polizist hervor, auch er grinst und sagt, wir wären zu schnell gefahren, aber auch er gibt uns keine Antwort, wie schnell wir waren. Mir kommt das alles ganz komisch vor. Als der Polizist einen Schritt zur Seite tritt, sehe ich die Polizistin wieder, in der Hand eine Laserpistole, mit der sie auf das nächste Fahrzeug zielt. Jetzt ist mir alles klar: Die haben gerade neue Laserpistolen bekommen und finden das neue Spielzeug ganz toll. Man drückt uns einen Zettel in die Hand, auf dem steht, man solle doch bitte die Geschwindigkeitsbegrenzungen innerorts respektieren, und wünscht uns gute Fahrt und einen schönen Tag. Wir sind sprachlos, aber happy zugleich und verlassen Mexiko, ohne auch nur einen der berühmt-berüchtigten korrupten Polizisten getroffen zu haben.

Es gibt Sie doch

In Belize, Guatemala, El Salvador und Honduras lässt uns die Polizei ganz in Ruhe. Obwohl es in Guatemala sehr viel Polizeipräsenz und Kontrollen gab, sind Touristen gänzlich uninteressant. Die erste korrupte Polizei begegnet uns tatsächlich in Nicaragua, und ich wundere mich schon ein bisschen, dass die trotz der Unruhen im Land noch Zeit haben, Touristen abzuzocken! Es ist Mittwochvormittag, der 16. Mai, und wir verlassen León Richtung Süden. Am Ortsausgang stehen zwei Polizisten und halten uns an. Einer kommt ans Fenster und meint, wir wären über eine durchgezogene Linie gefahren. Klar, sage ich, muss man hier ja, sonst kann man die Spur nicht wechseln, und wir wollen ja nach Granada und nicht nach León, denn da kommen wir ja gerade her. Eine kurze Diskussion hin und her, er will 20 US-Dollar von uns und winkt mit einem gelben Zettel, der das Ganze offiziell aussehen lassen soll. Ich sage, wir hätten kein Bargeld und verlange einen Einzahlungsschein für die Bank, dann würden wir unsere Strafe natürlich ganz ordnungsgemäß bezahlen. Er geht weg und diskutiert kurz mit seinem Kollegen, dann werden wir weitergewunken. Netter Versuch


Wir warnen gleich die anderen Overlander, die wir in León getroffen haben, denn die wollen am nächsten Morgen in die gleiche Richtung, und tatsächlich erwischt es einen von denen auch. Mit 100 US-Dollar hatten sie es versucht. Muss wohl am Sprinter liegen. Da kommt uns Muggls Alter und dass er schon so verkratzt und verbeult ist, zugute, was das Schmiergeld etwas schmälert. Aber auch die beiden machen es uns nach, verlangen einen Einzahlungsschein und werden weitergeschickt. Bei der Rückfahrt durch Nicaragua sechs Wochen später und in der fortgeschrittenen Krise lässt sich kein Polizist auch nur irgendwo sehen. Die Polizisten sind unter der totalen Kontrolle der diktatorischen Regierung und somit Feind der Bevölkerung, sodass sich die Polizei nicht mehr auf die Straßen traut.

Das nächste Mal besucht uns die Polizei am 23. Mai in einer regnerischen Nacht am Coyote Beach auf der Nicoya-Halbinsel in Costa Rica. Wir hatten einen schönen sonnigen Tag am Strand, und als es gegen halb acht zu regnen anfängt und außerdem schon dunkel ist, gehen wir ins Bett. Um kurz nach neun, uns kommt es vor wie mitten in der Nacht, weil wir ja schon geschlafen haben, weckt uns eine Polizeisirene mit zusätzlicher Discobeleuchtung auf. Das kommt einem schon ein bisschen beängstigend vor, wenn einen die Polizei mit vollem Programm besucht. Ich steige aus, und Christoph meint erst noch zu mir: „Du machst das schon. “ „Spinnst du? Du kommst gefälligst mit raus“, erwidere ich.

Der jüngere der beiden Polizisten ist sehr nett und fragt, ob alles in Ordnung ist, wer wir sind, was wir machen und wie lange wir hier bleiben wollen. Ein anderer, etwas grimmig dreinschauender älterer Polizist verlangt unsere Reisepässe und verschwindet damit. Wir stellen uns unter Muggls Markise und unterhalten uns mit dem jungen Polizisten, der uns erzählt, dass er schon mal in Hamburg war, aber im Herbst, was wohl ein rechter Temperaturschock für ihn gewesen sein muss! Der grimmige kommt wieder und belehrt uns, wie gefährlich es hier wäre und dass ja Raub und Raubmorde im ganzen Land immer wieder vorkämen. Ich verkneife mir zu sagen, dass wir schon fünf Monate in Mexiko überlebt haben und fast zwei in Guatemala. Der junge Polizist hat uns ja schon ausgiebig befragt und erklärt ihm, wir würden ja morgen früh weiterfahren. Der grimmige fragt, ob wir Waffen oder Drogen haben. Wir verneinen, und offenbar glaubt er uns, denn wir werden nicht durchsucht. Er gibt uns unsere Reisepässe zurück und murmelt eine Verabschiedung, bevor er hinter Muggl verschwindet. Der junge Beamte verabschiedet sich mit Handschlag, wünscht uns eine gute Nacht und eine gute Weiterreise.

Mit Costa Rica geht es auch gleich weiter. Am 4. Juni campen wir mit anderen Overlandern mitten in San José am Ende einer Straße hinter einem Walmart inmitten grüner Wiesen. Wir stehen gerade mal eine Stunde, es ist schon dunkel, als fünf Polizisten auf drei Motorrädern ankommen. Und ich sage noch: „Gut, dass die jetzt schon kommen und uns nicht mitten in der Nacht rausklopfen. “ Sie fragen, wo wir herkommen, und wollen unsere Ausweise sehen. Es wäre nicht gut, dass wir hier stehen, wir sollen doch lieber rüber zum Walmart-Parkplatz fahren, da wäre ein Wachmann, das wäre sicherer. Dass der Walmart für uns nicht infrage kommt, war uns vorher schon klar, und ich antworte, wir würden lieber hier stehen bleiben, weil es viel ruhiger ist und auch nicht so hell beleuchtet wie auf dem Parkplatz vom Walmart. Außerdem sind wir ja zu zweit. Begeistert sind sie zwar nicht, trotzdem lassen sie uns hier parken und verschwinden wieder. Wir haben tatsächlich eine sehr ruhige Nacht, und am Morgen gegen sieben Uhr kommt eine neue Truppe vorbei, diesmal vier Polizisten auf zwei Motorrädern, um zu sehen, ob wir noch leben und auch noch vollzählig sind. „Ob alles gut ist? “, fragen sie. „Ja, alles bestens“, antworten wir. Einer der Polizisten verabschiedet sich sogar mit „Auf Wiedersehen“ und „Gute Reise“ auf Deutsch!

Das nächste und das letzte Mal sind wir in Panama dran, und zwar gleich ein paar Kilometer nach der Grenze. Panama ist sehr strikt, was Geschwindigkeitsbegrenzungen angeht, und komischerweise herrscht auf vielen Straßen außerhalb der Ortschaften eine Höchstgeschwindigkeit von nur 40 km/h! Das wurde uns ca. 15 Minuten nach der Grenze fast zum Verhängnis. Mit 67 km/h wurden wir „gelasert“. Ja, richtig gelesen, die Verkehrspolizei in Panama benutzt Laserpistolen! 50 US-Dollar sollte das kosten. Der Polizist sieht in Christophs Pass, dass wir heute erst eingereist sind, und fragt, wie lange wir schon hier wären. „Höchstens 20 Minuten“, sagen wir. „Ohhh“, erwidert er und sagt, er müsse uns ein Ticket schreiben und erklärt, dass wir bis zu unserer Ausreise Zeit hätten, es zu bezahlen, und fängt schon damit an. Wir sind enttäuscht über uns, weil wir nicht aufgepasst haben, und über die Sinnlosigkeit einer Begrenzung von 40 km/h auf dieser schnurgeraden und gut ausgebauten Straße. Der Beamte verschwindet kurz, und ich glaube, er hat sich in dem Moment von seinen Kollegen, es waren insgesamt drei oder vier Polizisten, das Okay geben lassen, uns ziehen zu lassen, denn als er zurückkommt, erklärt er, dass er uns kein Ticket ausstellen wird, aber wir sollen auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen achten! Wir können es kaum glauben, sind erstmal sprachlos und bedanken uns eindringlich bei dem freundlichen Polizisten, der uns an unserem ersten Tag in Panama so herzlich begegnet ist.

