40. Pritz Globetrotter Treffen 18.-20. September 2026

El Mirador – Die grösste Maya Pyramide der Welt

El Mirador - Eine 100-Kilometer - Wanderung durch den Dschungel Guatemalas

In den ersten Tagen in Guatemala hören wir immer wieder von El Mirador. Die Einheimischen fragen uns, ob wir vorhaben, dorthin zu wandern, da es so beeindruckend sei und die Trockenzeit die beste Zeit dafür wäre. El Mirador ist die größte und bedeutendste Maya-Stätte der Präklassik. Nicht nur die Höhe der größten Pyramide, La Danta, mit etwa 70 Metern ist beeindruckend, sondern auch das Volumen von 2,8 Millionen Kubikmetern. Damit zählt sie zu den größten Pyramiden der Welt. Die mehr als 30 Gebäude sind bisher nur zu einem Bruchteil ausgegraben, und man kann nur erahnen, was unter den bewachsenen Hügeln noch verborgen liegt.

Begeistert von der Idee, erkundigen wir uns, wie und von wo aus man dorthin gelangt. Schnell stoßen wir auf die Organisation Cooperativa Carmelita. Carmelita ist das letzte Dorf vor dem Outback und liegt bereits im Maya-Reservat. Fast das gesamte Dorf arbeitet für die Expeditionen zu El Mirador. Also marschieren wir in Flores ins Büro dieser Cooperativa und informieren uns genauer. Es klingt alles großartig! Die Tour dauert fünf Tage: Am ersten Tag wandert man 17,5 Kilometer, am zweiten Tag 23 Kilometer, dann hat man einen Tag bei den Ruinen und wandert die gleiche Strecke in zwei Tagen zurück. Mulis tragen unser Gepäck, und übernachtet wird in Camps in Zelten.

Wie es der Zufall will, kommt gerade ein Deutscher von der Expedition zurück ins Büro und erzählt ebenfalls begeistert von seiner Erfahrung. Also gut, wir sind dabei. Aber was machen wir mit Maya? Ich frage Juan Carlos, den Mann im Büro, ob er eine Idee hat, was Leute mit Hunden in diesem Fall machen. Kein Problem, meint er. In Carmelita können sie jemanden finden, der fünf Tage auf Maya aufpasst. Das machen sie ab und zu so. Er selbst schaut sich Maya an, da er einen dreimonatigen Pitbull-Welpen hat. Da Maya jedoch mehrmals am Tag Futter braucht und nicht nur morgens und abends, klappt es leider nicht, dass er sie nimmt. Aber er meint, in Carmelita gibt es Familien, die das immer mal wieder machen. Er würde Hugo, den Chef der Organisation, anrufen und uns schon mal anmelden. Hugo wird, wenn wir ankommen, jemanden für uns gefunden haben. Es gibt nur eine Schranke am Eingang zum Reservat, die wir passieren müssen. Dort müssen wir unser Ticket zeigen und sollen nicht sagen, dass wir einen Hund haben. Na gut

Wir bringen schnell die Klamotten, die wir für die Wanderung brauchen, in die Wäscherei, kaufen ein paar Lebensmittel und um 15:00 Uhr geht es schon los nach Carmelita. Gut 80 Kilometer sind es von Flores nach Carmelita. Die Straße ist jedoch sehr schlecht und nicht asphaltiert, sodass wir mit drei Stunden rechnen müssen. Die Fahrt ist schön, wenn auch ziemlich holprig. Es geht durch grüne Wiesen, über Hügel, an Ranchos, Pferde- und Rinderherden vorbei. Ab und zu kommt ein kleines Dorf, wo Kinder, Hunde und Schweine in allen Größen auf den Straßen herumlaufen.

Als wir an der Schranke ankommen, zeigen wir unser Ticket. Der Mann fragt uns nicht nach Haustieren, sondern sagt gleich „Inspektion des Fahrzeugs“, also will er ins Auto schauen. Na bravo! Maya hatte sich während der Fahrt unterm Bett hinter den Campingstühlen versteckt und geschlafen. Ich musste sie kurz suchen und dachte mir, der Hund kann doch nicht während der Fahrt verschwinden! Kurz vor der Schranke ist sie aber wieder hervorgekrochen. Ich mache die Schiebetür auf, und sie liegt neben der Kühlbox ganz flach am Boden, mit dem Kopf zwischen ihren Pfoten und schaut mich mit großen Augen an. Er sieht sie nicht, ich stehe dazwischen, stelle mich dumm und frage, was er denn suchen würde. „Mascotas“, sagt er. Er sieht sie immer noch nicht, aber ich kann jetzt nicht sagen, dass wir keine Haustiere haben. Ich muss sie also verraten.

„Ach so“, sage ich, „das wussten wir gar nicht. Wir haben einen Hund, aber sie ist doch noch ein Welpe. “ Das beeindruckt ihn wenig, und er lässt uns nicht passieren! Damit hatten Juan Carlos und wir nicht gerechnet. Alles Verhandeln hilft nichts, obwohl es in den Dörfern überall Straßenhunde gibt. Wir sind stinksauer, aber wir müssen umdrehen, ob wir wollen oder nicht. Aber was jetzt? Schnell nachdenken, welche Optionen bleiben uns: Zurückfahren und versuchen, unser Geld wiederzubekommen und El Mirador sausen lassen?

Schlussendlich fahren wir ins letzte Dorf zurück und beschließen, jemanden zu suchen, der vertrauenswürdig aussieht und einfach zu fragen, ob jemand auf unsere Kleine für die fünf Tage aufpassen kann. Aber wo anfangen? Auf der Hinfahrt ist uns eine alte Frau aufgefallen, die vor ihrem Haus saß und um sich herum eine ganze Horde kleiner Schweinchen versammelt hatte, die etwa eine Handvoll groß waren. Ich steige die paar Stufen von der Straße zum Haus hinauf, wo mir die Frau schon entgegenruft „Adelante…“, was so viel heißt wie „Hereinspaziert“ oder „Kommen Sie näher“. Ich erkläre auf Spanisch, dass ich eine sehr komische Frage habe, worauf sie entgegnet, keine Frage sei komisch.

Als ich ihr unsere Situation schildere und frage, ob sie jemanden wüsste, überlegt sie kurz und ein Nachbar die Straße hoch fällt ihr ein. Den ruft sie sofort an, und das funktioniert tatsächlich über’s Buschtelefon: Sie ruft „also ohne Telefon“ dem Nachbarn gegenüber zu, der ruft dem Nachbarn daneben zu, der wiederum dem Nachbarn daneben zuruft, bis die Nachricht Raul erreicht, welcher gleich anmarschiert kommt. Ich erkläre die ganze Situation nochmal. Raul zögert nicht lange und ist einverstanden, was auch daran liegen mag, dass wir ihm Geld geboten haben. Aber Maya braucht ja auch Pflege, mehrmals täglich Futter und morgens und abends Antibiotika.

Wir folgen Raul mit Maya und ihren Sachen zu seinem Haus. Es ist eingezäunt, hat er uns erklärt, da können keine anderen Tiere rein. Seine Frau Dora erwartet uns, und eine ganze Schar Kinder folgt uns. Alle sind neugierig, was das für ein spezieller Hund ist, der so viel Spielzeug und eine Tüte Hundefutter und Hundekekse dabei hat. Hier interessieren sich die Leute nicht besonders für Hunde, streicheln tut sie sowieso keiner, und Hundefutter kriegen die in den seltensten Fällen. Raul hat auch einen Hund, und es sieht aus, als würde es ihm recht gut gehen. Er zeigt mir, wo Maya schlafen wird, und ich lege ihre Decke auf den nackten Boden in seinem Wohnzimmer. Mit nacktem Boden meine ich Erde, also kein Beton, Holz oder gar Fliesenboden. Die Leute hier sind sehr arm.

Ihr werdet euch jetzt denken, wie können die nur ihren Hund einfach bei irgendwelchen Leuten lassen? Maya hat die ersten zwei Monate ihres Lebens unter weit schlimmeren Bedingungen gelebt, und wir haben komischerweise ein sehr gutes Gefühl. Ein bisschen traurig war ich natürlich schon, als wir sie zurückgelassen haben.

Also fahren wir ziemlich zügig wieder zurück zum Gate, da es ja schon fast dunkel wird und noch ein ganzes Stück der schlechten Straße vor uns liegt. Der fiese Mann am Gate schaut ziemlich ungläubig drein, als wir schon wieder da stehen. Er will natürlich wieder ins Auto schauen und glaubt mir nicht, dass wir Maya einfach irgendwo abgegeben haben. Er steigt ins Auto und versucht, sie sogar mit Lockrufen aus ihrem Versteck zu kriegen. Nichts zu hören, aber er glaubt uns immer noch nicht! Christoph hat Fotos von uns, Raul und den vielen Kindern gemacht, und wir zeigen sie ihm. Er ist skeptisch, aber ein Kollege erkennt Raul auf dem Bild. Gut, das wäre geklärt. Jetzt muss er aber erst noch etwa zehn Minuten telefonieren, und wir fragen uns, was er da macht?! Es wird schon langsam dunkel, als wir nach insgesamt etwa 20 Minuten endlich weiterfahren dürfen. Welch ein Glück, dass Muggl vier große Scheinwerfer am Hirn hat! Um 20:30 Uhr kommen wir endlich an. Hugo hatte das Büro der Cooperativa schon verlassen, kommt aber gleich angelaufen. So viele Fahrzeuge kommen da vor allem zur Nachtzeit nicht an, sodass unser Eintreffen nicht unbemerkt bleibt.

Er hätte tatsächlich eine junge Frau für uns ausfindig gemacht, die auf Maya aufpasst. Ja, die durchsuchen bei der Einfahrt jetzt die Autos, erkläre ich ihm. Er muss sich da wohl mit Juan Carlos etwas anderes ausdenken. Er erklärt uns, wie der kommende Morgen aussehen wird und wo wir duschen und parken können. Wir sind so kaputt, dass wir es gerade noch schaffen, unsere Sachen für die nächsten fünf Tage zu packen. Dann fallen wir todmüde ins Bett. Am nächsten Morgen um 7:00 Uhr sind wir mit unserem Gepäck am Büro der Cooperativa. Um 7:30 Uhr werden wir zum Comedor, einer Art Outdoor-Speisesaal im Hinterhof einer Familie, geführt, wo wir Frühstück bekommen (Rührei mit Bohnen und Kaffee). Von jetzt an werden wir die nächsten Tage regelrecht gemästet.

Die anderen Teilnehmer unserer Gruppe kommen alle erst am Morgen aus Flores. Ein Minibus hat sie um 5:00 Uhr abgeholt, und wir sind froh, dass wir schon da sind und nicht so früh aufstehen mussten. Um 8:00 Uhr sollten sie ankommen, wir warten. Langsam kommt unser Team inklusive Mulis an, nur die anderen der Gruppe verspäten sich. Um 9:00 Uhr sind auch sie endlich da, kriegen dann auch erstmal alles erklärt und auch noch Frühstück. Bis wir loskommen, ist es halb 11, und ich habe schon fast wieder Hunger. Als wir losziehen, sind wir eine Gruppe von insgesamt 17 Personen: elf Abenteurer, ein Guide namens Rosa mit Assistent Rodolfo, die Köchin Ingrid mit Hilfsköchin, der Muliführer Giovanni und ein junger Kerl namens Juan, der unser englischer Dolmetscher sein wird, sowie zwei Pferde und fünf Mulis.

Unter den elf Abenteurern sind Eva aus Frankreich (ursprünglich aus Wien), Rafael und Lisi aus Österreich, Nerie aus New York (ursprünglich aus Guatemala City), Johanna und Jannis aus Deutschland, Matthias aus Deutschland, Sophie aus Dänemark, Florian aus Deutschland und wir zwei.

17,5 Kilometer ist unsere heutige Tagesetappe. Relativ schnell wird der Untergrund grob, und man kann an den tiefen Furchen erkennen, wie tief der Schlamm in der Regenzeit hier ist. Der eingetrocknete Boden ist hart wie Teer, und wir balancieren geschickt darüber. Man muss immer aufpassen, wo man hintritt, sodass gar nicht viel Zeit bleibt, die Landschaft zu bewundern, die zwar die ganze Zeit aus Wald besteht, trotzdem aber schön ist. Die beiden Köchinnen sind uns mit Pferd kurz voraus und versorgen uns unterwegs mit frischen Früchten und Sandwiches. Unsere Guides schleppen Wasserflaschen mit, die wir unterwegs auffüllen können. So wandern wir unter dem Schatten der Bäume durch den Dschungel und finden es trotz der brennenden Sonne eigentlich ganz angenehm. Moskitos und sonstige Plagegeister gibt es hier während der Trockenzeit zum Glück nicht, was leider auch auf das übrige Tierleben zutrifft. Die Wildtiere sind zu dieser Zeit in höheren Lagen in den Bergen, wo sie mehr Wasser zur Verfügung haben. So bleibt nur denen, die ganz vorne laufen, mal ein flüchtiger Blick auf eine kleine Schlange oder den ein oder anderen Wildfasan.