Auf der Rückreise durch Costa Rica, Nicaragua, Honduras und Guatemala gibt es keine Polizei- oder Militärkontrollen. Erst in Mexiko wird es wieder lustig. Auf der Fahrt von La Mesilla nach San Cristóbal de las Casas in Chiapas, das sind 176 km, kommen wir an drei Militärkontrollen, einer Polizeikontrolle und einem sehr modernen Polizeicheckpoint vorbei. Die drei Militärkontrollen sind, wie wir es schon von Baja California gewohnt sind, neugierige junge Männer, die einfach interessiert, wie ein Campervan von innen aussieht. Die Polizeikontrolle mustert uns nur von außen und winkt uns durch, ohne irgendetwas zu fragen. Am modernen und noch sehr neu aussehenden Checkpoint, wo jeder durch muss, kommen wir uns vor wie an einer Mautstation. Man fährt an die Schranke, wo man auf einen Buzzer drücken muss, der entscheidet dann nach Zufallsprinzip, ob wir kontrolliert werden oder weiterfahren dürfen. Ein grünes oder rotes Licht zeigt an, ob man kontrolliert wird oder nicht. Bei uns leuchtet es natürlich rot. „Bravo“, denken wir, und ein überdurchschnittlich großer Mexikaner (vermutlich der größte Mexikaner aller Zeiten) bittet uns, die Schiebetür zu öffnen. Es kommen aber nur die üblichen Routinefragen, die man sonst auch schon immer gestellt bekommt: Woher? Wohin? Haustiere? Tabakwaren? … etc. Von so einer professionell, ja sogar fast bedrohlich aussehenden Kontrollstation hätte ich fast erwartet, dass sie uns das halbe Auto ausräumen lassen, aber nichts. Auch hier werden wir mit „Buen Viaje“ verabschiedet.

Unser fazit

Wir haben bis auf die Situation in Nicaragua nur positive Erfahrungen mit Polizei und Militär gemacht. Die Menschen sind uns freundlich und höflich begegnet, was vielleicht auch ein bisschen an unserem Reisemobil lag. Das kann ich mir mit einem neueren und/oder größeren Fahrzeug auch anders vorstellen, wie ja auch die Erfahrung unserer Reisefreunde im Sprinter gezeigt hat, von denen 100 US-Dollar für das gleiche „Vergehen“ gefordert wurden. Trotz allem würden wir empfehlen, immer mit ins Fahrzeug zu gehen, wenn jemand hineinsteigen will. Theoretisch muss man sie ja gar nicht reinlassen, aber wir denken einfach, es könnte uns verdächtig machen, wenn wir Nein sagen würden. Polizisten sowie Militärs haben IMMER gefragt, ob sie reinschauen oder reingehen dürfen, wobei nie ein Polizist reingegangen ist, sondern nur Militärs. Außerdem haben wir immer laminierte Kopien unserer IDs und Führerscheine gezeigt. Nur einmal ist das einem Polizisten in Mexiko aufgefallen, und er wollte das Original sehen. Es zu sehen reichte ihm dann auch, er hat es nicht genommen. So war es bei uns. Wir haben aber auch schon Geschichten gehört, wo Reisende ihre Originaldokumente „freikaufen“ mussten oder jemandem bei einer Kontrolle etwas untergejubelt wurde. Man sollte generell vorsichtig sein, aber man muss unserer Erfahrung nach keine Angst davor haben. Ich beginne jede Begegnung immer mit einem Späßchen, was die Situation in der Regel gleich zu Beginn auflockert. Das hilft übrigens auch bei Grenzübergängen und ist natürlich einfacher, wenn man ein bisschen Spanisch spricht.

Grenzübertritt von Guatemala nach Mexiko bei La Mesilla

Der abenteuerlichste Grenzübergang erwartet uns: eng und immer enger zum Migrationsgebäude hin. La Mesilla gleicht einem riesigen Marktplatz. Um 12:36 Uhr kommen wir an. Ein freundlicher Beamter im blauen Poloshirt mit aufgesticktem SAT-Emblem begrüßt uns. Er weist uns an, zuerst zur Aduana zu gehen, und fragt, ob wir nach Guatemala zurückkehren wollen. Wir verneinen und entfernen den Aufkleber von unserer Windschutzscheibe, der bis heute dort klebte. Diesen kleben wir auf die Rückseite des SAT-Formulars, das bei der Aduana abgestempelt und behalten wird. Christophs Reisepass interessiert ihn nicht. Danach geht es zur Migration, wo unsere Reisepässe gestempelt werden. Bei der Kontrolle fragt der Beamte nach Whisky und Tabak. Ich sage, Whisky schmeckt uns nicht und rauchen tun wir auch nicht. Das ist nicht mal gelogen, und Christoph raucht nur ab und zu. Trotzdem will er ins Auto schauen, prüft die Kühlbox und schaut in die Schränke. Ins Auto steigt er nicht, es reicht ihm, dass ich die Schränke öffne und erkläre, was drin ist. Mitten im Marktgetümmel gibt es dann wie immer eine Fumigation. Muggl wird diesmal nur mit einem dampfstrahlerähnlichen Gerät besprenkelt, dafür zahlen wir 50 Quetzales.

Um 12:56 Uhr, nach 20 Minuten, verlassen wir den Ort und fahren die 3 Kilometer zur mexikanischen Grenze. Dort schickt uns der Beamte aber erstmal wieder zurück. Der Salida-Stempel hat ein falsches Datum: heute ist der 10. Juli, nicht der 10. Juni! Mist! Einmal nicht aufgepasst, aber das musste ja irgendwann passieren.

Also zurück ins Gewusel. Wir suchen einen Parkplatz, aber der Taxiparkplatz, der zur Hälfte leer ist, wird uns verweigert. Alles Erklären hilft nichts. In der Zeit des Verhandelns wären wir leicht zur Migration marschiert und hätten einen neuen Stempel bekommen. Ich laufe die Straße hinunter zu dem freundlichen alten Verkehrslotsen, der uns vorhin noch Richtung Ortsausgang gewunken hat. Er versteht sofort. Wir parken am Hinterausgang eines Supermarktes, der sonst wohl eine Ladezone ist.

Bei der Migration ist es dem Mitarbeiter sehr unangenehm. Er entschuldigt sich mehrmals für sein Malheur. Der falsche Stempel wird für ungültig erklärt, und ein neuer kommt rein. Gut, das war einfach. Jetzt gibt es erstmal eine Taco-Pause!

Um 14:45 Uhr stehen wir wieder beim Mexikaner vor der Migration, und mit uns ein Minibus. Das war ja klar. Ich frage mich, wie viele Menschen in einem Minibus Platz haben. Wir warten gut 35 Minuten, bis wir endlich dran sind, und bekommen dann den klassischen Zollzettel zum Ausfüllen. Immerhin müssen wir uns danach nicht mehr ganz hinten anstellen, sondern werden dazwischen gewunken. Danach noch schnell zur Aduana und fragen, ob jemand Muggls Aufenthaltsgenehmigung sehen will. Der Beamte erklärt uns, dass er für 10 Jahre einfach rein und raus darf, so oft und wann er will. Dafür hat er bei seiner ersten Einreise einen Aufkleber auf die Windschutzscheibe bekommen. Na, der hat’s leicht!

Um 15:26 Uhr sind wir endlich fertig und machen uns auf den Weg nach San Cristóbal de Las Casas. Fast jedenfalls, denn weit kommen wir nicht. Die erste Militärkontrolle erwartet uns schon drei Kilometer nach der Grenze. Ach, wie haben wir das vermisst. „Revisión del vehículo“ heißt es, und ich mache geduldig die Schiebetür auf. Sie ist kaputt, sage ich, und der neugierige Mexikaner hilft mir, sie anzuheben. Ja, neugierig sind sie, die jungen Soldaten des Militärs, aber auch sehr höflich. Sein Kollege steigt hinein und sieht sich um. Er öffnet vorsichtig den Kleiderschrank und verschließt ihn danach auch wieder sorgfältig. Trotzdem kommt uns diese Militärkontrolle ernsthafter vor als die, die wir bisher auf der Baja hatten. Zwei Militärs laufen mit Hunden am Kontrollposten herum, und als wir weiterfahren, sehen wir am Ende der Absperrung ein Nagelbrett liegen.

Total Zeit ohne Militärkontrolle: 2 Stunden 45 Minuten, aber mit Taco-Pause. Hätte der Beamte auf der guatemaltekischen Seite seinen Stempel nicht falsch eingestellt, hätte das unser schnellster Grenzübergang werden können.

Grenzübertritt von Chetumal Mexiko nach Corazal Belize

20.02.2018 Adios Mexiko, willkommen Belize. Am Dienstagvormittag brechen wir von Chetumal zur Grenze auf. Kaum sind wir aus der Stadt, treffen wir auf eine Polizeikontrolle. Die Polizistin erklärt lachend, dass wir zu schnell gefahren seien. Innerorts gilt nur 40 km/h, sagt sie auf Spanisch. Ich frage, wie schnell wir waren, bekomme aber keine Antwort. Na bravo, denken wir, das hat uns an unserem letzten Tag gerade noch gefehlt! Ein Kollege kommt dazu und fragt, ob wir Englisch sprechen. Ja, antworten wir, und auch er erklärt, dass wir zu schnell waren. Auch er gibt keine Auskunft über unsere Geschwindigkeit. Irgendwie finden sie das alle lustig, und bald lachen wir mit. Niemand will Geld von uns, sie weisen uns nur darauf hin, langsamer zu fahren. Dann schicken sie uns weiter. Wir vermuten, dass sie die neuen Laserpistolen gerade bekommen haben und deshalb so viel Spaß damit haben. Mexikaner sind eben ein bisschen wie große Kinder.

Einige Minuten später erreichen wir die Grenze. Dort checken wir aus und lassen unsere Pässe stempeln. Da wir Mexiko zwischenzeitlich verlassen und nach Kuba geflogen sind, müssen wir die Touristengebühr von 533 Pesos pro Person erneut zahlen. Dann suchen wir das Büro, um unseren Camper auszuchecken. Die Frau am Schalter hat jedoch keine Ahnung, wovon wir sprechen. Wir müssen innerhalb von 12 Monaten ein Dokument über den Export unseres Campers an die USA schicken, um zu bestätigen, dass wir die NAFTA-Staaten verlassen haben. Sie kann uns kein entsprechendes Dokument ausstellen.

Na gut, wenn sie nicht weiß, was wir wollen, setzen wir auf die Belizaner. Weiter geht’s zur Desinfektionsstation. Ja, ihr lest richtig: Wir müssen die Fenster schließen, und Muggl wird mit einem Desinfektionsmittel besprüht. Das Ganze kostet 10 Belize-Dollar oder 5 US-Dollar oder 100 Pesos, und wir erhalten eine Quittung, die wir später vorzeigen müssen. Weiter geht’s zur Immigration, wo uns ein sehr freundlicher junger Grenzbeamter mit Handschlag und den Worten „Welcome to Belize“ schon auf dem Parkplatz begrüßt. Er erklärt uns, dass wir das Auto hier stehen lassen können und ihm ins Immigration Office folgen sollen. Dort zeigt er uns, wo wir das Einreiseformular ausfüllen, unseren Stempel bekommen und wo Muggl seine Papiere erhält. Kaum haben wir das Gebäude betreten, bekommen wir eine Landkarte von Belize in die Hand gedrückt, mit Sehenswürdigkeiten, Naturhighlights und Aktivitäten. Sehr freundliche Menschen, die Belizaner.

Der Beamte am Immigration-Schalter fragt zuerst: „Who is this Lucky guy?“ In so einem ernsten Rahmen braucht man immer etwas, um den Humor zu verstehen. Der Officer scherzt mit uns und nennt Christoph „Lucky guy“, weil er das Glück hat, mit mir zu reisen. Endlich erkennt das mal jemand! 😉

Wo wir hinwollen, fragt er. Wir sagen, dass wir nach Crooked Tree wollen, einem Dorf zwischen Orange Walk Town und Belize City. Er warnt uns vor Cashew Wine in der Gegend, der macht betrunken. Klar, ist ja Wein. Wenn man am nächsten Tag aufwacht und denkt, man hätte seinen Rausch ausgeschlafen, aktiviert die Sonne den Alkohol wieder, und man wird wieder betrunken. Das klingt ja abgefahren. Mal sehen, ob wir Cashew Wine irgendwo finden. 

Wir müssen keine Fingerabdrücke abgeben und nicht grimmig in eine Kamera schauen. Der Beamte fragt uns, wie lange wir bleiben wollen, und trägt uns 30 Tage in die Reisepässe ein. Wie unkompliziert! Am nächsten Schalter erhält auch Muggl seine „Aufenthaltsgenehmigung“ in Form eines Papiers mit seinen Daten und der Aufenthaltsdauer. Wie wir bekommt er 30 Tage, und dieses Dokument ist jetzt sein „Passport“, meint der Beamte. Das kostet 30 US-Dollar, und ich hoffe, das reicht den Amerikanern, um Muggls Einreise nach Belize als Ausreise aus Mexiko zu akzeptieren.

Als nächstes inspizieren sie unseren Kühlschrank. Mist! Ich habe vergessen, die Eier zu verstecken. Nachdem wir bisher von niemandem gehört haben, dass das Auto durchsucht wurde, haben wir uns getraut, Lebensmittel so zu verstauen, dass man alles ausräumen müsste, um sie zu finden. Der fünfte Beamte erklärt gelassen: „Wissen Sie, wir hatten mal Vogelgrippe, und seitdem dürfen keine Geflügelprodukte mehr eingeführt werden. Aber keine Sorge, wir haben Eier in Belize.“ Na dann ist’s ja gut, und ich will nicht für eine Massenepidemie verantwortlich sein. Für abgepackte Wurst hätten sich niemand interessiert, haben uns Reisende erzählt, die etwa zwei Wochen vor uns an derselben Grenze nach Belize eingereist sind. Das ist heute anders. Man muss es deklarieren, aber da unser Päckchen Salami und der Schinken das TIF-Siegel haben, drücken sie ein Auge zu. Dieses Siegel besagt, dass die Lebensmittel in Mexiko geprüft und genehmigt wurden. Die Käseknacker, die ganz unten in der Kühlbox sind, sieht er zum Glück nicht. Die haben nämlich kein Siegel, und der Verlust wäre für mich persönlich schon schlimm gewesen.

Das USDA-Siegel aus den USA wird auch anerkannt, und Lebensmittel mit diesem Siegel dürfen eingeführt werden, müssen aber auch deklariert werden. Außer der Kühlbox wollten sie nichts sehen, keinen Schrank, keine Schublade. Außerdem fragen sie nach Alkohol. Ein paar Dosen Bier haben wir dabei, das ist kein Problem. Von Tequila, Rum und Wein sagen wir nichts. Zu Reis sowie Obst und Gemüse sage ich nein. Was man genau und wie viel man nach Belize einführen darf, ließ sich für uns nicht genau herausfinden. Nach unserem Informationsstand darf man auf keinen Fall Obst, Gemüse, Geflügelprodukte wie Eier, Hühnchen- und Putenfleisch, Frischfleisch, Getreide, Mehl und Reis mitnehmen. Ein Liter Spirituosen pro Person ist erlaubt, wie viel Bier genau pro Person erlaubt ist, weiß ich nicht. Dosenfleisch ist okay. Mit dem Verlust der Eier können wir leben, und da sind wir aber auch selbst schuld.

So, die Grenzformalitäten wären erledigt. Nun brauchen wir noch eine Versicherung, und es kann losgehen. Etwa 200 Meter nach der Grenze gibt es in einem weißen quadratischen Gebäude das Versicherungsbüro. Vier Wochen Haftpflichtversicherung für unseren Muggl kosten 60 Belize-Dollar oder 30 US-Dollar, und wir bekommen einen Aufkleber, den wir an der Fahrerseite auf die Windschutzscheibe kleben müssen.

Alles erledigt! Belize, wir kommen……

Die Geschichte unserer Bremsscheiben – eine unglaubliche Tortur

Um die Geschichte zu verstehen, müssen wir in die Vergangenheit zurückkehren. Kurz nach unserem Start von San Francisco in Richtung Lake Tahoe hatten wir wieder einen Platten. Wir wechselten den Reifen auf dem Standstreifen der Interstate 580 Richtung Osten, mitten im Berufsverkehr. Man kann eben nicht wählen, wann man einen Platten hat! Mit dem montierten Reserverad fuhren wir bis Manteca und beschlossen, am nächsten Morgen eine Garage aufzusuchen, die uns den kaputten Reifen flickt und vielleicht gleich neue Reifen aufzieht. Unsere Mud Terrain-Reifen haben mittlerweile 50.000 Kilometer hinter sich, was für Reifen nicht viel ist. Doch das Profil ist ungleichmäßig abgenutzt, da wir mit Reifen, die für Schlamm und unbefestigte Straßen gedacht sind, hauptsächlich auf asphaltierten Straßen fuhren.

In den USA ist es nicht einfach, eine Werkstatt zu finden, die Reifen mit Schlauch und Springringfelgen repariert. Daher landeten wir bei der großen Kette Les Schwab. Dort wurden wir gut beraten und entschieden uns für die Toyo Open Country-Reifen. Der BF Goodrich All Terrain ist teurer, hat Lieferzeit und ist nicht unbedingt besser. Da wir alle vier Reifen wechseln mussten, ließen wir die Felgen gleich auswuchten. Während die Werkstatt die neuen Reifen montierte, gingen wir frühstücken. Eine gute Stunde später konnten wir Muggl wieder abholen. Weiter ging es nach Lake Tahoe. Nach einigen Kilometern stellten wir fest, dass es beim Bremsen ruckelte. Christoph vermutete, dass dies mit dem Reifenwechsel zu tun hatte. In Tahoe fuhren wir zu einer anderen Les Schwab-Filiale und erklärten unser Problem. Dort wiesen sie uns ab, das Rütteln habe nichts mit den Reifen zu tun, sondern liege an den Bremsen.