Gegen 16:00 Uhr kommen wir in der Mayastätte El Tintal an, wo wir von Brüllaffen begrüßt werden. Kurz bevor wir das Camp betreten, erklärt uns Rosa noch etwas zu den Mauerresten, auf denen wir gerade stehen, als uns ein junger Mann mit blonden, zerzausten Haaren, Poncho, kurzem Lederlendenschurz mit nichts drunter und barfuß entgegenkommt. Er grüßt, als wäre es das Normalste auf der Welt, halbnackt durch den Dschungel zu laufen. Wir grüßen zurück und versuchen, unsere Aufmerksamkeit bei Rosa zu lassen, was uns aber nicht wirklich gelingt. Immerhin schaffen wir es, uns solange zusammenzureißen, bis er außer Hörweite ist, bevor wir in lautes Gelächter ausbrechen. Christoph hat in diesem Moment die GoPro laufen, das Video müsst ihr euch unbedingt ansehen!

Er hat definitiv unseren Tag gemacht! Als wir dann endlich unser Camp erreichen, erwarten uns Zelte mit Matratzen, Kissen und Decken, Hängematten, Erfrischungsgetränke und wieder frische Früchte. So kann man es aushalten! Es gibt Regenwasserduschen und ein Plumpsklo. Die Küche ist rustikal, und gekocht wird am offenen Feuer, wo unsere Köchinnen schon das Abendessen zubereiten. Wir ruhen uns erstmal kurz aus und laufen dann nur ein kleines Stück zur Pyramide El Tintal zurück, wo wir uns den Sonnenuntergang anschauen. Auch unser Freund im Lendenschurz ist wieder da, diesmal mit einer Rassel. Er summt irgendeine Melodie und rasselt dazu. Wir müssen uns schon wieder zusammenreißen, zu komisch ist dieser Anblick, vor allem weil es ihm richtig ernst scheint. Er sagt ganz ernst, diese Erfahrung „is already life changing“. Na dann warten wir mal, bis uns die Erleuchtung kommt oder sich unser „life changed“.

Alt werden wir an diesem Abend nicht, außerdem müssen wir morgen früh raus, da der längste Abschnitt noch auf uns wartet. Um 5:00 Uhr aufstehen, das Gepäck abgeben, damit die Mulis bepackt werden können, 5:30 Uhr Frühstück mit Rührei, Reis und Bohnen, 6:00 Uhr Abmarsch. 23 Kilometer liegen heute vor uns. Der Weg wird aber besser, den erhärteten schlammigen Abschnitt haben wir weitgehend hinter uns, und es geht den ganzen Weg ziemlich eben dahin, was es leichter macht. Unsere Gruppe hat so ziemlich das gleiche Tempo, sodass niemand zurückbleibt, und wir zügig vorankommen. Etwa sieben Stunden marschieren wir an diesem Tag und sind froh, als wir endlich das Camp in El Mirador erreichen. Es ist etwas rustikaler als das erste, trotzdem aber sehr gut organisiert. Auch hier stehen uns wieder Zelte mit Matratzen, Decken und Kissen zur Verfügung. Zum Duschen gibt’s einen Eimer Wasser pro Person. Royal Turkeys, das sind bunte wilde Truthähne, ziehen durchs Camp und suchen nach Futter.

Wir rasten erstmal, bevor wir zum Sonnenuntergang die 20 Minuten zur höchsten Pyramide La Danta aufbrechen. Raus aus den Wanderschuhen, und ich haue mir gleich mal am ersten Stein, der mir in die Quere kommt, den kleinen Zeh auf. Ein Hautfetzen hängt weg, und er blutet. Sch…! Damit die nächsten drei Tage noch etwa 50 Kilometer wandern, mir wird schon ganz schlecht. Also verarzte ich mich mal so gut es geht, klappe den Hautfetzen wieder dahin, wo er hingehört, und bandagiere ihn mit Compeed Blasenpflaster, das ich erst nach der Expedition wieder abmache. Zähne zusammenbeißen und durch.

Steil gehen die Stufen das letzte Stück zur Pyramide hoch. Oben angekommen, ist der Blick über den Dschungel faszinierend. Wir haben schönes Wetter und können recht weit sehen. Nicht dass man da viel sieht, weil weit und breit ja nichts kommt. Es ist einfach schön ruhig, keine Autos, keine Musik, nur unsere Gruppe, die sich immer noch über den blonden Typ im Lendenschurz lustig macht, den wir mittlerweile „the golden Mayan“ nennen! Wir sind eine tolle Truppe und lachen viel miteinander, und jeder von uns wartet auf’s life changing. Am nächsten Tag, es ist Sonntag, der 25. März und Christophs Geburtstag, stehen wir früh auf, um uns auch den Sonnenaufgang auf der Pyramide anzuschauen. Da hat er sich schon eine ziemlich coole Geburtstagslocation ausgesucht.

Heute erkunden wir die Stätte und wandern von Ausgrabung zu Ausgrabung und von Pyramide zu Pyramide. Das Gelände ist riesig. Spydermonkeys beobachten uns und protestieren immer dann, wenn wir ihnen zu nahe kommen. Ihr werdet euch jetzt denken, wie sieht das denn aus, wenn Spydermonkeys protestieren? Die hängen sich mit Armen, Beinen und Schwanz in die Bäume und rütteln wie verrückt daran herum, bis Äste abbrechen, und werfen diese dann runter! Runter kommen die Burschen zwar nicht, aber wir machen trotzdem einen Bogen um sie. Knapp 14 Kilometer laufen wir auch an diesem Tag, und ich bin froh, dass es abgesehen von ein paar Stufen eben dahin geht. Der Zeh tut nämlich schon ziemlich weh. Am nächsten Tag steht nochmal ein hartes Stück an. Wir stehen wieder früh auf und marschieren um 6:30 Uhr zurück zum ersten Camp El Tintal. Es ist für uns schon anstrengend, aber den anstrengendsten Part haben definitiv die beiden Köchinnen. Sie sind jeden Tag schon um 4:00 Uhr wach, heizen das Feuer an und kochen für uns. Sie marschieren den gleichen Weg wie wir, auch wenn sie abwechselnd auf einem Pferd reiten, aber Pausen haben die beiden kaum, denn wenn wir im Camp ankommen, sind sie schon da und haben schon wieder Snacks für uns vorbereitet. Wir werden so gut umsorgt, dass wir trotz der Anstrengung sogar noch ein bisschen zunehmen!

Unser Dolmetscher Juan, ein 19-jähriger El Salvadorianer, der die Tour schon etwa sechs Mal mitgemacht hat, hat uns für unseren letzten Abend im Camp Bier organisiert. Und was gibt es Schöneres als ein kaltes Bier nach anstrengender sportlicher Betätigung! Es gibt genau ausreichend Hängematten, sodass jeder von unserer Gruppe richtig entspannen kann. Wir hatten richtig Glück, zum einen so coole Leute in unserer Gruppe zu haben, zum anderen die einzige Gruppe gewesen zu sein, die am 23. März gestartet ist. Uns kommen auf dem Rückweg mehrere Gruppen mit bis zu 20 Personen entgegen, da es auf Ostern zugeht und die Guatemalteken Ferien haben.

In jedem Camp, das wir erreichen, muss sich jeder in ein Buch eintragen, mit Namen, Reisepassnummer und Herkunftsland. Für den Fall, dass jemand unterwegs verloren geht, kann man wenigstens nachvollziehen, wo er verloren gegangen ist. Ich entdecke einen Eintrag von einer Person namens AXXA aus dem Herkunftsland Atlantis. Seitdem nennen wir unsere Gruppe „Brothers from Atlantis“. Wir verbringen einen äußerst amüsanten letzten Abend, denn wir mussten ja Christophs Geburtstags-Weinflasche noch austrinken, für die wir am Vortag einfach zu müde waren. Außerdem gab es, wie die letzten vier Tage auch schon, ein wenig Gras, und so kam eins zum anderen, während wir immer noch auf das lebensverändernde Erlebnis warteten.

Die 17,5 Kilometer am letzten Tag ziehen sich endlos hin, und ich kann es kaum erwarten, Maya wieder abzuholen. Wir hatten die ganze Zeit ein gutes Gefühl und waren froh, sie bei Raul und seiner Frau Dora gut untergebracht zu wissen. Ich bin gespannt, ob sie sich freut, uns zu sehen, und wie es ihr ergangen ist. Als wir nach drei Stunden endlich die ersten Häuser von Carmelita entdecken, ist die Erleichterung groß. Wir bekommen noch ein Mittagessen zum Abschluss und dürfen im kleinen Hotel der Kooperative duschen. Auch unser Guide Rosa hatte Spaß mit uns und meinte, sie hätte noch nie eine Gruppe gehabt, die sich so gut verstanden und so viel Spaß miteinander gehabt hätte. Wir verabschieden uns vorerst von den „Brothers of Atlantis“ mit der Aussicht, uns in Flores wiederzutreffen, da jeder den gleichen Weg hat.

Gerade als wir Carmelita verlassen wollen, werden wir noch aufgehalten. Ein Arbeiter fragt, ob wir ihn ein Stück mitnehmen können; er müsse nach Flores und hat jetzt zwei Wochen Ferien. Gut, wir haben zwar keinen Sitz, aber er kann gerne auf der Kühlbox mitfahren. Also hüpft er die nächsten drei Stunden mit uns mit. Als wir Maya abholen, rennt sie gerade über Rauls Grundstück, eines der Kinder hinterher. Es geht ihr bestens, und sie freut sich wahnsinnig, uns wiederzusehen. Ich finde, sie ist gewachsen, vor allem ihre Pfoten sind größer geworden. Sie hatte immer zwei Flecken am Kopf zwischen den Ohren, wo das Fell weg war, die sind nun verschwunden. Ja, sie sieht richtig gut aus! Dora gibt mir ihre Sachen; sie haben noch die Leine und das Handtuch gewaschen und Maya gebadet. Wir freuen uns sehr, dass wir so kurzfristig einen schönen Platz für sie gefunden haben, und sie haben sich offensichtlich sehr um sie gekümmert.

Am Abend treffen sich die „Brothers from Atlantis“ noch zum Abschied in der Sky Bar in Flores. Wir beschließen, in Kontakt zu bleiben, und einer von den Verrückten, nämlich Nerie, bucht noch an dem Abend in der Bar auf dem iPhone einen Flug für September in die Schweiz. So viel Spontanität habe ich noch nie erlebt! Jannis schlägt vor, ihn mit uns am 18. September 2018 um 11:00 Uhr am Flughafen in Zürich abzuholen. We’re looking forward

Grenzübertritt Belize nach Guatemala bei Melchor de Mencos

Am 19. März brechen wir in San Ignacio zur guatemaltekischen Grenze bei Melchor de Mencos auf. Der Übergang ist klein und voller Autos und kleiner LKWs. Wir parken Muggl rechts vor dem Gebäude und füllen zunächst einen Fragebogen aus: Wo waren wir, wo haben wir übernachtet (Hotels oder Camping), welche Sehenswürdigkeiten haben wir besucht und wie viel Geld haben wir ausgegeben? Danach erhalten wir am Schalter den Ausreisestempel. Christoph muss noch in ein Zimmer hinter den Zöllnerkabinen, um Muggl auszuchecken, da Muggl in seinem Reisepass eingetragen ist. Ich warte zwischen den Grenzen, da ich nicht zurück darf. Hoffentlich dauert es nicht lange, denn Maya wartet im Auto, und es ist ziemlich warm. Nach zehn Minuten kehrt Christoph zurück, und wir fahren weiter.

Bevor wir in Guatemala einchecken, zahlen wir 4 Dollar, und Muggl wird erneut besprüht. Dann parken wir gegenüber der guatemaltekischen Migration. Das Gebäude ist offen und übersichtlich: drei Warteschlangen und eine Kasse. Wir checken ein und erhalten 90 Tage für die C4-Länder: Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua. Danach zahlen wir für Muggl an der Kasse und kehren zu unserem Schalter zurück. Der Beamte wirft einen kurzen Blick auf Muggl, will nicht ins Auto schauen und fragt nicht nach Haustieren. Nach insgesamt 50 Minuten ist alles erledigt, und wir fahren weiter. Wir haben Maya quasi geschmuggelt, obwohl wir vorher beim Tierarzt ihre Reisepapiere geholt haben. Auch gut.

Das Versicherungsbüro, das laut iOverlander 200 Meter nach der Grenze auf der rechten Seite sein soll, finden wir nicht. Ich frage herum, aber niemand kennt es. In Flores versuchen wir es erneut, finden das Büro, doch es wirkt seit Langem geschlossen. Da für Guatemala keine Versicherung vorgeschrieben ist, lassen wir es bleiben.

Gesamtzeit: knapp eine Stunde!

Grenzübertritt von Chetumal Mexiko nach Corazal Belize

20.02.2018 Adios Mexiko, willkommen Belize. Am Dienstagvormittag brechen wir von Chetumal zur Grenze auf. Kaum sind wir aus der Stadt, treffen wir auf eine Polizeikontrolle. Die Polizistin erklärt lachend, dass wir zu schnell gefahren seien. Innerorts gilt nur 40 km/h, sagt sie auf Spanisch. Ich frage, wie schnell wir waren, bekomme aber keine Antwort. Na bravo, denken wir, das hat uns an unserem letzten Tag gerade noch gefehlt! Ein Kollege kommt dazu und fragt, ob wir Englisch sprechen. Ja, antworten wir, und auch er erklärt, dass wir zu schnell waren. Auch er gibt keine Auskunft über unsere Geschwindigkeit. Irgendwie finden sie das alle lustig, und bald lachen wir mit. Niemand will Geld von uns, sie weisen uns nur darauf hin, langsamer zu fahren. Dann schicken sie uns weiter. Wir vermuten, dass sie die neuen Laserpistolen gerade bekommen haben und deshalb so viel Spaß damit haben. Mexikaner sind eben ein bisschen wie große Kinder.

Einige Minuten später erreichen wir die Grenze. Dort checken wir aus und lassen unsere Pässe stempeln. Da wir Mexiko zwischenzeitlich verlassen und nach Kuba geflogen sind, müssen wir die Touristengebühr von 533 Pesos pro Person erneut zahlen. Dann suchen wir das Büro, um unseren Camper auszuchecken. Die Frau am Schalter hat jedoch keine Ahnung, wovon wir sprechen. Wir müssen innerhalb von 12 Monaten ein Dokument über den Export unseres Campers an die USA schicken, um zu bestätigen, dass wir die NAFTA-Staaten verlassen haben. Sie kann uns kein entsprechendes Dokument ausstellen.

Na gut, wenn sie nicht weiß, was wir wollen, setzen wir auf die Belizaner. Weiter geht’s zur Desinfektionsstation. Ja, ihr lest richtig: Wir müssen die Fenster schließen, und Muggl wird mit einem Desinfektionsmittel besprüht. Das Ganze kostet 10 Belize-Dollar oder 5 US-Dollar oder 100 Pesos, und wir erhalten eine Quittung, die wir später vorzeigen müssen. Weiter geht’s zur Immigration, wo uns ein sehr freundlicher junger Grenzbeamter mit Handschlag und den Worten „Welcome to Belize“ schon auf dem Parkplatz begrüßt. Er erklärt uns, dass wir das Auto hier stehen lassen können und ihm ins Immigration Office folgen sollen. Dort zeigt er uns, wo wir das Einreiseformular ausfüllen, unseren Stempel bekommen und wo Muggl seine Papiere erhält. Kaum haben wir das Gebäude betreten, bekommen wir eine Landkarte von Belize in die Hand gedrückt, mit Sehenswürdigkeiten, Naturhighlights und Aktivitäten. Sehr freundliche Menschen, die Belizaner.

Der Beamte am Immigration-Schalter fragt zuerst: „Who is this Lucky guy?“ In so einem ernsten Rahmen braucht man immer etwas, um den Humor zu verstehen. Der Officer scherzt mit uns und nennt Christoph „Lucky guy“, weil er das Glück hat, mit mir zu reisen. Endlich erkennt das mal jemand! 😉

Wo wir hinwollen, fragt er. Wir sagen, dass wir nach Crooked Tree wollen, einem Dorf zwischen Orange Walk Town und Belize City. Er warnt uns vor Cashew Wine in der Gegend, der macht betrunken. Klar, ist ja Wein. Wenn man am nächsten Tag aufwacht und denkt, man hätte seinen Rausch ausgeschlafen, aktiviert die Sonne den Alkohol wieder, und man wird wieder betrunken. Das klingt ja abgefahren. Mal sehen, ob wir Cashew Wine irgendwo finden. 

Wir müssen keine Fingerabdrücke abgeben und nicht grimmig in eine Kamera schauen. Der Beamte fragt uns, wie lange wir bleiben wollen, und trägt uns 30 Tage in die Reisepässe ein. Wie unkompliziert! Am nächsten Schalter erhält auch Muggl seine „Aufenthaltsgenehmigung“ in Form eines Papiers mit seinen Daten und der Aufenthaltsdauer. Wie wir bekommt er 30 Tage, und dieses Dokument ist jetzt sein „Passport“, meint der Beamte. Das kostet 30 US-Dollar, und ich hoffe, das reicht den Amerikanern, um Muggls Einreise nach Belize als Ausreise aus Mexiko zu akzeptieren.

Als nächstes inspizieren sie unseren Kühlschrank. Mist! Ich habe vergessen, die Eier zu verstecken. Nachdem wir bisher von niemandem gehört haben, dass das Auto durchsucht wurde, haben wir uns getraut, Lebensmittel so zu verstauen, dass man alles ausräumen müsste, um sie zu finden. Der fünfte Beamte erklärt gelassen: „Wissen Sie, wir hatten mal Vogelgrippe, und seitdem dürfen keine Geflügelprodukte mehr eingeführt werden. Aber keine Sorge, wir haben Eier in Belize.“ Na dann ist’s ja gut, und ich will nicht für eine Massenepidemie verantwortlich sein. Für abgepackte Wurst hätten sich niemand interessiert, haben uns Reisende erzählt, die etwa zwei Wochen vor uns an derselben Grenze nach Belize eingereist sind. Das ist heute anders. Man muss es deklarieren, aber da unser Päckchen Salami und der Schinken das TIF-Siegel haben, drücken sie ein Auge zu. Dieses Siegel besagt, dass die Lebensmittel in Mexiko geprüft und genehmigt wurden. Die Käseknacker, die ganz unten in der Kühlbox sind, sieht er zum Glück nicht. Die haben nämlich kein Siegel, und der Verlust wäre für mich persönlich schon schlimm gewesen.

Das USDA-Siegel aus den USA wird auch anerkannt, und Lebensmittel mit diesem Siegel dürfen eingeführt werden, müssen aber auch deklariert werden. Außer der Kühlbox wollten sie nichts sehen, keinen Schrank, keine Schublade. Außerdem fragen sie nach Alkohol. Ein paar Dosen Bier haben wir dabei, das ist kein Problem. Von Tequila, Rum und Wein sagen wir nichts. Zu Reis sowie Obst und Gemüse sage ich nein. Was man genau und wie viel man nach Belize einführen darf, ließ sich für uns nicht genau herausfinden. Nach unserem Informationsstand darf man auf keinen Fall Obst, Gemüse, Geflügelprodukte wie Eier, Hühnchen- und Putenfleisch, Frischfleisch, Getreide, Mehl und Reis mitnehmen. Ein Liter Spirituosen pro Person ist erlaubt, wie viel Bier genau pro Person erlaubt ist, weiß ich nicht. Dosenfleisch ist okay. Mit dem Verlust der Eier können wir leben, und da sind wir aber auch selbst schuld.

So, die Grenzformalitäten wären erledigt. Nun brauchen wir noch eine Versicherung, und es kann losgehen. Etwa 200 Meter nach der Grenze gibt es in einem weißen quadratischen Gebäude das Versicherungsbüro. Vier Wochen Haftpflichtversicherung für unseren Muggl kosten 60 Belize-Dollar oder 30 US-Dollar, und wir bekommen einen Aufkleber, den wir an der Fahrerseite auf die Windschutzscheibe kleben müssen.

Alles erledigt! Belize, wir kommen……

Die Geschichte unserer Bremsscheiben – eine unglaubliche Tortur

Um die Geschichte zu verstehen, müssen wir in die Vergangenheit zurückkehren. Kurz nach unserem Start von San Francisco in Richtung Lake Tahoe hatten wir wieder einen Platten. Wir wechselten den Reifen auf dem Standstreifen der Interstate 580 Richtung Osten, mitten im Berufsverkehr. Man kann eben nicht wählen, wann man einen Platten hat! Mit dem montierten Reserverad fuhren wir bis Manteca und beschlossen, am nächsten Morgen eine Garage aufzusuchen, die uns den kaputten Reifen flickt und vielleicht gleich neue Reifen aufzieht. Unsere Mud Terrain-Reifen haben mittlerweile 50.000 Kilometer hinter sich, was für Reifen nicht viel ist. Doch das Profil ist ungleichmäßig abgenutzt, da wir mit Reifen, die für Schlamm und unbefestigte Straßen gedacht sind, hauptsächlich auf asphaltierten Straßen fuhren.

In den USA ist es nicht einfach, eine Werkstatt zu finden, die Reifen mit Schlauch und Springringfelgen repariert. Daher landeten wir bei der großen Kette Les Schwab. Dort wurden wir gut beraten und entschieden uns für die Toyo Open Country-Reifen. Der BF Goodrich All Terrain ist teurer, hat Lieferzeit und ist nicht unbedingt besser. Da wir alle vier Reifen wechseln mussten, ließen wir die Felgen gleich auswuchten. Während die Werkstatt die neuen Reifen montierte, gingen wir frühstücken. Eine gute Stunde später konnten wir Muggl wieder abholen. Weiter ging es nach Lake Tahoe. Nach einigen Kilometern stellten wir fest, dass es beim Bremsen ruckelte. Christoph vermutete, dass dies mit dem Reifenwechsel zu tun hatte. In Tahoe fuhren wir zu einer anderen Les Schwab-Filiale und erklärten unser Problem. Dort wiesen sie uns ab, das Rütteln habe nichts mit den Reifen zu tun, sondern liege an den Bremsen.

Wir fuhren weiter zum Yosemite-Nationalpark und dann Richtung Los Angeles. Das Rütteln begleitete uns ständig. Solange das Fahrzeug kalt war, war es nicht schlimm, aber wenn es warm wurde, rüttelte es stark und man wollte die Bremsen nicht zu stark betätigen. Kurz vor Santa Barbara hatten wir sowieso einen Termin in einer Werkstatt. Werner, ein Deutscher, wurde uns von Daniel empfohlen, den wir auf der Overland Expo in Flagstaff kennengelernt hatten. Der nordamerikanische Diesel hatte unsere Einspritzpumpe stark zugesetzt, und wir hatten bereits eine neue von unseren Mechanikern aus Deutschland schicken lassen. Werner schaute sich die Bremsscheiben an und stellte fest, dass sie stark abgenutzt waren. So ein Mist! Hätten wir das gewusst, hätten wir gleich neue Bremsscheiben mitbestellt. Die Zeit drängte, da unsere KFZ-Versicherung bald ablief und wir in ein paar Tagen die USA verlassen mussten. Die Agentur verlängerte unseren Vertrag nicht, und ein neuer Vertrag für sechs Monate und 1700 US-Dollar kam nicht in Frage. Wir beschlossen, die Bremsscheiben nach Mexiko schicken zu lassen. Dass dies kompliziert werden würde, ahnten wir noch nicht.

Wir baten den ADAC um Unterstützung und wollten die Scheiben zu einem Cargo-Office an einen der fünf internationalen Flughäfen in Baja California schicken lassen, wo wir sie abholen könnten. Tagelang, bzw. wochenlang, waren wir mit dem ADAC in Kontakt. Sie machten uns wenig Mut, da es schwierig sei, Pakete nach Mexiko zu schicken und vom Zoll zu bekommen. Wir bräuchten einen internationalen Zollagenten, und selbst das wäre keine Garantie. Sollte die Lieferung vom mexikanischen Zoll nicht akzeptiert werden, drohte sogar die Zerstörung der Ware. Das wollten wir nicht riskieren, denn es war schon schwierig, Bremsscheiben für unseren Iveco zu bekommen. Sie werden nur sporadisch hergestellt und waren gerade ausverkauft. Unsere Werkstatt hatte einen Satz von einem gebrauchten Iveco ausgebaut, der nur 5000 Kilometer runter hatte und praktisch wie neu war.

Das Paket war versandfertig und wartete beim ADAC auf weitere Anweisungen. In Mexiko trafen wir Yasmin und Stefan im Toyota Landcruiser (Zebra). Wir beschlossen, die Baja gemeinsam zu bereisen, um mehr Offroad unterwegs zu sein. Die Gegend ist dünn besiedelt, und bei einer Panne müsste man lange warten, bis jemand vorbeikommt. In Bahia de Los Angeles trafen wir auf eine amerikanische Community, die dort in einer kleinen Bucht lebte, ihre Ferienhäuschen hatte und ihr Rentnerdasein genoss. Sie luden uns ein, dort zu campen und das Internet zu nutzen, um unser Problem zu lösen. Ich könnte ins Detail gehen, aber das sprengt den Rahmen. Kurz gesagt, wir ließen die Bremsscheiben vom ADAC nach San Diego schicken, zu einem Freund, der eine Woche später zu Besuch kam. Das war der unkomplizierteste Weg, und wir durften so lange im Paradies bleiben, wo wir mit Walhaien schnorchelten, die Kayaks benutzten und mit Delfinen, Riesenschildkröten und Seehunden paddelten. Alle kümmerten sich toll um uns, und wir wurden oft abends zum Essen eingeladen. Letztendlich durften wir sogar die Werkstatt nutzen, wo Christoph und Stefan mit Hilfe der Männer die Bremsscheiben und Beläge selbst wechselten.