Wir fuhren weiter zum Yosemite-Nationalpark und dann Richtung Los Angeles. Das Rütteln begleitete uns ständig. Solange das Fahrzeug kalt war, war es nicht schlimm, aber wenn es warm wurde, rüttelte es stark und man wollte die Bremsen nicht zu stark betätigen. Kurz vor Santa Barbara hatten wir sowieso einen Termin in einer Werkstatt. Werner, ein Deutscher, wurde uns von Daniel empfohlen, den wir auf der Overland Expo in Flagstaff kennengelernt hatten. Der nordamerikanische Diesel hatte unsere Einspritzpumpe stark zugesetzt, und wir hatten bereits eine neue von unseren Mechanikern aus Deutschland schicken lassen. Werner schaute sich die Bremsscheiben an und stellte fest, dass sie stark abgenutzt waren. So ein Mist! Hätten wir das gewusst, hätten wir gleich neue Bremsscheiben mitbestellt. Die Zeit drängte, da unsere KFZ-Versicherung bald ablief und wir in ein paar Tagen die USA verlassen mussten. Die Agentur verlängerte unseren Vertrag nicht, und ein neuer Vertrag für sechs Monate und 1700 US-Dollar kam nicht in Frage. Wir beschlossen, die Bremsscheiben nach Mexiko schicken zu lassen. Dass dies kompliziert werden würde, ahnten wir noch nicht.

Wir baten den ADAC um Unterstützung und wollten die Scheiben zu einem Cargo-Office an einen der fünf internationalen Flughäfen in Baja California schicken lassen, wo wir sie abholen könnten. Tagelang, bzw. wochenlang, waren wir mit dem ADAC in Kontakt. Sie machten uns wenig Mut, da es schwierig sei, Pakete nach Mexiko zu schicken und vom Zoll zu bekommen. Wir bräuchten einen internationalen Zollagenten, und selbst das wäre keine Garantie. Sollte die Lieferung vom mexikanischen Zoll nicht akzeptiert werden, drohte sogar die Zerstörung der Ware. Das wollten wir nicht riskieren, denn es war schon schwierig, Bremsscheiben für unseren Iveco zu bekommen. Sie werden nur sporadisch hergestellt und waren gerade ausverkauft. Unsere Werkstatt hatte einen Satz von einem gebrauchten Iveco ausgebaut, der nur 5000 Kilometer runter hatte und praktisch wie neu war.

Das Paket war versandfertig und wartete beim ADAC auf weitere Anweisungen. In Mexiko trafen wir Yasmin und Stefan im Toyota Landcruiser (Zebra). Wir beschlossen, die Baja gemeinsam zu bereisen, um mehr Offroad unterwegs zu sein. Die Gegend ist dünn besiedelt, und bei einer Panne müsste man lange warten, bis jemand vorbeikommt. In Bahia de Los Angeles trafen wir auf eine amerikanische Community, die dort in einer kleinen Bucht lebte, ihre Ferienhäuschen hatte und ihr Rentnerdasein genoss. Sie luden uns ein, dort zu campen und das Internet zu nutzen, um unser Problem zu lösen. Ich könnte ins Detail gehen, aber das sprengt den Rahmen. Kurz gesagt, wir ließen die Bremsscheiben vom ADAC nach San Diego schicken, zu einem Freund, der eine Woche später zu Besuch kam. Das war der unkomplizierteste Weg, und wir durften so lange im Paradies bleiben, wo wir mit Walhaien schnorchelten, die Kayaks benutzten und mit Delfinen, Riesenschildkröten und Seehunden paddelten. Alle kümmerten sich toll um uns, und wir wurden oft abends zum Essen eingeladen. Letztendlich durften wir sogar die Werkstatt nutzen, wo Christoph und Stefan mit Hilfe der Männer die Bremsscheiben und Beläge selbst wechselten.

Endlich ist es geschafft. Nach zwei Wochen reisen wir mit gemischten Gefühlen weiter gen Süden. 280 Kilometer Schotterpiste entlang der Baja 1000 führen uns nach San Franciscito, wo wir übernachten, und dann weiter nach Guerrero Negro. Die letzten 30 Kilometer sind asphaltiert. Doch als wir zum ersten Mal abbremsen, ruckelt es immer noch. Sind es doch nicht die Bremsscheiben? Lief bei der Montage etwas schief? Wir wollen in den Ort, um Lebensmittel zu kaufen und Wäsche zu waschen. Die Männer lassen die Frauen in der Wäscherei und suchen eine Werkstatt. Doch ohne Spanischkenntnisse kehren sie schnell zurück und holen mich. Überraschung: ein Platten! Schon wieder! Wenn es läuft, dann läuft’s. Wir haben kein Glück. Zum Glück gibt es in Mexiko viele Autowerkstätten, und Reifen flicken sie routiniert. Unser System mit Schläuchen ist unpraktisch, aber diesmal haben wir uns an der Taco-Bude einen rostigen Nagel eingefahren. Der Reifen ist schnell repariert, und wir bitten, die Bremsen zu prüfen. Rechtes Radlager kaputt, stellt der Mechaniker fest. Zum Glück haben wir ein Ersatzteil dabei, und es wird sofort gewechselt. Die Mexikaner arbeiten geduldig und akribisch, was uns beruhigt. Nach drei Stunden ist es später Nachmittag, und wir haben noch nicht eingekauft. Wir beschließen, außerhalb von Guerrero Negro an der alten Werft zu übernachten. Erleichtert, dass das Problem gelöst ist.

Am nächsten Morgen kaufen wir ein, bevor es weitergeht. Wieder auf Asphalt und bei höherer Geschwindigkeit rüttelt es beim Bremsen wie zuvor. Ratlos kontaktieren wir unsere Werkstatt in Deutschland und andere Reisende mit dem gleichen Iveco, schicken sogar ein Video. Alle vermuten die Bremsscheiben. Unser Mechaniker meint, sie müssten leicht aufgehen; Rost oder Dreck dazwischen könnte das Rattern verursachen. In El Marasal suchen wir die nächste Werkstatt auf. Christoph und Stefan wollen die Bremsen zerlegen und gründlich reinigen. Ich frage, ob wir einen Platz und Werkzeug nutzen dürfen. Der Chef stimmt zu. Die Mechaniker sind hilfsbereit, beobachten uns und reichen Werkzeug. Sie vermuten, es könnte an den neuen Bremsscheiben liegen. Im Ort gibt es jemanden, der sie abdrehen kann. Der Lehrling bringt die Scheiben mit dem Fahrrad in die Metallwerkstatt. Fünf Stunden später ist alles wieder zusammengebaut. Christoph macht eine Testfahrt und kehrt niedergeschlagen zurück. Immer noch das gleiche Problem! Ein Mechaniker fährt mit und sagt, es müsse an den Bremsscheiben liegen. Wir verzweifeln. Immer noch Dreck im System? Ist etwas anderes kaputt?

Christoph grübelt noch immer, ob beim Reifenwechsel etwas schiefgelaufen ist. Aber was? Seitdem plagt uns das Problem. Ein blöder Zufall oder der wahre Grund? Jeder behauptet, es liege an den Bremsscheiben, alles andere haben wir dreimal überprüft. Keine Schrauben oder Bolzen sind gebrochen, keine Lager defekt. Die Mechaniker in der Werkstatt sind ratlos. Wir diskutieren über Ersatzteile und Reparaturen, um eine Lösung zu finden. Sie schlagen vor, alles morgen noch einmal zu prüfen. Was bleibt uns anderes übrig? Der Chef fragt: „Ihr wart gestern in einer Werkstatt in Guerrero Negro?“ „Ja“, antworte ich. „Das war bei seinem Bruder“, sagt er. Wir sind bekannt wie ein bunter Hund. Wir sollen um 8:00 Uhr wiederkommen. Am Abend suchen wir unser Camp außerhalb des Ortes zwischen Kakteen auf und diskutieren weiter. Stefan kennt sich mit Autos aus, aber auch er hat keine Erklärung. Christoph besteht darauf, dass der Reifenwechsel schuld ist, und wir wollen die Reifen von vorne nach hinten tauschen. Doch das scheitert, weil die Mexikaner die Muttern so fest angezogen haben, dass Stefan einen Schlüssel abbricht. Also morgen früh in der Werkstatt! Am nächsten Morgen erkläre ich, dass wir die Reifen tauschen möchten. Der Mechaniker wundert sich nicht und legt los. Ich schlage dem Chef vor, mit unserem Mechaniker in Deutschland zu telefonieren, der auch Spanisch spricht. Irgendwann wurde mir alles zu kompliziert, und meine Spanischkenntnisse reichten nicht mehr aus. Christoph macht nach dem Reifenwechsel eine lange Probefahrt, und das Problem ist verschwunden! Alle sind so perplex, dass niemand etwas dazu sagen kann. Der Werkstattmeister fährt selbst und bestätigt, dass alles in Ordnung ist und die Bremsleistung stimmt. Was noch unrund läuft, sind die Felgen. Christoph hatte recht: Der Reifenwechsel bei Les Schwab hatte Folgen. Dort ließen wir die Felgen wuchten, was misslang. Was für eine Tortur, das müssen wir erst einmal verdauen!