Endlich ist es geschafft. Nach zwei Wochen reisen wir mit gemischten Gefühlen weiter gen Süden. 280 Kilometer Schotterpiste entlang der Baja 1000 führen uns nach San Franciscito, wo wir übernachten, und dann weiter nach Guerrero Negro. Die letzten 30 Kilometer sind asphaltiert. Doch als wir zum ersten Mal abbremsen, ruckelt es immer noch. Sind es doch nicht die Bremsscheiben? Lief bei der Montage etwas schief? Wir wollen in den Ort, um Lebensmittel zu kaufen und Wäsche zu waschen. Die Männer lassen die Frauen in der Wäscherei und suchen eine Werkstatt. Doch ohne Spanischkenntnisse kehren sie schnell zurück und holen mich. Überraschung: ein Platten! Schon wieder! Wenn es läuft, dann läuft’s. Wir haben kein Glück. Zum Glück gibt es in Mexiko viele Autowerkstätten, und Reifen flicken sie routiniert. Unser System mit Schläuchen ist unpraktisch, aber diesmal haben wir uns an der Taco-Bude einen rostigen Nagel eingefahren. Der Reifen ist schnell repariert, und wir bitten, die Bremsen zu prüfen. Rechtes Radlager kaputt, stellt der Mechaniker fest. Zum Glück haben wir ein Ersatzteil dabei, und es wird sofort gewechselt. Die Mexikaner arbeiten geduldig und akribisch, was uns beruhigt. Nach drei Stunden ist es später Nachmittag, und wir haben noch nicht eingekauft. Wir beschließen, außerhalb von Guerrero Negro an der alten Werft zu übernachten. Erleichtert, dass das Problem gelöst ist.

Am nächsten Morgen kaufen wir ein, bevor es weitergeht. Wieder auf Asphalt und bei höherer Geschwindigkeit rüttelt es beim Bremsen wie zuvor. Ratlos kontaktieren wir unsere Werkstatt in Deutschland und andere Reisende mit dem gleichen Iveco, schicken sogar ein Video. Alle vermuten die Bremsscheiben. Unser Mechaniker meint, sie müssten leicht aufgehen; Rost oder Dreck dazwischen könnte das Rattern verursachen. In El Marasal suchen wir die nächste Werkstatt auf. Christoph und Stefan wollen die Bremsen zerlegen und gründlich reinigen. Ich frage, ob wir einen Platz und Werkzeug nutzen dürfen. Der Chef stimmt zu. Die Mechaniker sind hilfsbereit, beobachten uns und reichen Werkzeug. Sie vermuten, es könnte an den neuen Bremsscheiben liegen. Im Ort gibt es jemanden, der sie abdrehen kann. Der Lehrling bringt die Scheiben mit dem Fahrrad in die Metallwerkstatt. Fünf Stunden später ist alles wieder zusammengebaut. Christoph macht eine Testfahrt und kehrt niedergeschlagen zurück. Immer noch das gleiche Problem! Ein Mechaniker fährt mit und sagt, es müsse an den Bremsscheiben liegen. Wir verzweifeln. Immer noch Dreck im System? Ist etwas anderes kaputt?

Christoph grübelt noch immer, ob beim Reifenwechsel etwas schiefgelaufen ist. Aber was? Seitdem plagt uns das Problem. Ein blöder Zufall oder der wahre Grund? Jeder behauptet, es liege an den Bremsscheiben, alles andere haben wir dreimal überprüft. Keine Schrauben oder Bolzen sind gebrochen, keine Lager defekt. Die Mechaniker in der Werkstatt sind ratlos. Wir diskutieren über Ersatzteile und Reparaturen, um eine Lösung zu finden. Sie schlagen vor, alles morgen noch einmal zu prüfen. Was bleibt uns anderes übrig? Der Chef fragt: „Ihr wart gestern in einer Werkstatt in Guerrero Negro?“ „Ja“, antworte ich. „Das war bei seinem Bruder“, sagt er. Wir sind bekannt wie ein bunter Hund. Wir sollen um 8:00 Uhr wiederkommen. Am Abend suchen wir unser Camp außerhalb des Ortes zwischen Kakteen auf und diskutieren weiter. Stefan kennt sich mit Autos aus, aber auch er hat keine Erklärung. Christoph besteht darauf, dass der Reifenwechsel schuld ist, und wir wollen die Reifen von vorne nach hinten tauschen. Doch das scheitert, weil die Mexikaner die Muttern so fest angezogen haben, dass Stefan einen Schlüssel abbricht. Also morgen früh in der Werkstatt! Am nächsten Morgen erkläre ich, dass wir die Reifen tauschen möchten. Der Mechaniker wundert sich nicht und legt los. Ich schlage dem Chef vor, mit unserem Mechaniker in Deutschland zu telefonieren, der auch Spanisch spricht. Irgendwann wurde mir alles zu kompliziert, und meine Spanischkenntnisse reichten nicht mehr aus. Christoph macht nach dem Reifenwechsel eine lange Probefahrt, und das Problem ist verschwunden! Alle sind so perplex, dass niemand etwas dazu sagen kann. Der Werkstattmeister fährt selbst und bestätigt, dass alles in Ordnung ist und die Bremsleistung stimmt. Was noch unrund läuft, sind die Felgen. Christoph hatte recht: Der Reifenwechsel bei Les Schwab hatte Folgen. Dort ließen wir die Felgen wuchten, was misslang. Was für eine Tortur, das müssen wir erst einmal verdauen!

Wie wir fast auf den Hund gekommen wären

Am Montagmittag, den 22. Januar, machten wir uns von Merida auf den Weg Richtung Südosten, mit Tulum als Ziel für die nächsten Tage. In Merida hatten wir ein amerikanisch-kolumbianisches Pärchen kennengelernt: Mariana aus Kolumbien und Eric aus Boston, USA. Begleitet wurden sie von ihrem Hund Marbel, einem Mix aus und Husky. Da sie die gleiche Route wie wir hatten, beschlossen wir, die nächsten Tage gemeinsam zu reisen.

Auf dem Weg nach Tulum gab es viel zu entdecken, vor allem die zahlreichen Cenotes – Wasserlöcher, die unterirdisch über ein Höhlensystem miteinander verbunden sind und teilweise beeindruckende Tiefen erreichen. Wir begannen unsere Erkundungstour bei den Cenotes rund um Cuzama. Vor etwa 200 Jahren wurde in dieser Gegend „grünes Gold“ angebaut und geerntet – eine Pflanze, deren robuste Fasern zur Herstellung von Seilen genutzt wurden. Heute sind die meisten Plantagen verwildert, aber ein Teil des Schienensystems, das einst zum Abtransport der Ernte diente, existiert noch. Pferde ziehen nun Besucher von Cenote zu Cenote. Anfang der Woche war es nicht besonders belebt, und der Parkplatz, eine große Wiese, war fast leer. Am Eingang gab es Toiletten und sogar eine Dusche, und wir mussten nichts fürs Übernachten zahlen.

Wir parkten am hinteren Ende des Parkplatzes am Waldrand, schlugen unser Lager auf und beschlossen, am nächsten Morgen früh die Cenotes zu besuchen. Es dauerte nicht lange, bis der erste Besucher auftauchte – eine Hundedame, die wir sofort fütterten, obwohl sie nicht verhungert zu sein schien. Seit kurzem hatten wir immer einen Sack Hundefutter dabei. Das sprach sich schnell herum, und nach und nach gesellten sich zwei weitere Hundedamen dazu, eine davon eine Mutter, die auch gleich ihre drei Welpen mitbrachte. Die Kleinen waren anfangs noch scheu, aber neugierig und tasteten sich immer näher an uns heran. Am Ende des Tages ließen sie sich zwar noch nicht fangen, aber sie lagen immerhin schon auf unserer Strohmatte vor dem Muggl. Zwei der Welpen waren weiß, was für Straßenhunde schnell unattraktiv aussieht. Der dritte war schwarzbraun mit hellbraunen Pfoten – alles Mädchen. Für den nächsten Nachmittag nahmen wir uns vor, die Kleinen zu waschen.

Am nächsten Morgen bekamen alle sechs Hunde erst einmal Frühstück. Sie waren natürlich schon vor uns wach und warteten mit wedelnden Schwänzen. Die Nacht hatten sie vor, unter oder hinter unseren Campern verbracht. Wir begaben uns auf unsere Cenotes-Tour und ließen uns von einem Pferd im kleinen Wagen über die Schienen von Wasserloch zu Wasserloch ziehen. Als wir zurückkamen, war die Hundemama nur mit einem Welpen da, und wir wunderten uns, wo die anderen beiden geblieben waren. Nach fast zwei Stunden waren sie immer noch nicht aufgetaucht, und wir begannen uns Sorgen zu machen. Wir fingen mit dem übrig gebliebenen Welpen an, inspizierten ihn und stellten fest, dass er Flöhe und einige Zecken hatte. Die Zecken entfernten wir per Hand oder Pinzette, und Mariana behandelte geschickt eine eitrige Entzündung zwischen den Zehen. Sie hatte einige Monate Freiwilligenarbeit in einem Tierheim geleistet und war im Umgang mit Hunden sehr geübt. Außerdem hatten sie ja ihren Marbel dabei und somit auch Medikamente und Flohmittel. Dann badeten wir den Welpen in Spülmittel, was Flöhe gar nicht mögen, und wuschen die toten Plagegeister einfach weg. Der Klomann drehte uns den Wasserschlauch in der Nähe auf und schaute uns freudig zu. Der kleine Welpe war tapfer und ließ alles über sich ergehen. Die Mama hatte uns anfangs noch zugeschaut, war aber mittlerweile verschwunden. Als wir fast fertig waren und ich den Welpen gerade abtrocknete – er schlotterte ganz schön und ich glaube, er war noch nie komplett nass – kam die Mama mit den anderen beiden zurück. Es schien fast so, als würde sie sie uns bringen, damit wir uns auch um sie kümmern. Also machten wir weiter.

Stunden später lagen alle drei Welpen und die Mama vor unserer Haustür, total müde von den Strapazen, aber strahlend weiß – zumindest zwei davon. Sie wichen uns den ganzen Abend nicht mehr von der Seite und ließen sich mittlerweile auch einfach hochheben und streicheln. Sie schliefen sogar in unseren Schößen ein, und selbst als wir sie zur Mama legten, weil wir ins Bett gehen wollten, wachten sie nicht auf. Wir schätzten sie auf knapp zwei Monate und ich fragte den Klomann, ob es nur drei wären und wem sie gehörten. Er meinte, es waren sechs und sie gehörten niemandem. Wenn wir einen adoptieren wollten, könnten wir das gerne tun. Die anderen drei wären auch schon mitgenommen worden. Die Hunde „gehörten“ der Community – den Leuten, die am Eingang der Cenote arbeiteten, den Kutschenfahrern, dem Parkwächter, den Betreibern der Imbissstände und eben auch dem Klomann. Sie kümmerten sich ein bisschen um sie und fütterten sie auch. Die Kleinen und auch die Mama waren sehr dankbar und richtig lieb. Leider konnten wir keinen mitnehmen. Eigentlich ist die Adoption eines Straßenhundes gar nicht so schwer. Man muss zuerst zum Tierarzt, dann bekommen die Welpen eine Impfung – ein harter Stoff, denn es heißt, wenn sie die darauffolgenden sieben Tage überleben, ist alles in Ordnung. Man muss dann immer kurz vor Grenzübergängen (in jedes Land unterschiedlich) zum Tierarzt und die entsprechend vorgeschriebenen Impfungen auffrischen oder verabreichen lassen. Das ist alles. Trotzdem nahmen wir keinen mit, aber es war knapp. Das Wissen, dass sie eine Mama haben und dort nicht verhungern müssen, half uns bei unserer Entscheidung. Wären sie allein oder kurz vorm Verhungern gewesen, wäre die Geschichte anders ausgegangen.

Tipps für eine Kuba Reise

einige Dinge die wir vor unserer Reise nach Kuba gerne gewusst hätten

Hier sind einige Tipps, die wir gerne vor unserer Kuba-Reise gewusst hätten, und wie du deine Reise am besten organisierst (Stand 2018)

  • Bringe kleine Seifen und Kugelschreiber zum Verschenken mit. Trage sie im Tagesrucksack, denn du wirst schnell danach gefragt.
  • Auf Kuba können Kaltfronten bis zu fünf Tage anhalten. Packe daher warme Kleidung, feste Schuhe und eine Regenjacke ein.
  • Ein „Casa Particular“ ist eine Privatunterkunft bei kubanischen Familien. Die Preise für ein Doppelzimmer liegen zwischen 15 und 35 CUC.
  • Um ein Casa Particular zu finden, nutze Airbnb oder frage am Busbahnhof nach. Taxifahrer kennen oft jemanden, der eine Unterkunft anbietet. Du kannst auch durch die Straßen laufen und nach den weißen Schildern mit blauer Aufschrift suchen.
  • Ein „Paladar“ ist ein privates Restaurant, in dem du authentisch kubanisch essen kannst. Sie sind oft günstiger und der Service ist freundlicher als in staatlichen Restaurants.
  • Die günstigste Fortbewegung ist die staatliche Buslinie Viazul. Kaufe Tickets einige Tage im Voraus am Schalter oder online, wenn das Internet funktioniert. Alternativ gibt es Sammeltaxis und private Taxis, bei denen du verhandeln kannst.
  • Handeln ist auf Kuba üblich. Touristen zahlen oft mehr, also frage nach und verhandle.
  • Wasser kannst du in Casas Particulares oder Supermärkten kaufen. In Supermärkten außerhalb der touristischen Zentren ist es günstiger.
  • Zigarrenfabriken haben im Juli und zum Jahreswechsel Betriebsurlaub. Kaufe Zigarren in offiziellen Läden, nicht auf der Straße.
  • Kuba hat zwei Währungen: den CUC für Touristen und den CUP für Einheimische. Mit CUC kannst du überall zahlen, aber besorge dir auch einige CUP.
  • Geldautomaten gibt es fast überall, außer in kleinen Orten.
  • Bei der Ausreise fällt keine Gebühr an. Wir haben unsere 50 CUC in Rum investiert.
  • Schweizer und Deutsche benötigen ein Touristenvisum, das du am Flughafen für 20 US-Dollar kaufen kannst. Es ist eine einfache Formalität.