Wie wir fast auf den Hund gekommen wären

Am Montagmittag, den 22. Januar, machten wir uns von Merida auf den Weg Richtung Südosten, mit Tulum als Ziel für die nächsten Tage. In Merida hatten wir ein amerikanisch-kolumbianisches Pärchen kennengelernt: Mariana aus Kolumbien und Eric aus Boston, USA. Begleitet wurden sie von ihrem Hund Marbel, einem Mix aus und Husky. Da sie die gleiche Route wie wir hatten, beschlossen wir, die nächsten Tage gemeinsam zu reisen.

Auf dem Weg nach Tulum gab es viel zu entdecken, vor allem die zahlreichen Cenotes – Wasserlöcher, die unterirdisch über ein Höhlensystem miteinander verbunden sind und teilweise beeindruckende Tiefen erreichen. Wir begannen unsere Erkundungstour bei den Cenotes rund um Cuzama. Vor etwa 200 Jahren wurde in dieser Gegend „grünes Gold“ angebaut und geerntet – eine Pflanze, deren robuste Fasern zur Herstellung von Seilen genutzt wurden. Heute sind die meisten Plantagen verwildert, aber ein Teil des Schienensystems, das einst zum Abtransport der Ernte diente, existiert noch. Pferde ziehen nun Besucher von Cenote zu Cenote. Anfang der Woche war es nicht besonders belebt, und der Parkplatz, eine große Wiese, war fast leer. Am Eingang gab es Toiletten und sogar eine Dusche, und wir mussten nichts fürs Übernachten zahlen.

Wir parkten am hinteren Ende des Parkplatzes am Waldrand, schlugen unser Lager auf und beschlossen, am nächsten Morgen früh die Cenotes zu besuchen. Es dauerte nicht lange, bis der erste Besucher auftauchte – eine Hundedame, die wir sofort fütterten, obwohl sie nicht verhungert zu sein schien. Seit kurzem hatten wir immer einen Sack Hundefutter dabei. Das sprach sich schnell herum, und nach und nach gesellten sich zwei weitere Hundedamen dazu, eine davon eine Mutter, die auch gleich ihre drei Welpen mitbrachte. Die Kleinen waren anfangs noch scheu, aber neugierig und tasteten sich immer näher an uns heran. Am Ende des Tages ließen sie sich zwar noch nicht fangen, aber sie lagen immerhin schon auf unserer Strohmatte vor dem Muggl. Zwei der Welpen waren weiß, was für Straßenhunde schnell unattraktiv aussieht. Der dritte war schwarzbraun mit hellbraunen Pfoten – alles Mädchen. Für den nächsten Nachmittag nahmen wir uns vor, die Kleinen zu waschen.

Am nächsten Morgen bekamen alle sechs Hunde erst einmal Frühstück. Sie waren natürlich schon vor uns wach und warteten mit wedelnden Schwänzen. Die Nacht hatten sie vor, unter oder hinter unseren Campern verbracht. Wir begaben uns auf unsere Cenotes-Tour und ließen uns von einem Pferd im kleinen Wagen über die Schienen von Wasserloch zu Wasserloch ziehen. Als wir zurückkamen, war die Hundemama nur mit einem Welpen da, und wir wunderten uns, wo die anderen beiden geblieben waren. Nach fast zwei Stunden waren sie immer noch nicht aufgetaucht, und wir begannen uns Sorgen zu machen. Wir fingen mit dem übrig gebliebenen Welpen an, inspizierten ihn und stellten fest, dass er Flöhe und einige Zecken hatte. Die Zecken entfernten wir per Hand oder Pinzette, und Mariana behandelte geschickt eine eitrige Entzündung zwischen den Zehen. Sie hatte einige Monate Freiwilligenarbeit in einem Tierheim geleistet und war im Umgang mit Hunden sehr geübt. Außerdem hatten sie ja ihren Marbel dabei und somit auch Medikamente und Flohmittel. Dann badeten wir den Welpen in Spülmittel, was Flöhe gar nicht mögen, und wuschen die toten Plagegeister einfach weg. Der Klomann drehte uns den Wasserschlauch in der Nähe auf und schaute uns freudig zu. Der kleine Welpe war tapfer und ließ alles über sich ergehen. Die Mama hatte uns anfangs noch zugeschaut, war aber mittlerweile verschwunden. Als wir fast fertig waren und ich den Welpen gerade abtrocknete – er schlotterte ganz schön und ich glaube, er war noch nie komplett nass – kam die Mama mit den anderen beiden zurück. Es schien fast so, als würde sie sie uns bringen, damit wir uns auch um sie kümmern. Also machten wir weiter.

Stunden später lagen alle drei Welpen und die Mama vor unserer Haustür, total müde von den Strapazen, aber strahlend weiß – zumindest zwei davon. Sie wichen uns den ganzen Abend nicht mehr von der Seite und ließen sich mittlerweile auch einfach hochheben und streicheln. Sie schliefen sogar in unseren Schößen ein, und selbst als wir sie zur Mama legten, weil wir ins Bett gehen wollten, wachten sie nicht auf. Wir schätzten sie auf knapp zwei Monate und ich fragte den Klomann, ob es nur drei wären und wem sie gehörten. Er meinte, es waren sechs und sie gehörten niemandem. Wenn wir einen adoptieren wollten, könnten wir das gerne tun. Die anderen drei wären auch schon mitgenommen worden. Die Hunde „gehörten“ der Community – den Leuten, die am Eingang der Cenote arbeiteten, den Kutschenfahrern, dem Parkwächter, den Betreibern der Imbissstände und eben auch dem Klomann. Sie kümmerten sich ein bisschen um sie und fütterten sie auch. Die Kleinen und auch die Mama waren sehr dankbar und richtig lieb. Leider konnten wir keinen mitnehmen. Eigentlich ist die Adoption eines Straßenhundes gar nicht so schwer. Man muss zuerst zum Tierarzt, dann bekommen die Welpen eine Impfung – ein harter Stoff, denn es heißt, wenn sie die darauffolgenden sieben Tage überleben, ist alles in Ordnung. Man muss dann immer kurz vor Grenzübergängen (in jedes Land unterschiedlich) zum Tierarzt und die entsprechend vorgeschriebenen Impfungen auffrischen oder verabreichen lassen. Das ist alles. Trotzdem nahmen wir keinen mit, aber es war knapp. Das Wissen, dass sie eine Mama haben und dort nicht verhungern müssen, half uns bei unserer Entscheidung. Wären sie allein oder kurz vorm Verhungern gewesen, wäre die Geschichte anders ausgegangen.

Wie wir in der Party Finca der Mexikanischen Patrones gelandet sind

Es gibt Reisende, die planen alles bis ins letzte Detail: wann sie wo sein sollen, wo sie übernachten und essen. Und dann gibt es Reisende, die planen gar nichts und fahren einfach los. Wir sind irgendwo dazwischen.

An diesem Donnerstag wollen wir von Cabo San Lucas den Camino Cabo Este Richtung Nordosten an der Küste entlang fahren und uns dann am Strand einen schönen Platz zum Übernachten suchen. Wir verspätet uns schon, bevor wir überhaupt richtig unterwegs sind, denn wir müssen noch Diesel und Wasser tanken. Diesel ist kein Problem, denn Tankstellen gibt es wie Sand am Meer. Das mit dem Wasser wird schwieriger, vor allem, als der Mitarbeiter schnell Zigaretten holen geht. Wir wissen nicht, wo er die holen wollte, aber er hat sich die halbe Stunde, die wir vor seinem Laden gewartet haben, nicht blicken lassen. Das ist Mexiko! Dann macht eben ein anderer das Geschäft. Endlich sind wir auf dem Camino Cabo Este. Hier kann man das erste Stück die Schotterpiste direkt an der Küste entlang fahren oder die planierte Strecke etwas weiter im Landesinneren. Wir wählen die erste Variante, lassen Luft ab, ziehen die Freilaufnaben an und los geht’s. Vor fünf Monaten hat ein Hurricane die Südspitze der Baja-Halbinsel schwer getroffen. Das Ausmaß ist hier noch gut zu sehen: eine ausgewaschene Schotterpiste, die immer wieder von trockenen Flussbetten durchschnitten wird.

In einem dieser Flussbetten steckt jemand fest! Greg aus Oregon versucht verzweifelt, seinen Sprinter mit einem Kochtopf auszugraben. Er hat da schon eine ganze Weile gegraben und ist in der Zwischenzeit sogar drei Kilometer bei brütender Hitze ins nächste Dorf gelaufen, um Hilfe zu holen – alles ohne Erfolg. Gut, dann ziehen wir ihn eben raus. Gregs Sprinter hat keinen Allradantrieb, nur Heckantrieb, und er hat die Reifen nicht abgelassen. Also, Sprinter anhängen und rausziehen. Das ging schnell! Doch Greg hat noch wenig Erfahrung im Fahren auf Sand und vergräbt sich gleich wieder. Also alles nochmal: Abschleppseil und Sandbleche wieder auspacken. In der Zwischenzeit wird es dunkel, und ich male mir aus, welch schönen Sonnenuntergang wir am Strand gerade versäumen. Also Suchscheinwerfer an und nochmal ziehen! Fermin, ein Mexikaner, der zwei Kilometer weiter in einem kleinen Wohnwagen wohnt, kommt vorbei. Er hilft graben und kennt sich mit dem sandigen Untergrund aus. An ein Vorwärtskommen ist für Greg sowieso nicht mehr zu denken, da die Straße immer schlechter wird. Wir laufen ein Stück vor und beschließen, den Sprinter umzudrehen. Die Straße ist schmal, einspurig, holprig und sandig. Fermin findet eine Stelle, wo sich der Sprinter sicher umdrehen lässt, und letztendlich fährt Christoph Gregs Sprinter rückwärts und dreht ihn so, dass Greg sicher nach Los Cabos zurückfahren kann.