Diese Tipps helfen dir, Kuba besser zu erleben und deine Reise reibungslos zu gestalten.

Kuba, zwischen Plattenbauten und Palmenstränden – eine Zeitreise

Lange stand fest, dass wir irgendwo Urlaub vom Reisen machen wollten, und schließlich fiel die Wahl auf Kuba. Unser Freund Hannes entschied sich, uns aus der Schweiz zu besuchen, und Kuba schien ein ideales Ziel. Einige Orte auf der Welt sollte man bald besuchen, und Kuba gehört dazu. Da wir bereits in Mexiko waren, waren wir Kuba so nah wie nie zuvor! Ein Flug von Deutschland oder der Schweiz dauert 8-10 Stunden, von Cancún aus nur eine Stunde. Eigentlich …

Der Flug war für den 18. Dezember von Cancún nach Havanna gebucht. Um 6:00 Uhr morgens brachte uns der Campingplatzbesitzer, bei dem wir Muggl für drei Wochen sicher untergestellt hatten, zum Flughafen. Alles lief reibungslos – Check-in, Sicherheitskontrolle – bis zum Einstieg ins Flugzeug. Doch dann kam alles anders: Auf dem Rollfeld kehrten wir plötzlich um! Ein technischer Defekt zwang uns zurück zum Terminal, und wir mussten aussteigen. Ein Ersatzteil musste aus Mexiko-Stadt geliefert werden, oder wir bekamen ein Ersatzflugzeug. Keine der Optionen versprach Schnelligkeit. Ich fragte mich, ob Flughäfen generell Ersatzflugzeuge bereithalten. Mit sechs Stunden Verspätung und nur zwei Stunden vor Hannes landeten wir in Havanna. So schnell kamen wir also nicht nach Kuba …

Ein Taxi brachte uns zu unserer Casa Particular, einer Privatunterkunft kubanischer Familien, die Gästezimmer vermieten. Oft kann man dort auch frühstücken oder zu Abend essen. Das Taxi ließ uns neben dem Museum der Revolution im Zentrum vor einem riesigen Gebäude aussteigen, das von der Straße aus wie eine Baustelle wirkte. Na bravo, dachte ich, das sieht nicht bewohnt aus. Doch bevor ich den Gedanken zu Ende denken konnte, kam ein Mann mit einem Müllsack auf uns zu. Wen oder was wir suchten, fragte er. Das Casa de Toni, antwortete ich. Er trat zurück und rief lautstark „TOOOONNNNIIIII“ in Richtung des Balkons im dritten Stock. Ja, dort wohnt Toni mit seiner Frau Sonja. Er kam gleich herunter und ließ uns durch den Seiteneingang hinein. Das war einfach! Toni und Sonja empfingen uns herzlich und zeigten uns unser Zimmer und ihre Wohnung. Unser Gästezimmer war über einen separaten Eingang vom Treppenhaus zugänglich. Der Eingangsbereich hatte eine Mini-Küche, von dort ging es ins Zimmer, rechts ins Bad, und am Fenster führte eine kleine Wendeltreppe nach oben. Das Bett oben war größer, und Christoph und ich schnappten es uns sofort. Hannes schlief unten, und ich dachte, die Betten in Kuba sind alle nicht besonders lang, aber Hannes ist groß. Na ja, er wird schon reinpassen, notfalls diagonal.

Toni erklärte uns die Umgebung und gab uns einen eigenen Schlüssel. Also marschierten wir los, erkundeten die Nachbarschaft und aßen etwas, während wir auf Hannes warteten. Die nächsten zwei Tage erkundeten wir Havanna, schlenderten durch die bunten Straßen, bewunderten die alten Kolonialgebäude, genossen frisch gepresste Säfte und saugten die Lebensfreude auf. Toni half uns bei der Planung unserer weiteren Reise. Früher war er als LKW-Fahrer unterwegs und kannte ganz Kuba. Er wusste, welche Orte schön sind und wie lange man von A nach B braucht. Unser nächstes Ziel war Trinidad, und Toni bot an, dort eine schöne Unterkunft für uns zu reservieren. So läuft das auf Kuba: Man wird weitergeschickt und erhält einen Bündel Visitenkarten, die man bei den nächsten Casas Particulares abgibt. Ich mag dieses System! Danach wollten wir über Cienfuegos nach Playa Giron und von dort nach Varadero, das sehr touristisch sein soll, aber die Strände wollten wir unbedingt sehen. Zum Schluss wollten wir noch Richtung Valle de Viñales im Westen der Insel. Nachdem der grobe Plan stand, konnte es losgehen!

Leider war der Bus für die nächsten Tage ausgebucht – es war Hauptreisezeit! Also fragten wir einige der vielen Taxis in Havanna, was die 317 km Fahrt von Havanna nach Trinidad kosten würde. Zuerst muss ich erwähnen, dass es private und offizielle Taxis gibt. Ein privates Taxi kann jedes beliebige Fahrzeug sein, während ein offizielles Taxi gut erkennbar ist, da es eher modern und einheitlich aussieht. Ein „Taxi“-Schild steht, hängt oder klebt an 90 % aller kubanischen Fahrzeuge. Eine Querstraße von unserer Unterkunft entfernt, vor einem Hotel, standen private und offizielle Taxis, und wir fragten uns durch. Luis, ein Privattaxi-Vermittler, nannte uns 300 US-Dollar als Preis, was mich fast umhaute. Er ging auf 250 runter, was mich immer noch nicht überzeugte, und das Spiel ging bis 180. Na, das sind Verhandlungen! Spontan fiel mir eine neue Masche ein, und ich erklärte ihm, dass ein kubanischer Freund mir verboten hatte, etwas ohne sein Einverständnis zu kaufen. Das wirkte! Luis ging um weitere 20 Dollar auf 160 Dollar runter. Er drängte nicht weiter und ließ mich das Einverständnis meines kubanischen Freundes einholen. Ich bedankte mich und fragte, ob er morgen den ganzen Tag hier wäre. Dann würde ich mich mit meinem kubanischen Freund beraten, und wenn ich das Okay hätte, kämen wir wieder. Handschlag! Ich hoffte, der galt auf Kuba, denn wir sammelten noch Erfahrungen.

Zurück erzählten wir Toni von unseren Verhandlungen. Er war zufrieden mit uns und auch an einem Kontakt zu Luis interessiert. Na sowas … Am nächsten Morgen buchten wir Luis für den übernächsten Morgen. Er meinte, wir würden ein Classic Car bekommen, einen Chevrolet oder so. Wir waren gespannt, ob er wirklich kam … 10:00 Uhr war abgemacht.

Am nächsten Morgen war Toni der skeptischste von uns vieren, denn wir hatten keine Telefonnummer von Luis – ein Anfängerfehler! Auf Kuba funktioniert alles über Telefon. Ja, Luis konnte uns tatsächlich stehen lassen und andere Touristen chauffieren, die bereit waren, 300 US-Dollar zu zahlen, und davon gab es viele. Ich fragte Toni, ob Kubaner zuverlässige und pünktliche Menschen seien. „Die Kubaner sind ein Desaster“, antwortete er. Das machte mir nicht wirklich Mut, aber um es auf den Punkt zu bringen: Luis kam um 10:02 Uhr, entschuldigte sich für die Verspätung und stellte uns unseren Fahrer Juan im weiß-orangenen Chevy vor. Wir waren begeistert!


Die Fahrt dauerte dreieinhalb Stunden (mit einer kurzen Pause), und Juan brachte uns sicher nach Trinidad. Er schien keine weißen Autos zu mögen, denn immer wenn uns eines überholen wollte, trat er das Gaspedal seines 1965er Chevys bis zum Anschlag durch. Wir erreichten eine Spitzengeschwindigkeit von 140 km/h! Was blieb uns anderes übrig, als dem Leben zu vertrauen? Er erzählte uns stolz, dass er sein Auto selbst hergerichtet hatte, sogar die Sitzbezüge (auch in Orange-Weiß) hatte er selbst genäht. Ja, wenn er sein Auto so gern hat, wird er schon wissen, was er tut. Er schien sein Auto wirklich zu mögen und pflegte es auch, denn in Trinidad angekommen, schüttete er erst einmal 1,5 Liter Öl nach!

In Trinidad verbringen wir vier Tage. Wir wandern zu einem Wasserfall und engagieren einen Guide, um mehr über die Natur zu erfahren. Joanis, unser Guide, ist eigentlich Universitätsprofessor für Geschichte, arbeitet aber im Tourismus, um mehr Geld zu verdienen, vor allem durch Trinkgelder. In Kuba, einem kommunistischen Land, verdienen Staatsangestellte einheitlich 27 CUC im Monat, egal ob Arzt, Krankenschwester, Professor oder Polizist. Die Gehälter haben sich seit Jahrzehnten nicht verändert, während die Lebenshaltungskosten stark gestiegen sind. Deshalb sieht man Lehrer, die Taxi fahren, oder Ärzte, die kellnern. Von Joanis erfahren wir nicht nur viel über das Leben auf Kuba, sondern auch über die kubanische Flora und Fauna. Auf dem Weg zum Wasserfall erklärt er uns einiges über Kuba und warnt uns, dass wir es nicht versuchen sollten, Kuba zu verstehen – das werde uns nicht gelingen. Für Christoph wird das schwierig, da er immer alles genau verstehen will.

Am zweiten Tag, dem 24. Dezember, fahren wir mit dem Katamaran zur Insel Cayo Blanco, wo Iguanas und Baumratten leben. Die Bilder der Baumratten sind unten. Ich wusste auch nicht, was das ist, finde sie aber lustig. Nach langer Zeit fühlt sich das mal wie Urlaub an. Zum Schnorcheln ist es zwar nichts, da das Wasser an diesem Tag zu trüb ist, aber zum Baden, am Strand entlang schlendern und im Liegestuhl verweilen ist es perfekt. Man muss nur aufpassen, dass man nicht auf eine Iguana tritt, denn die sind hier überall. Die Baumratten und Iguanas wurden von Piraten hierher gebracht, die sie früher gegessen haben. Na ja, wer’s mag.

Für den Abend haben wir in unserer Casa Particular Abendessen bzw. Weihnachtsbraten bestellt. Unser Gastgeber Senor Soto ist leidenschaftlicher Hobbykoch und serviert uns Gemüsesuppe als Vorspeise, ein riesiges Hühnchen (ich glaube, es war eher ein Truthahn) als Hauptgericht und Flan als Nachspeise. Am Nebentisch sitzt ein Busfahrer, der tagsüber einen Touristenbus fährt und heute auch hier übernachtet – alleine. Wir laden ihn ein, mit uns zu essen, es wäre doch nicht schön, wenn er alleine essen muss, vor allem an Weihnachten! Er freut sich riesig und setzt sich ohne zu zögern zu uns. Wir haben einen sehr lustigen Abend. Kubaner sind halt einfach gesellige und fröhliche Menschen.

In den nächsten beiden Tagen besuchen wir eine alte Zuckerrohrplantage, wo wir auch viele Informationen über den Sklavenhandel bekommen. Wir schlendern durch Trinidad, auch außerhalb der touristischen Straßen. Als eine alte Frau, die mit Krückstock am Fenster ihres Hauses steht, mich nach Seife anbettelt, bricht es mir fast das Herz. Ja, das ist das System. Es mag vielleicht früher mal funktioniert haben, jetzt scheint es aber total verstaubt und hinterlässt seine Spuren. Ich muss zugeben, ich war auf Kuba nicht vorbereitet. In den USA habe ich es verpasst, mir einen Reiseführer zu kaufen, und in Mexiko war keiner mehr zu kriegen.

Man fühlt sich ein bisschen in der Zeit zurückversetzt, nicht nur weil hier noch Ochsenkarren, Pferdekutschen und die oft auf Postkarten gedruckten Oldtimer fahren, auch die alten Gebäude, spärlich ausgestatteten „Supermärkte“ und das einfache Leben der Menschen hinterlassen den Eindruck, in die Vergangenheit gereist zu sein. Internet gibt es kaum, und wenn, dann nur in Hotels oder auf einzelnen öffentlichen Plätzen an Touristenhotspots. Da kann man sich dann eine Guthabenkarte für 1,50 CUC kaufen und eine Stunde surfen. Als ich das erste Mal so eine Karte haben wollte, fand ich vor dem besagten Office einen bunten Haufen Leute an der Tür vor. Ich muss verzweifelt geschaut haben, denn gleich sprach mich eine ältere Dame an und erklärte, sie würde mir helfen. Auf Kuba stellt man sich nämlich nicht der Reihe nach an, sondern fragt, wer der letzte ist, und wartet dann. Das hat dann auch ganz gut funktioniert, wissen muss man es halt.