Wir überlegen, wohin wir gehen sollen. Einen Strand finden wir in der Nacht sowieso nicht mehr, also schlagen wir hier abseits des Weges unser Lager auf. Fermin lädt uns ein, bei ihm zu campen und zu duschen. Duschen! Nach der Aktion unbedingt! Wir folgen Fermin auf seinem Quad die holprige Straße entlang. Er zeigt uns seinen Wohnwagen, springt dann aber wieder auf sein Quad und fährt weiter. Wir wundern uns kurz und folgen ihm. Er bringt uns hinter eine Absperrung, etwa 300 Meter von seinem Wohnwagen entfernt. Hier sollen wir parken, dann führt er uns einen schmalen betonierten Weg zwischen Riesenkakteen auf einen Hügel. Es ist sehr dunkel, der Mond nimmt erst gerade wieder zu, die Nacht ist sternenklar, und mit unseren Taschenlampen sehen wir nur ansatzweise, wo wir uns befinden. Vor uns die Küste, unten hören wir die Wellen brechen. Das ist die Fiesta-Residenz der mexikanischen Patrones, sagt Fermin. Das interessiert mich nun wirklich, was er mit Patrones meint! Es sind lokale Politiker, keine Drogenbosse. Hier gibt es eine Toilette und eine Dusche, mehr brauchen wir heute nicht. Wir kochen für uns alle, und Fermin freut sich sehr über kaltes Bier. Hier könnt ihr euch die leuchtenden Augen eines Kindes vorstellen, dem man gerade ein Eis in die Hand drückt – und ich übertreibe nicht!

Am nächsten Morgen schauen wir uns unser nächtliches Domizil genauer an. Es ist simpel, aber schön und praktisch. Eine Terrasse auf zwei Ebenen, eine Outdoor-Küche, zwei Duschen, eine draußen und eine drinnen, ein Klo und eine Treppe zum Strand. Die Aussicht ist atemberaubend, aber seht selbst auf den Fotos.

Bienvenido a Mexico: Offroad-Pisten, weiße Strände und Sternenhimmel

Es ist an der Zeit, die USA zu verlassen! 35.000 Kilometer haben wir bisher zurückgelegt, und nun sind wir bereit, Neues zu entdecken. Am 9. Oktober 2017 überqueren wir bei Tecate die Grenze nach Baja California, Mexiko. Unser erster Halt ist Ensenada, wo wir Yasmin und Stefan treffen. Die beiden reisen mit dem Zebra, einem 1992er Toyota Landcruiser, und haben ähnliche Pläne wie wir. Sie sind in Halifax gestartet und haben insgesamt zwei Jahre Zeit. Christoph und Stefan hatten bereits über Facebook Kontakt, da unsere Reisepläne übereinstimmen. Bisher hatten sich unsere Wege noch nicht gekreuzt, doch nun ist es soweit, da unsere Autoversicherungen zur gleichen Zeit ablaufen. Wir beschließen, eine Weile gemeinsam zu reisen, was auf der spärlich besiedelten Baja mit ihren schlechten Straßenverhältnissen von Vorteil ist.

In Ensenada stocken wir unsere Lebensmittelvorräte auf und ziehen weiter nach Süden. Kurz nach Ensenada biegen wir auf eine Schotterstraße ab, um einen Schlafplatz zu suchen, und stoßen dabei auf die Strecke der Rallye Baja 1000, die 1000 Meilen (1600 km) von Ensenada bis zur Spitze nach La Paz führt. Da wir schon mal da sind, lassen wir Luft aus den Reifen und bleiben auf dieser Strecke. Wir finden einen Übernachtungsplatz mitten im Nirgendwo, unter einem funkelnden Sternenhimmel und in Gesellschaft wilder Pferde.

Am nächsten Tag geht es nach San Felipe, wo wir mitten in den Dreharbeiten für einen Werbefilm von BF Goodrich landen. Dunebuggies rasen durchs Gelände, und wir positionieren uns hinter einer Kuppe, um das Geschehen zu beobachten und abzuwarten, bis die Dreharbeiten abgeschlossen sind. Schließlich wollen wir nicht im Weg sein, denn wir sind nicht so schnell unterwegs – schließlich haben wir unser Haus dabei. Die Strecke ist mit grünen und orangenen Schildern gut markiert, dennoch biegen wir einmal falsch ab und kommen an einer etwas verwahrlosten Rancho vorbei. Plötzlich folgen uns energisch zwei Pick-ups. „Hier geht’s nicht weiter! “, sagen die Männer bestimmt. „Die Straße hört auf! “ Wir drehen um, und einer der Männer fährt voran, der andere hinterher, um uns wieder auf den richtigen Weg zu geleiten. Was wir wohl gefunden hätten? Das bleibt eurer Fantasie überlassen.

In San Felipe angekommen, suchen wir einen Übernachtungsplatz am Strand. Das ist gar nicht so einfach, denn es gibt keine detaillierten Karten, und das GPS kennt keinen Weg. Die Wege, die in die gewünschte Richtung führen, sind entweder mit einem Zaun versperrt oder zugeschüttet. Als wir schon aufgeben wollen, kreuzt ein Fischer auf einem Fahrrad unseren Weg und sagt: „Follow me! “ Wir folgen ihm gespannt, wohin er uns führen wird. So schnell wie er radelt, muss er den Weg kennen, und er navigiert uns geschickt durch das Wege-Wirrwarr. Wir hätten den richtigen Weg niemals erkannt. Er führt uns in eine kleine Bucht, wo das letzte Stück des Weges steil und steinig ist. Als wir fast unten sind, fragt er, ob wir 4×4 haben – besser spät als nie. Daniel ist sein Name, und er fischt hier illegal. Manchmal kommt die Polizei, dann muss er sich schnell verstecken, aber wir sollen uns keine Sorgen machen, die Touristen lassen sie in Ruhe. Er hilft uns, Feuerholz zu sammeln, und wir laden ihn auf ein Bier ein.

Der erste Strandplatz war schon mal nicht so einfach zu finden, der zweite Versuch sollte scheitern. Etwas südlich von San Felipe suchen wir nach dem nächsten Übernachtungsplatz. Eigentlich sollte Muggl an dem Tag vorfahren, aber da das Zebra näher an der Abzweigung steht, fährt es als erstes den schmalen Weg in Richtung Meer entlang. Der Weg ist sandig, und plötzlich verschwindet das Zebra vor uns, indem es hinter der Düne nach unten absackt. Eingesunken im Sand sitzt es da unten. Wir laufen die Umgebung ab, ob es über den Strand einen Weg hinaus gibt, aber das sieht schlecht aus. Das Zebra muss rückwärts wieder hoch! Wir schaufeln und graben, um die Reifen freizubekommen, und versuchen erst, es mit Muggl hochzuziehen. Da aber auch Muggl oben auf dem Hügel Sand unter den Füßen hat und sich einzugraben droht, lassen wir das. Letztendlich graben wir noch mehr und legen alle sechs Sandbleche, die wir haben, immer wieder hintereinander, sodass ein fester Untergrund entsteht und sich das Zebra aus eigener Kraft befreien kann. Zwei Stunden schweißtreibende Arbeit, es wird langsam dunkel, und wir haben immer noch keinen Platz zum Übernachten. Der nächste Campingplatz ist geschlossen, der übernächste ziemlich teuer, also stellen wir uns einfach in die Wüste und schlafen zwischen Kakteen im Nirgendwo – auch schön.

Die Strecke der Baja 1000 führt teilweise auf der Teerstraße, meistens aber durch die Pampa. Die Straßen- bzw. Streckenverhältnisse sind vielseitig: mal Sand, mal Stein, mal Felsen, durch die Wüste mit Kakteen (ich wusste nicht, dass es so viele verschiedene gibt!) und durch trockene Flussbetten – es ist alles dabei. Vor allem findet man immer wieder schöne Plätze zum Übernachten, mal am Strand, mal unter Riesenkakteen oder im Calamajue Canyon, wo wir am Morgen aufwachen und einen Platten haben! Wie geht denn das? Am Tag vorher war doch noch alles in Ordnung?! Wir pumpen erst mal wieder Luft auf und warten. Sie scheint nur langsam rauszugehen, also fahren wir mit „verletztem Fuß“ weiter. Die Strecke wird anspruchsvoll, und wir kontrollieren regelmäßig den Reifendruck. Komisch, es geht kaum Luft raus, aber umso besser! Wir schaffen die 54 Kilometer nach Bahia de Los Angeles und müssen nur zweimal ein bisschen Luft nachpumpen.