Von Trinidad geht es weiter nach Cienfuegos, wo wir nur zwei Nächte bleiben. Cienfuegos ist eine saubere, aufgeräumte und im Zentrum gut restaurierte Stadt mit einem kleinen alten Theater und einigen sehr schönen Kolonialbauten. Per Zufall finden wir die weltbesten Cocktails in Punta Gorda am südlichsten Zipfel von Cienfuegos in einer kleinen Bar im Park. Falls jemand von euch mal dort vorbeikommt, müsst ihr die unbedingt probieren! Der Barkeeper hat uns angesprochen und angegeben, dass er die besten Cocktails der Welt mache, und wenn sie uns nicht schmecken, müssten wir sie nicht bezahlen. Herausforderung angenommen, und wer Christoph kennt, weiß, wie kritisch er ist. Das Ende vom Lied war, dass wir um 14:00 Uhr schon angetrunken waren. Der Barkeeper hat nicht zu viel versprochen, die Cocktails waren echt unglaublich gut, und ich kann jetzt nie wieder einen Pina Colada trinken. Außerdem war es ein Vergnügen, ihm zuzusehen. Er ist echt Barkeeper aus Leidenschaft, und ich habe noch nie jemanden so lange Minze für einen Mojito rühren sehen.

Unser nächstes Ziel heißt Playa Giron, wo es viel Strand gibt. Wir bleiben zwei Tage und wohnen bei Zoila, die uns das beste Frühstück mit frischen Ananas, Guaven, Papayas, frischem Ananassaft, Eiern, Käse, Schinken und sogar Pfannkuchen mit Guavenmarmelade macht. Wir chillen am Strand, schnorcheln in der Caleta Buena, was so viel wie „schöne Bucht“ bedeutet, und schlürfen Cocktails, die leider alle nicht so gut sind wie die in Cienfuegos. Entlang der Strandpromenade stehen verlassene, überwucherte Bungalows aus Beton, ein mit Graffitis besprühter leerer Pool, Reste aus vergangenen Zeiten, als hier der kommunistische Tourismus noch boomte. Ich vermute, dass ein Hurrikan das Feriendorf mal zerstört hat und es nie wieder aufgebaut wurde. Bevor wir ins Valle de Vinales fahren, wollen wir noch nach Varadero. Obwohl es recht touristisch sein soll und Hotels neben Hotels am Strand stehen sollen, soll es doch einer der schönen Strände Kubas sein. Ja, die Strände sind schön, aber auf Schaumpartys am Strand und mittags schon alkoholisierte Touristen haben wir keine Lust und machen uns schnell wieder aus dem Staub.

Es ist der 31. Dezember, und wir sind ganz in der Nähe von Varadero in Santa Marta bei Barbara untergekommen. Als wir am späten Nachmittag von unserem Varadero-Pauschaltouristen-Ausflug zurückkommen, nimmt sie uns mit zu ihrem Nachbarn, der auch ihr Bruder ist und obendrein noch Geburtstag hat. Auf dem Grill liegt traditionell ein Schwein, dazu gibt es Yuca, auch bekannt als Maniok (eine kartoffelähnliche Wurzel), Reis und Bohnen. Getrunken werden Bier und natürlich Rum, und nach dem Essen geht man die umliegenden Nachbarn besuchen, denen man ein gutes neues Jahr wünscht. Da gibt es noch mehr Rum und Bier, aber vor allem Rum. Wir treffen ein paar Häuser weiter Sandra und Daniel, die seit mehr als 20 Jahren in Deutschland leben und auf Heimatbesuch sind. Nachdem alle schon seit Mittags am Feiern sind, müssen wir erstmal aufholen. Es wird getanzt, und die Kubaner haben natürlich den Rhythmus im Blut, der auch mit dem Alter nicht weniger wird. Christoph und Hannes müssen als Tanzpartner für Sandras Großtante herhalten. Da hatte ich einiges zu lachen, das könnt ihr mir glauben.

Da wir ja eigentlich keine große Silvestersause geplant hatten, haben wir uns für den 1. Januar um 8:00 einen Bus nach Vinales reserviert. Schön blöd, denken wir jetzt. Wer ist denn so doof und fährt am 1.1. um 8:00 morgens freiwillig Bus? Ja, wir waren ziemlich müde, als wir uns am Neujahrsmorgen auf den Weg zum Busbahnhof gemacht haben. In Vinales angekommen, hat uns dann auch noch das Wetterglück verlassen. Wir bleiben vier Tage, es ist außergewöhnlich kalt, ca. 16 bis 18 Grad tagsüber, und es regnet immer mal wieder. Der erste Tag ist noch der beste. Wir mieten Fahrräder und erkunden die Umgebung, besichtigen eine Tabakplantage, besuchen Felsmalereien, die Hippies in den 1960er Jahren gemalt haben, und eine Höhle, in der sich angeblich Che Guevara versteckt hat. Am Ende des Tages finden wir per Zufall ein kleines Hüttchen am Straßenrand, wo Alberto Vitamina seine leckeren Cocktails anbietet. In der Kokosnuss oder Bergamotte (ähnlich wie Grapefruit, aber nicht so sauer) mixt er Rum, Honig und frischen Ananassaft. Sehr lecker! Die Wand hinter ihm zieren Zeitungsartikel. „Sie sind ja berühmt“, sage ich. „Ja, ein bisschen“, meint er. Vor ein paar Wochen war das Schweizer Fernsehen da, erzählt er uns und schneidet nebenbei für alle Mini-Bananen und eine uns unbekannte Frucht, die er Mayan Pineapple nennt, in mundgerechte Stücke. Mit einer Überdosis Vitamine verlassen wir Alberto an diesem Abend, und ich habe danach tatsächlich mal Alberto Vitamina gegoogelt. Da findet man schon ein bisschen was.

Am nächsten Tag fahren wir in den Norden an den Strand Cayo Jutias. Ein weißer Sandstrand mit türkisfarbenem Wasser erwartet uns. Es ist windig und ein bisschen frisch. Christoph und ich sind von den Traumstränden Mexikos etwas verwöhnt. Hannes, der aus der kalten Schweiz bei Schneefall weggeflogen ist, findet’s super, ist nicht zu halten und schwimmt seine Runden. Vom Regen werden wir heute noch verschont.

In der Nacht regnet es dann ordentlich, und wir sind am Morgen unschlüssig, was wir machen sollen. Im Ort treffen wir Andy, unseren Nachbarn in der Casa Particular. Er ist Alaskaner und mit seinem Sohn Robert unterwegs, der aber heute etwas kränkelt und im Zimmer schläft. Andy fragt uns, ob wir mit ihm eine kleine Wanderung machen wollen. Aber klar doch! Wir wandern in Richtung der Felswände, wo Kletterer zugange sind, und durchqueren die Cueva de Vaca, eine Höhle, bei der man auf der anderen Seite der Felsen wieder rauskommt. Drinnen piept es, und wir brauchen eine Weile, bis wir den Grund dafür finden. Zwischen den Stalaktiten, die von der Decke ragen, haben sich ganz kleine Fledermäuse versteckt. Es soll auf Kuba die kleinsten Fledermäuse der Welt geben. Ob das die sind, die wir hier gefunden haben, kann ich allerdings nicht mit Gewissheit sagen. Auf der anderen Seite angekommen, bietet die Landschaft ein beeindruckendes Bild. Die Erde ist rot, was das Grün der Pflanzen so richtig zum Leuchten bringt. Dazwischen ragen riesige Kalksteinfelsen senkrecht bis zu 400 Meter empor. Die sogenannten Mogoten entstanden vor rund 170 Millionen Jahren durch Erosion und Einsturz der Kalksteine. Seit 1999 gehört diese Gegend zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auf den Mogoten kann man aber nicht wandern, da noch immer Einsturzgefahr herrscht.

Wir wandern somit auf dem „Boden“ weiter, und die rote Erde wird aufgrund des Regens in der Nacht und den letzten Wochen immer matschiger. Jeder von uns sumpft mal ein, und wir sehen innerhalb kürzester Zeit aus wie Sau, aber es macht Spaß. Andy ist zwar einige Jahre älter als wir, aber ganz schön fit, und wir müssen uns ranhalten, um ihm nachzukommen. Knapp zehn Kilometer sind wir durch unwegsames Gelände gewandert, bis wir auf die Teerstraße kommen, die uns die drei Kilometer zurück nach Vinales führt. Wie vom Himmel geschickt steht da ein Kiosk am Straßenrand. Das kühle Bier haben wir uns jetzt redlich verdient!

An unserem letzten Tag im Valle de Vinales und keiner Wetterbesserung beschließen wir, einen Ausflug nach Maria la Gorda in den Südwesten der Insel zu machen. Da soll es schöne Strände, schwarze Korallen und bunte Fische geben, und es soll auch ein sehr schönes Tauchgebiet sein. Nur tauchen wir leider nicht. Es reizt mich zwar schon seit geraumer Zeit, hat sich aber bisher noch nicht ergeben. So machen wir uns eben mit unserer Schnorchelausrüstung auf den Weg und genießen den letzten Strandtag auf Kuba. Wenn man nicht taucht, reicht ein Tag in Maria la Gorda völlig aus, da dort sonst nicht wirklich was los ist.

Am nächsten Morgen geht es zurück nach Havanna und wieder zu Toni und Sonja, wo wir noch einen Tag haben, bevor es wieder nach Cancun geht. Hannes hat noch zwei Tage, bevor er wieder in die Schweiz und zurück zur Arbeit muss. Ach, haben wir’s gut! Wir schlendern durch die Ecken Havannas, die wir noch nicht gesehen haben, und beobachten bei Sonnenuntergang die Touristen am Malecon, wie sie von den Wellen, die an die Betonmauer der Promenade klatschen, nass gespritzt werden. Bis es uns erwischt. Ein bisschen nass setzen wir uns in einen Paladar an der Promenade und genießen zum letzten Mal die kubanische Küche. Ach, da fällt mir gerade auf, dass ich euch ja noch gar nicht erzählt habe, was ein Paladar ist. Paladar heißt übersetzt Gaumen, und das sind kleine private Restaurants, meistens Familienbetriebe, wo man günstig und authentisch essen kann. Der Service ist immer sehr freundlich im Vergleich zu den staatlichen Restaurants, und man begegnet herzlichen Menschen, die einen in ihrer Casa willkommen heißen. Die Toilette ist in ihren privaten Badezimmern, wo Zahnbürsten und Shampoo rumstehen. Stolz auf das wenige, was sie haben, zeigen sie einem dann auch gleich noch die ganze Wohnung.

Das war Kuba, und unsere Empfehlung ist: Schaut euch Kuba an, solange es noch so ist, wie es ist. Ich denke, da wird sich in den nächsten Jahren einiges ändern.

Wie wir in der Party Finca der Mexikanischen Patrones gelandet sind

Es gibt Reisende, die planen alles bis ins letzte Detail: wann sie wo sein sollen, wo sie übernachten und essen. Und dann gibt es Reisende, die planen gar nichts und fahren einfach los. Wir sind irgendwo dazwischen.

An diesem Donnerstag wollen wir von Cabo San Lucas den Camino Cabo Este Richtung Nordosten an der Küste entlang fahren und uns dann am Strand einen schönen Platz zum Übernachten suchen. Wir verspätet uns schon, bevor wir überhaupt richtig unterwegs sind, denn wir müssen noch Diesel und Wasser tanken. Diesel ist kein Problem, denn Tankstellen gibt es wie Sand am Meer. Das mit dem Wasser wird schwieriger, vor allem, als der Mitarbeiter schnell Zigaretten holen geht. Wir wissen nicht, wo er die holen wollte, aber er hat sich die halbe Stunde, die wir vor seinem Laden gewartet haben, nicht blicken lassen. Das ist Mexiko! Dann macht eben ein anderer das Geschäft. Endlich sind wir auf dem Camino Cabo Este. Hier kann man das erste Stück die Schotterpiste direkt an der Küste entlang fahren oder die planierte Strecke etwas weiter im Landesinneren. Wir wählen die erste Variante, lassen Luft ab, ziehen die Freilaufnaben an und los geht’s. Vor fünf Monaten hat ein Hurricane die Südspitze der Baja-Halbinsel schwer getroffen. Das Ausmaß ist hier noch gut zu sehen: eine ausgewaschene Schotterpiste, die immer wieder von trockenen Flussbetten durchschnitten wird.