In Bahia de Los Angeles angekommen, gibt es erst mal Tacos. Mit Ginas Tacostand haben wir gleich den besten im Ort gefunden, und hungrig eine Autowerkstatt zu suchen, macht ja auch keinen Sinn. Dann geht’s zum Supermarkt, und wie praktisch, gegenüber ist gleich eine Werkstatt, die scheinbar alles macht. Wir melden uns schon mal an, füllen aber im Supermarkt erst mal unsere Vorräte wieder auf. Im Supermarkt sprechen uns Dennis und Rainy an, die schon am Tisch neben uns am Tacostand saßen. Sie fragen, was wir machen und ob wir einen Campingplatz suchen. Ja, in der Tat, wir wollten tatsächlich ausnahmsweise mal auf einen Campingplatz, weil wir Internet brauchen, um den ADAC zu kontaktieren. Unsere Bremsscheiben scheinen durch zu sein, und beim Bremsen rüttelt es ordentlich. Dennis meint: „Kommt doch mit zu uns, da könnt ihr am Strand campen, ihr könnt bei uns duschen, die Kayaks benutzen und das mit dem ADAC klären. “ Sie erwarten am späten Nachmittag eh noch mehr Besuch, weil sie für die kommende Woche eine vierfache Geburtstagsfeier planen. Na dann fallen wir ja nicht auf. Er erklärt uns, wo wir hinfahren müssen, und die Wegbeschreibung ist abenteuerlich. Schließlich setzt er auf meiner Karte im Handy einen Pfeil ins Nichts. „Da wohnen wir“, meint er. Ich bin gespannt, ob wir das finden.

Als unser Reifen geflickt ist und wir alles erledigt haben, fahren wir in Richtung Süden. Zweimal müssen wir abbiegen, irgendwo liegt an einer Gabelung ein Reifen, da müssen wir links, und auf einmal haben wir einen Sprinter vor uns. Als der anhält, fragen wir, ob sie zu Dennis und Rainy fahren. „Ja! “, sagen Don und Susy, „wir warten nur noch auf Freunde, die noch nie da waren und den Weg nicht kennen. “ Wie praktisch, wir kennen den Weg ja auch nicht und hätten ihn vermutlich auch nie gefunden, hätten wir die beiden nicht getroffen. Somit fahren wir in einer Viererkolonne in die Bucht, wo Dennis und Rainy sowie einige andere ihre Ferienhäuschen haben. Wir werden sehr herzlich empfangen, es wird uns der Weg zu unserem Campspot erklärt und der Weg zu Jeff und Susan, wo es am Abend Dinner gibt. Wir können es nicht glauben, wir sind im Paradies gelandet! Die Menschen sind so hilfsbereit und offen, alle im Rentenalter, aber so jung geblieben und voller Lebensfreude. Letztendlich bleiben wir zwei Wochen dort. Alan, ein Freund von Jeff, holt unsere Bremsscheiben am internationalen Flughafen in San Diego ab und bringt sie uns mit. Er kommt mit seiner Frau Jen eine gute Woche nach unserer Ankunft nach Bahia de Los Angeles. Zu den Bremsscheiben gibt es auch noch einen extra Bericht!

In den zwei Wochen erleben wir so viel, dass ich es nur kurz zusammenfassen kann. Wir schnorcheln mit Walhaien, paddeln mit Delfinen und sehen zum ersten Mal Taranteln. Jeden Tag kommt jemand anders zu uns und fragt, ob wir etwas aus dem Ort brauchen. Jeff und Susan fahren mit uns zur Wäscherei, in den Supermarkt und zum Brennholz sammeln. Bei Dennis und Rainy verbringen wir viele Abende bei leckerem Essen, das immer mal wieder von jemand anderem gekocht wird. So leisten auch wir einen kleinen Beitrag, und Christoph und Stefan kochen Käsespätzle. Als der Tag der großen Feier da ist, bieten wir an zu helfen. Wir stellen Tische und Stühle auf, dekorieren und verteilen Kuchen. Zum Mitfeiern und Tanzen bleibt aber auch noch Zeit. Es sind auch die Mexikaner aus dem Dorf eingeladen und zahlreich erschienen. Gina macht Tacos, es spielt eine mexikanische Band, und es wird eine Piñata aufgehängt, die die Kinder aus dem Dorf herunterhauen dürfen. Eine schöne Feier, auf der wir viele interessante Leute kennengelernt haben, wie Dave und Debbie, mit deren Hilfe wir später in La Paz noch ein Solarpanel kaufen.

Am vorletzten Abend sind wir noch bei Jeff und Susan zum Essen eingeladen. Alan und Jen sind mit unseren Bremsscheiben angekommen, und Alan erzählt, wie er vom Zöllner zum Fahrzeug befragt wurde und eigentlich gar nicht wusste, was ein Iveco ist. Er hat dann auf seinen Oldtimer abgelenkt. An unserem letzten Tag, es ist ein Sonntag, bauen Christoph und Stefan die neuen Bremsscheiben ein. Dennis hat eine super ausgestattete Garage mit allerlei Werkzeug, das wir benutzen dürfen. Dennis’ Werkstatt und auch sein Haus sind irgendwie der Mittelpunkt in dieser Gemeinschaft und Treffpunkt zu jeder Tageszeit. So sind die Jungs auch in bester Gesellschaft und Begleitung der technisch versierten Rentner, die mit Rat und Tat zur Seite stehen – mit Cerveza in der Hand. Wir reisen am darauffolgenden Montag mit einem lachenden und einem weinenden Auge ab. Einerseits freuen wir uns, dass wir neue Bremsscheiben haben und endlich weiter können, andererseits sind wir traurig, dass wir diese lieben Menschen nun verlassen müssen.

Für uns geht es weiter Richtung Süden, buchstäblich über Stock und Stein entlang der Rallyestrecke Baja 1000. In Santa Rosalia treffen wir auf Shay und Monika aus Vancouver, Kanada, die für fünf Wochen Ferien auf der Baja machen. Nachdem wir die gleiche Strecke haben, schließen sich die beiden uns kurzerhand an, und wir reisen zu dritt bzw. zu sechst weiter. Je weiter wir nach Süden kommen, umso schönere Strände finden wir zum Übernachten, und oft führen die Straßen dorthin über Schotter, Sand, trockene und weniger trockene Flussbetten. Als wir allerdings auf der gegenüberliegenden Seite der Bahia de Concepción einen schönen Strand suchen, gestaltet sich das als etwas schwierig. Alle drei Paare von uns haben Infos zu diesem Platz aus verschiedenen Quellen. Die Zebras haben davon in einem Blog gelesen, die Kanadier haben die Infos von Locals, und wir haben den Tipp von anderen Reisenden, die im Jahr vorher dort waren. Also öffnen wir, wie in den Wegbeschreibungen erklärt, das Tor, das nach der Bucht links in die Schotterstraße weggeht, und fahren in die Rancho. Pferde und Kühe schauen uns ungläubig an, eine Straße ist nur schwer erkennbar, und uns fallen die Worte von Jeff wieder ein, der sagte: „On Baja you have to keep this in mind: follow the most traveled road! “ So machen wir das, es geht aber nur sehr langsam voran, da es einer der schlechtesten Trails ist, die wir je gefahren sind. Es wird dunkel, der Strand ist nicht besonders schön und steinig, trotzdem lassen wir uns nieder und schlagen unser Lager auf. Wir verbringen einen schönen Abend, kochen Gemüsepfanne mit Chorizo, backen Cinnamon Rolls im Dutch Oven und machen Fotos von einem unglaublichen Sternenhimmel über uns. Wir sind so ab vom Schuss, dass es hier quasi keine Lichtverschmutzung gibt. Weil wir so in Fahrt sind, fangen wir auch noch an, mit Taschenlampen in die Luft zu schreiben. Das Ergebnis „Baja“ und „Mexico“ kann sich sehen lassen.

Am nächsten Morgen schauen wir, wie weit wir noch kommen, und stehen plötzlich vor einer Felswand. Also, wenn da mal irgendwo ein schöner Strand war, ist der verschwunden oder ein Erdrutsch hat den Zugang so verschüttet, dass dieser nicht mal mehr zu erkennen ist. Also drehen wir um! Wir beschließen, uns am Ausgang bzw. da, wo es wieder auf den Highway geht, zu treffen. Irgendwie kommen wir aber an einer anderen Stelle raus, als wir reingekommen sind. Das Zebra und Muggl sind zeitgleich da, aber die Kanadier sind hinten geblieben. Wir pumpen schon mal Luft auf und beraten uns, wie wir die beiden wiederfinden, als sie schließlich auch ankommen und wie wir scheinbar irgendwo die falsche Abzweigung erwischt haben. Die Freude ist groß, und umso größer, als Monika mit unserem Dachfenster auf uns zukommt! Ja, ihr lest richtig, wir haben unser Dachfenster verloren, Muggl kurzerhand zum Cabrio gemacht und das noch nicht mal gemerkt! Scheinbar hat uns irgendwo ein Ast gestreift und die gute Luke vom Dach gerissen!