In einem dieser Flussbetten steckt jemand fest! Greg aus Oregon versucht verzweifelt, seinen Sprinter mit einem Kochtopf auszugraben. Er hat da schon eine ganze Weile gegraben und ist in der Zwischenzeit sogar drei Kilometer bei brütender Hitze ins nächste Dorf gelaufen, um Hilfe zu holen – alles ohne Erfolg. Gut, dann ziehen wir ihn eben raus. Gregs Sprinter hat keinen Allradantrieb, nur Heckantrieb, und er hat die Reifen nicht abgelassen. Also, Sprinter anhängen und rausziehen. Das ging schnell! Doch Greg hat noch wenig Erfahrung im Fahren auf Sand und vergräbt sich gleich wieder. Also alles nochmal: Abschleppseil und Sandbleche wieder auspacken. In der Zwischenzeit wird es dunkel, und ich male mir aus, welch schönen Sonnenuntergang wir am Strand gerade versäumen. Also Suchscheinwerfer an und nochmal ziehen! Fermin, ein Mexikaner, der zwei Kilometer weiter in einem kleinen Wohnwagen wohnt, kommt vorbei. Er hilft graben und kennt sich mit dem sandigen Untergrund aus. An ein Vorwärtskommen ist für Greg sowieso nicht mehr zu denken, da die Straße immer schlechter wird. Wir laufen ein Stück vor und beschließen, den Sprinter umzudrehen. Die Straße ist schmal, einspurig, holprig und sandig. Fermin findet eine Stelle, wo sich der Sprinter sicher umdrehen lässt, und letztendlich fährt Christoph Gregs Sprinter rückwärts und dreht ihn so, dass Greg sicher nach Los Cabos zurückfahren kann.

Wir überlegen, wohin wir gehen sollen. Einen Strand finden wir in der Nacht sowieso nicht mehr, also schlagen wir hier abseits des Weges unser Lager auf. Fermin lädt uns ein, bei ihm zu campen und zu duschen. Duschen! Nach der Aktion unbedingt! Wir folgen Fermin auf seinem Quad die holprige Straße entlang. Er zeigt uns seinen Wohnwagen, springt dann aber wieder auf sein Quad und fährt weiter. Wir wundern uns kurz und folgen ihm. Er bringt uns hinter eine Absperrung, etwa 300 Meter von seinem Wohnwagen entfernt. Hier sollen wir parken, dann führt er uns einen schmalen betonierten Weg zwischen Riesenkakteen auf einen Hügel. Es ist sehr dunkel, der Mond nimmt erst gerade wieder zu, die Nacht ist sternenklar, und mit unseren Taschenlampen sehen wir nur ansatzweise, wo wir uns befinden. Vor uns die Küste, unten hören wir die Wellen brechen. Das ist die Fiesta-Residenz der mexikanischen Patrones, sagt Fermin. Das interessiert mich nun wirklich, was er mit Patrones meint! Es sind lokale Politiker, keine Drogenbosse. Hier gibt es eine Toilette und eine Dusche, mehr brauchen wir heute nicht. Wir kochen für uns alle, und Fermin freut sich sehr über kaltes Bier. Hier könnt ihr euch die leuchtenden Augen eines Kindes vorstellen, dem man gerade ein Eis in die Hand drückt – und ich übertreibe nicht!

Am nächsten Morgen schauen wir uns unser nächtliches Domizil genauer an. Es ist simpel, aber schön und praktisch. Eine Terrasse auf zwei Ebenen, eine Outdoor-Küche, zwei Duschen, eine draußen und eine drinnen, ein Klo und eine Treppe zum Strand. Die Aussicht ist atemberaubend, aber seht selbst auf den Fotos.

Bienvenido a Mexico: Offroad-Pisten, weiße Strände und Sternenhimmel

Es ist an der Zeit, die USA zu verlassen! 35.000 Kilometer haben wir bisher zurückgelegt, und nun sind wir bereit, Neues zu entdecken. Am 9. Oktober 2017 überqueren wir bei Tecate die Grenze nach Baja California, Mexiko. Unser erster Halt ist Ensenada, wo wir Yasmin und Stefan treffen. Die beiden reisen mit dem Zebra, einem 1992er Toyota Landcruiser, und haben ähnliche Pläne wie wir. Sie sind in Halifax gestartet und haben insgesamt zwei Jahre Zeit. Christoph und Stefan hatten bereits über Facebook Kontakt, da unsere Reisepläne übereinstimmen. Bisher hatten sich unsere Wege noch nicht gekreuzt, doch nun ist es soweit, da unsere Autoversicherungen zur gleichen Zeit ablaufen. Wir beschließen, eine Weile gemeinsam zu reisen, was auf der spärlich besiedelten Baja mit ihren schlechten Straßenverhältnissen von Vorteil ist.

In Ensenada stocken wir unsere Lebensmittelvorräte auf und ziehen weiter nach Süden. Kurz nach Ensenada biegen wir auf eine Schotterstraße ab, um einen Schlafplatz zu suchen, und stoßen dabei auf die Strecke der Rallye Baja 1000, die 1000 Meilen (1600 km) von Ensenada bis zur Spitze nach La Paz führt. Da wir schon mal da sind, lassen wir Luft aus den Reifen und bleiben auf dieser Strecke. Wir finden einen Übernachtungsplatz mitten im Nirgendwo, unter einem funkelnden Sternenhimmel und in Gesellschaft wilder Pferde.

Am nächsten Tag geht es nach San Felipe, wo wir mitten in den Dreharbeiten für einen Werbefilm von BF Goodrich landen. Dunebuggies rasen durchs Gelände, und wir positionieren uns hinter einer Kuppe, um das Geschehen zu beobachten und abzuwarten, bis die Dreharbeiten abgeschlossen sind. Schließlich wollen wir nicht im Weg sein, denn wir sind nicht so schnell unterwegs – schließlich haben wir unser Haus dabei. Die Strecke ist mit grünen und orangenen Schildern gut markiert, dennoch biegen wir einmal falsch ab und kommen an einer etwas verwahrlosten Rancho vorbei. Plötzlich folgen uns energisch zwei Pick-ups. „Hier geht’s nicht weiter! “, sagen die Männer bestimmt. „Die Straße hört auf! “ Wir drehen um, und einer der Männer fährt voran, der andere hinterher, um uns wieder auf den richtigen Weg zu geleiten. Was wir wohl gefunden hätten? Das bleibt eurer Fantasie überlassen.

In San Felipe angekommen, suchen wir einen Übernachtungsplatz am Strand. Das ist gar nicht so einfach, denn es gibt keine detaillierten Karten, und das GPS kennt keinen Weg. Die Wege, die in die gewünschte Richtung führen, sind entweder mit einem Zaun versperrt oder zugeschüttet. Als wir schon aufgeben wollen, kreuzt ein Fischer auf einem Fahrrad unseren Weg und sagt: „Follow me! “ Wir folgen ihm gespannt, wohin er uns führen wird. So schnell wie er radelt, muss er den Weg kennen, und er navigiert uns geschickt durch das Wege-Wirrwarr. Wir hätten den richtigen Weg niemals erkannt. Er führt uns in eine kleine Bucht, wo das letzte Stück des Weges steil und steinig ist. Als wir fast unten sind, fragt er, ob wir 4×4 haben – besser spät als nie. Daniel ist sein Name, und er fischt hier illegal. Manchmal kommt die Polizei, dann muss er sich schnell verstecken, aber wir sollen uns keine Sorgen machen, die Touristen lassen sie in Ruhe. Er hilft uns, Feuerholz zu sammeln, und wir laden ihn auf ein Bier ein.

Der erste Strandplatz war schon mal nicht so einfach zu finden, der zweite Versuch sollte scheitern. Etwas südlich von San Felipe suchen wir nach dem nächsten Übernachtungsplatz. Eigentlich sollte Muggl an dem Tag vorfahren, aber da das Zebra näher an der Abzweigung steht, fährt es als erstes den schmalen Weg in Richtung Meer entlang. Der Weg ist sandig, und plötzlich verschwindet das Zebra vor uns, indem es hinter der Düne nach unten absackt. Eingesunken im Sand sitzt es da unten. Wir laufen die Umgebung ab, ob es über den Strand einen Weg hinaus gibt, aber das sieht schlecht aus. Das Zebra muss rückwärts wieder hoch! Wir schaufeln und graben, um die Reifen freizubekommen, und versuchen erst, es mit Muggl hochzuziehen. Da aber auch Muggl oben auf dem Hügel Sand unter den Füßen hat und sich einzugraben droht, lassen wir das. Letztendlich graben wir noch mehr und legen alle sechs Sandbleche, die wir haben, immer wieder hintereinander, sodass ein fester Untergrund entsteht und sich das Zebra aus eigener Kraft befreien kann. Zwei Stunden schweißtreibende Arbeit, es wird langsam dunkel, und wir haben immer noch keinen Platz zum Übernachten. Der nächste Campingplatz ist geschlossen, der übernächste ziemlich teuer, also stellen wir uns einfach in die Wüste und schlafen zwischen Kakteen im Nirgendwo – auch schön.

Die Strecke der Baja 1000 führt teilweise auf der Teerstraße, meistens aber durch die Pampa. Die Straßen- bzw. Streckenverhältnisse sind vielseitig: mal Sand, mal Stein, mal Felsen, durch die Wüste mit Kakteen (ich wusste nicht, dass es so viele verschiedene gibt!) und durch trockene Flussbetten – es ist alles dabei. Vor allem findet man immer wieder schöne Plätze zum Übernachten, mal am Strand, mal unter Riesenkakteen oder im Calamajue Canyon, wo wir am Morgen aufwachen und einen Platten haben! Wie geht denn das? Am Tag vorher war doch noch alles in Ordnung?! Wir pumpen erst mal wieder Luft auf und warten. Sie scheint nur langsam rauszugehen, also fahren wir mit „verletztem Fuß“ weiter. Die Strecke wird anspruchsvoll, und wir kontrollieren regelmäßig den Reifendruck. Komisch, es geht kaum Luft raus, aber umso besser! Wir schaffen die 54 Kilometer nach Bahia de Los Angeles und müssen nur zweimal ein bisschen Luft nachpumpen.

In Bahia de Los Angeles angekommen, gibt es erst mal Tacos. Mit Ginas Tacostand haben wir gleich den besten im Ort gefunden, und hungrig eine Autowerkstatt zu suchen, macht ja auch keinen Sinn. Dann geht’s zum Supermarkt, und wie praktisch, gegenüber ist gleich eine Werkstatt, die scheinbar alles macht. Wir melden uns schon mal an, füllen aber im Supermarkt erst mal unsere Vorräte wieder auf. Im Supermarkt sprechen uns Dennis und Rainy an, die schon am Tisch neben uns am Tacostand saßen. Sie fragen, was wir machen und ob wir einen Campingplatz suchen. Ja, in der Tat, wir wollten tatsächlich ausnahmsweise mal auf einen Campingplatz, weil wir Internet brauchen, um den ADAC zu kontaktieren. Unsere Bremsscheiben scheinen durch zu sein, und beim Bremsen rüttelt es ordentlich. Dennis meint: „Kommt doch mit zu uns, da könnt ihr am Strand campen, ihr könnt bei uns duschen, die Kayaks benutzen und das mit dem ADAC klären. “ Sie erwarten am späten Nachmittag eh noch mehr Besuch, weil sie für die kommende Woche eine vierfache Geburtstagsfeier planen. Na dann fallen wir ja nicht auf. Er erklärt uns, wo wir hinfahren müssen, und die Wegbeschreibung ist abenteuerlich. Schließlich setzt er auf meiner Karte im Handy einen Pfeil ins Nichts. „Da wohnen wir“, meint er. Ich bin gespannt, ob wir das finden.

Als unser Reifen geflickt ist und wir alles erledigt haben, fahren wir in Richtung Süden. Zweimal müssen wir abbiegen, irgendwo liegt an einer Gabelung ein Reifen, da müssen wir links, und auf einmal haben wir einen Sprinter vor uns. Als der anhält, fragen wir, ob sie zu Dennis und Rainy fahren. „Ja! “, sagen Don und Susy, „wir warten nur noch auf Freunde, die noch nie da waren und den Weg nicht kennen. “ Wie praktisch, wir kennen den Weg ja auch nicht und hätten ihn vermutlich auch nie gefunden, hätten wir die beiden nicht getroffen. Somit fahren wir in einer Viererkolonne in die Bucht, wo Dennis und Rainy sowie einige andere ihre Ferienhäuschen haben. Wir werden sehr herzlich empfangen, es wird uns der Weg zu unserem Campspot erklärt und der Weg zu Jeff und Susan, wo es am Abend Dinner gibt. Wir können es nicht glauben, wir sind im Paradies gelandet! Die Menschen sind so hilfsbereit und offen, alle im Rentenalter, aber so jung geblieben und voller Lebensfreude. Letztendlich bleiben wir zwei Wochen dort. Alan, ein Freund von Jeff, holt unsere Bremsscheiben am internationalen Flughafen in San Diego ab und bringt sie uns mit. Er kommt mit seiner Frau Jen eine gute Woche nach unserer Ankunft nach Bahia de Los Angeles. Zu den Bremsscheiben gibt es auch noch einen extra Bericht!