Der nächste Strandplatz wartet schon, und wir finden ein Paradies zum Schnorcheln mit feinem weißen Strand. Hier entfernen wir erst mal den Busch aus unserem Kleiderschrank und befestigen das Dachfenster so, dass es erst mal für eine Weile hält. Nach zwei Tagen Erholung am Strand, wo wir super schnorcheln können und sehr viel Spaß beim UNO haben, geht es schon wieder weiter nach Loreto. Ein süßes Städtchen mit schönem historischem Zentrum, das uns sehr gut gefallen hat. Von dort geht’s dann aber schon wieder auf die Piste nach Agua Verde, und Piste ist hier nicht übertrieben. Es geht in Serpentinen eine sehr schmale Schotterstraße ziemlich steil hinunter. Unten erwartet uns allerdings eine ruhige Bucht mit einer kleinen steinigen Insel in der Mitte – wieder ein Paradies zum Schnorcheln mit tollen Korallen.

Am nächsten Morgen heißt es Abschied nehmen von den Kanadiern. Die beiden müssen ein bisschen vorwärts machen, schließlich haben sie nur fünf Wochen und müssen ja auch den ganzen Weg wieder zurück! Wir, das Zebra und Muggl, starten ein bisschen später. Es dauert aber nicht lange, und wir finden die Kanadier am Straßenrand mit aufgebocktem Camper. Am rechten Vorderreifen hat sich eine Mutter gelöst, und der Bolzen ist so weit herausgewandert, dass sich der Reifen von der Radaufhängung gelöst hat und einfach weggeknickt ist! Das Ganze ist zwar an einer Steigung passiert, aber auf Asphalt und gerade ein paar Kilometer nach der steilen, kurvigen Schotterpiste. Die Mutter war natürlich weg, und wir haben Muggl und das Zebra nach einer übrigen Mutter durchsucht – nichts! Stefan flickt den Schaden notdürftig, und wir können die beiden so in die nächste Werkstatt schicken.

Für uns geht es weiter Richtung La Paz, wo wir uns nach knapp fünf Wochen auch vom Zebra verabschieden. Wir haben nämlich beschlossen, nicht mehr bis ganz unten nach Argentinien zu reisen, sondern nur nach Panama. Es gibt so viel zu sehen und zu entdecken, und wir wollen keinen Stress haben. Eineinhalb Jahre erschienen uns am Anfang viel, aber wenn man eine Weile unterwegs ist, merkt man, dass das nicht genug ist. Somit haben wir jetzt mehr Zeit und können auf der Baja noch etwas trödeln. Erst mal organisieren wir uns ein neues Solarpanel, denn die alten sind nicht mehr so leistungsfähig. Dann lassen wir Muggl bei einem Diesel-Spezialisten checken, denn die neue Einspritzpumpe macht auch schon wieder Probleme. „Er hat Rost im Tank, und das Ein-Filter-System macht das nicht mit“, erklärt der Mexikaner. Er reinigt unseren Tank recht gründlich, und wir sind gespannt, ob’s was bringt. Mein Fachspanisch, was Autoreparaturen angeht, wird immer besser.

Wir genießen den „unteren Loop“ der Baja, wie wir ihn nennen, noch ausgiebig. Todos Santos ist eines unserer Lieblingsstädtchen auf der Baja. In Cabo San Lucas gönnen wir uns für zwei Nächte ein Hotel. Was das noch für Folgen hat, könnt ihr im nächsten Bericht lesen. Nichts Schlimmes, so viel schon jetzt. Wir gehen lecker essen im „Mi Casa“, einem zwar etwas touristischen, aber sehr leckeren Restaurant mit einem Mix aus moderner und traditioneller mexikanischer Küche und einer riesigen Sammlung an Catrinas. Das sind die Skelettfiguren, die man in Mexiko hauptsächlich zum Dia de los Muertos (Tag der Toten) bzw. Allerheiligen kaufen kann. Dazu gibt’s noch eine Bootstour um die Spitze der Baja California vor Cabo San Lucas, wo wir uns die Felsformationen, Strände und Seehunde anschauen. Ein bisschen Touri-Programm darf auch sein, schließlich sind wir im Urlaub, und außerdem ist Nebensaison. Am besten holt man sich Infos zu Preisen bei Locals und verlangt dann auch bei den Touranbietern den Einheimischen-Preis. Das funktioniert eigentlich immer.

Über den Camino Cabo Este geht es auf der anderen Seite wieder hoch Richtung Cabo Pulmo und Los Barriles. Dort wurden wir erst mal aufgehalten, und dazu gibt es einen extra Bericht: „Diese Tage, die ein unerwartetes Ende nehmen. “ Von Los Barriles versuchen wir dann zum letzten Mal auf der Baja unser Offroad-Glück und wollen an der Küste entlang nach La Paz. Die Straße ist in der Karte eingezeichnet, und Google kennt sie auch, also fahren wir mal los. Die ersten Kilometer sind sogar geteert, dann nur noch Schotter, schließlich wird’s recht hubbelig und eng. Nach knapp 40 Kilometern kommt uns ein Radfahrer aus England entgegen, der nicht weiß, was er von uns an der Stelle halten soll. Sein Gesicht ist eine Mischung aus Erstaunen und Freude. „Wenn ihr da weiter wollt, seid ihr verrückt. Der Weg wird noch schlimmer, enger und steiler. “

Grenzübertritt von USA nach Tecate Mexiko

Am 9. Oktober geht es endlich nach Mexiko! Wir überqueren die Grenze in Tecate, da viele Reisende diesen Übergang als einfach und unkompliziert empfehlen. An der Grenze fahren wir, bis uns jemand stoppt. Ein junger Beamter fragt, ob wir Spanisch sprechen. Christoph sagt: „No.“ Ich antworte: „Un poco.“ Er bittet uns, die Schiebetür zu öffnen, wirft einen kurzen Blick hinein und fragt nach dem Fahrzeugschein und der Fahrgestellnummer. Christoph sucht, der Beamte wartet geduldig, doch als Christoph die Papiere findet, will er sie gar nicht sehen. Wenigstens wissen wir jetzt, wo sie sind. Der Beamte verabschiedet sich mit „Adios“ und geht.

Aber wo bekommen wir unser Visum und wie werden wir den weißen Zettel los, den sie uns bei der Einreise nach Washington in den Pass geheftet haben? Ich frage ihn, und er schickt uns zurück in die USA. Er erklärt, wo wir parken und entlanglaufen müssen. Wir fahren um die Ecke, parken unter einem Wellblechdach, wo unser Fahrzeug knapp passt. Ein anderer Beamter weist uns ein und sagt, wir dürfen nur 20 Minuten parken. Dass es 1,5 Stunden dauern würde, ahnten wir nicht. Wir laufen zurück in die USA, wo sie den Zettel entfernen, dann wieder Richtung Mexiko in ein Büro vor der Station, wo der Beamte nach der Fahrgestellnummer gefragt hat. Wir füllen einen Zettel mit Namen, Geburtsdatum, Passnummer, Reisegrund und Ziel in Mexiko aus. Der Beamte schickt uns zur Bank, erklärt freundlich, wohin wir als Nächstes müssen. Die „Bank“ sind zwei Schalter, wo wir das Visum bezahlen. Dann zurück zum Beamten, der uns den Stempel mit einer Aufenthaltserlaubnis für 180 Tage gibt.

Nebenbei bietet er uns Honig und Salsa an. Ich brauche einen Moment, um das zu verstehen, da ich nicht damit gerechnet habe, dass uns jemand etwas verkaufen will. Ich übersetze es für Christoph, und wir müssen uns das Lachen verkneifen. Die Situation ist so komisch, dass wir tatsächlich Honig und Salsa kaufen. Danach schickt er uns in die Apotheke zum Kopieren, denn wir brauchen eine Kopie des Visums, um das Auto einzuführen. Also in die Apotheke, die gleich neben dem Grenzdschungel liegt. Dann zurück zur „Bank“, um das Visum für unser Fahrzeug zu bezahlen. Das Formular muss zweimal ausgefüllt werden, weil sich die Beamtin vertippt hat. Genau kontrollieren, damit uns kein O statt einer 0 zum Verhängnis wird! Unser Fahrzeug darf jetzt 10 Jahre bleiben. Wir sind neidisch!

Nun brauchen wir noch eine Autoversicherung. Die Agenturen sind im Ort, und wir verlassen den Grenzdschungel. Im Büro der Versicherungsagentin fühlen wir uns wie auf einem Basar. Wir brauchen eine Versicherung für ein Motorhome. Sie schreibt 379 US-Dollar auf einen Zettel. Wüssten wir nicht von anderen Reisenden, was sie bezahlt haben, hätten wir uns nicht gewundert. Wir brauchen nur Haftpflicht, keine Vollkasko. Der Preis sinkt auf 279 US-Dollar. Immer noch zu viel! Wir sagen, dass Freunde weniger bezahlt haben. Sie sucht weiter und bietet uns schließlich die Versicherung für 227 US-Dollar für sechs Monate an. Ein Schnäppchen im Vergleich zur US-Versicherung für 1270 US-Dollar.