In den zwei Wochen erleben wir so viel, dass ich es nur kurz zusammenfassen kann. Wir schnorcheln mit Walhaien, paddeln mit Delfinen und sehen zum ersten Mal Taranteln. Jeden Tag kommt jemand anders zu uns und fragt, ob wir etwas aus dem Ort brauchen. Jeff und Susan fahren mit uns zur Wäscherei, in den Supermarkt und zum Brennholz sammeln. Bei Dennis und Rainy verbringen wir viele Abende bei leckerem Essen, das immer mal wieder von jemand anderem gekocht wird. So leisten auch wir einen kleinen Beitrag, und Christoph und Stefan kochen Käsespätzle. Als der Tag der großen Feier da ist, bieten wir an zu helfen. Wir stellen Tische und Stühle auf, dekorieren und verteilen Kuchen. Zum Mitfeiern und Tanzen bleibt aber auch noch Zeit. Es sind auch die Mexikaner aus dem Dorf eingeladen und zahlreich erschienen. Gina macht Tacos, es spielt eine mexikanische Band, und es wird eine Piñata aufgehängt, die die Kinder aus dem Dorf herunterhauen dürfen. Eine schöne Feier, auf der wir viele interessante Leute kennengelernt haben, wie Dave und Debbie, mit deren Hilfe wir später in La Paz noch ein Solarpanel kaufen.

Am vorletzten Abend sind wir noch bei Jeff und Susan zum Essen eingeladen. Alan und Jen sind mit unseren Bremsscheiben angekommen, und Alan erzählt, wie er vom Zöllner zum Fahrzeug befragt wurde und eigentlich gar nicht wusste, was ein Iveco ist. Er hat dann auf seinen Oldtimer abgelenkt. An unserem letzten Tag, es ist ein Sonntag, bauen Christoph und Stefan die neuen Bremsscheiben ein. Dennis hat eine super ausgestattete Garage mit allerlei Werkzeug, das wir benutzen dürfen. Dennis’ Werkstatt und auch sein Haus sind irgendwie der Mittelpunkt in dieser Gemeinschaft und Treffpunkt zu jeder Tageszeit. So sind die Jungs auch in bester Gesellschaft und Begleitung der technisch versierten Rentner, die mit Rat und Tat zur Seite stehen – mit Cerveza in der Hand. Wir reisen am darauffolgenden Montag mit einem lachenden und einem weinenden Auge ab. Einerseits freuen wir uns, dass wir neue Bremsscheiben haben und endlich weiter können, andererseits sind wir traurig, dass wir diese lieben Menschen nun verlassen müssen.

Für uns geht es weiter Richtung Süden, buchstäblich über Stock und Stein entlang der Rallyestrecke Baja 1000. In Santa Rosalia treffen wir auf Shay und Monika aus Vancouver, Kanada, die für fünf Wochen Ferien auf der Baja machen. Nachdem wir die gleiche Strecke haben, schließen sich die beiden uns kurzerhand an, und wir reisen zu dritt bzw. zu sechst weiter. Je weiter wir nach Süden kommen, umso schönere Strände finden wir zum Übernachten, und oft führen die Straßen dorthin über Schotter, Sand, trockene und weniger trockene Flussbetten. Als wir allerdings auf der gegenüberliegenden Seite der Bahia de Concepción einen schönen Strand suchen, gestaltet sich das als etwas schwierig. Alle drei Paare von uns haben Infos zu diesem Platz aus verschiedenen Quellen. Die Zebras haben davon in einem Blog gelesen, die Kanadier haben die Infos von Locals, und wir haben den Tipp von anderen Reisenden, die im Jahr vorher dort waren. Also öffnen wir, wie in den Wegbeschreibungen erklärt, das Tor, das nach der Bucht links in die Schotterstraße weggeht, und fahren in die Rancho. Pferde und Kühe schauen uns ungläubig an, eine Straße ist nur schwer erkennbar, und uns fallen die Worte von Jeff wieder ein, der sagte: „On Baja you have to keep this in mind: follow the most traveled road! “ So machen wir das, es geht aber nur sehr langsam voran, da es einer der schlechtesten Trails ist, die wir je gefahren sind. Es wird dunkel, der Strand ist nicht besonders schön und steinig, trotzdem lassen wir uns nieder und schlagen unser Lager auf. Wir verbringen einen schönen Abend, kochen Gemüsepfanne mit Chorizo, backen Cinnamon Rolls im Dutch Oven und machen Fotos von einem unglaublichen Sternenhimmel über uns. Wir sind so ab vom Schuss, dass es hier quasi keine Lichtverschmutzung gibt. Weil wir so in Fahrt sind, fangen wir auch noch an, mit Taschenlampen in die Luft zu schreiben. Das Ergebnis „Baja“ und „Mexico“ kann sich sehen lassen.

Am nächsten Morgen schauen wir, wie weit wir noch kommen, und stehen plötzlich vor einer Felswand. Also, wenn da mal irgendwo ein schöner Strand war, ist der verschwunden oder ein Erdrutsch hat den Zugang so verschüttet, dass dieser nicht mal mehr zu erkennen ist. Also drehen wir um! Wir beschließen, uns am Ausgang bzw. da, wo es wieder auf den Highway geht, zu treffen. Irgendwie kommen wir aber an einer anderen Stelle raus, als wir reingekommen sind. Das Zebra und Muggl sind zeitgleich da, aber die Kanadier sind hinten geblieben. Wir pumpen schon mal Luft auf und beraten uns, wie wir die beiden wiederfinden, als sie schließlich auch ankommen und wie wir scheinbar irgendwo die falsche Abzweigung erwischt haben. Die Freude ist groß, und umso größer, als Monika mit unserem Dachfenster auf uns zukommt! Ja, ihr lest richtig, wir haben unser Dachfenster verloren, Muggl kurzerhand zum Cabrio gemacht und das noch nicht mal gemerkt! Scheinbar hat uns irgendwo ein Ast gestreift und die gute Luke vom Dach gerissen!

Der nächste Strandplatz wartet schon, und wir finden ein Paradies zum Schnorcheln mit feinem weißen Strand. Hier entfernen wir erst mal den Busch aus unserem Kleiderschrank und befestigen das Dachfenster so, dass es erst mal für eine Weile hält. Nach zwei Tagen Erholung am Strand, wo wir super schnorcheln können und sehr viel Spaß beim UNO haben, geht es schon wieder weiter nach Loreto. Ein süßes Städtchen mit schönem historischem Zentrum, das uns sehr gut gefallen hat. Von dort geht’s dann aber schon wieder auf die Piste nach Agua Verde, und Piste ist hier nicht übertrieben. Es geht in Serpentinen eine sehr schmale Schotterstraße ziemlich steil hinunter. Unten erwartet uns allerdings eine ruhige Bucht mit einer kleinen steinigen Insel in der Mitte – wieder ein Paradies zum Schnorcheln mit tollen Korallen.

Am nächsten Morgen heißt es Abschied nehmen von den Kanadiern. Die beiden müssen ein bisschen vorwärts machen, schließlich haben sie nur fünf Wochen und müssen ja auch den ganzen Weg wieder zurück! Wir, das Zebra und Muggl, starten ein bisschen später. Es dauert aber nicht lange, und wir finden die Kanadier am Straßenrand mit aufgebocktem Camper. Am rechten Vorderreifen hat sich eine Mutter gelöst, und der Bolzen ist so weit herausgewandert, dass sich der Reifen von der Radaufhängung gelöst hat und einfach weggeknickt ist! Das Ganze ist zwar an einer Steigung passiert, aber auf Asphalt und gerade ein paar Kilometer nach der steilen, kurvigen Schotterpiste. Die Mutter war natürlich weg, und wir haben Muggl und das Zebra nach einer übrigen Mutter durchsucht – nichts! Stefan flickt den Schaden notdürftig, und wir können die beiden so in die nächste Werkstatt schicken.

Für uns geht es weiter Richtung La Paz, wo wir uns nach knapp fünf Wochen auch vom Zebra verabschieden. Wir haben nämlich beschlossen, nicht mehr bis ganz unten nach Argentinien zu reisen, sondern nur nach Panama. Es gibt so viel zu sehen und zu entdecken, und wir wollen keinen Stress haben. Eineinhalb Jahre erschienen uns am Anfang viel, aber wenn man eine Weile unterwegs ist, merkt man, dass das nicht genug ist. Somit haben wir jetzt mehr Zeit und können auf der Baja noch etwas trödeln. Erst mal organisieren wir uns ein neues Solarpanel, denn die alten sind nicht mehr so leistungsfähig. Dann lassen wir Muggl bei einem Diesel-Spezialisten checken, denn die neue Einspritzpumpe macht auch schon wieder Probleme. „Er hat Rost im Tank, und das Ein-Filter-System macht das nicht mit“, erklärt der Mexikaner. Er reinigt unseren Tank recht gründlich, und wir sind gespannt, ob’s was bringt. Mein Fachspanisch, was Autoreparaturen angeht, wird immer besser.

Wir genießen den „unteren Loop“ der Baja, wie wir ihn nennen, noch ausgiebig. Todos Santos ist eines unserer Lieblingsstädtchen auf der Baja. In Cabo San Lucas gönnen wir uns für zwei Nächte ein Hotel. Was das noch für Folgen hat, könnt ihr im nächsten Bericht lesen. Nichts Schlimmes, so viel schon jetzt. Wir gehen lecker essen im „Mi Casa“, einem zwar etwas touristischen, aber sehr leckeren Restaurant mit einem Mix aus moderner und traditioneller mexikanischer Küche und einer riesigen Sammlung an Catrinas. Das sind die Skelettfiguren, die man in Mexiko hauptsächlich zum Dia de los Muertos (Tag der Toten) bzw. Allerheiligen kaufen kann. Dazu gibt’s noch eine Bootstour um die Spitze der Baja California vor Cabo San Lucas, wo wir uns die Felsformationen, Strände und Seehunde anschauen. Ein bisschen Touri-Programm darf auch sein, schließlich sind wir im Urlaub, und außerdem ist Nebensaison. Am besten holt man sich Infos zu Preisen bei Locals und verlangt dann auch bei den Touranbietern den Einheimischen-Preis. Das funktioniert eigentlich immer.

Über den Camino Cabo Este geht es auf der anderen Seite wieder hoch Richtung Cabo Pulmo und Los Barriles. Dort wurden wir erst mal aufgehalten, und dazu gibt es einen extra Bericht: „Diese Tage, die ein unerwartetes Ende nehmen. “ Von Los Barriles versuchen wir dann zum letzten Mal auf der Baja unser Offroad-Glück und wollen an der Küste entlang nach La Paz. Die Straße ist in der Karte eingezeichnet, und Google kennt sie auch, also fahren wir mal los. Die ersten Kilometer sind sogar geteert, dann nur noch Schotter, schließlich wird’s recht hubbelig und eng. Nach knapp 40 Kilometern kommt uns ein Radfahrer aus England entgegen, der nicht weiß, was er von uns an der Stelle halten soll. Sein Gesicht ist eine Mischung aus Erstaunen und Freude. „Wenn ihr da weiter wollt, seid ihr verrückt. Der Weg wird noch schlimmer, enger und steiler. “

Camping in den USA & Kanada

Vor der Abreise beschäftigte uns die Frage: Wo finden wir Schlafplätze? Auf Dauer ist es teuer und unpraktisch, ständig auf Campingplätzen zu übernachten. Die Preise variieren: Staatliche Plätze (National Forest oder State Park) kosten zwischen 10 und 40 USD, private wie KOA sind teurer. Staatliche Plätze bieten oft keine Duschen oder WLAN, während private saubere Duschen und schnelles WLAN haben. Campingplätze sind jedoch nicht ideal, da man zwischen riesigen Wohnmobilen steht, die oft größere Fernseher haben als zu Hause. Die Atmosphäre gleicht einer Wohnwagensiedlung oder einem All-Inclusive-Hotel, was nicht unserem Reisestil entspricht. National Forest und State Forest Plätze bieten mehr Privatsphäre und sind oft gut bewachsen. Wir suchen lieber kostenlose Schlafplätze, an denen wir uns wohlfühlen und länger bleiben können, um uns vom Reisen zu erholen. 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, solche Plätze zu finden:

  1. iOverlander App: Diese kostenlose App für Android und iOS zeigt Schlafplätze in der Nähe an, auch offline. Nutzer können Plätze bewerten und neue hinzufügen, was die App durch die Beteiligung vieler Reisender ständig verbessert. [iOverlander](http://ioverlander.com

  2. Free Campsites Website: Diese Seite listet Campgrounds und deren Kosten auf. Ohne Internetzugang ist sie jedoch nicht nutzbar. [Free Campsites](https://freecampsites.net)
     
  3. Supermarkt-Parkplätze: Auf den meisten Walmart-Parkplätzen ist Übernachten erlaubt, mit wenigen Ausnahmen. Auch Safeway und Cabela’s bieten diese Möglichkeit. [Walmart](https://www.walmart.com), [Safeway](https://www.safeway.com), [Cabela’s](http://www.cabelas.com

  4. Truckstops oder Travelcenter: Diese sind laut, da Lkw-Motoren oft die ganze Nacht laufen. Sie bieten jedoch Duschen und Wäschereien. Duschen kosten meist 10 USD, aber zu zweit stört das niemanden. 

  5. KOA (Kampgrounds of America): Diese Luxus-Campingplätze bieten WLAN, Duschen, oft einen Spa und Laundry. Strom und Wasser sind inklusive. [KOA](http://koa.com

  6. State Park Campgrounds: Diese staatlichen Plätze kosten 15-25 USD und bieten oft Duschen. Freies Stehen ist verboten, aber Ranger sind manchmal nachsichtig. [State Parks](http://www.camping-usa.com/stateparks/

  7. National Forest Campgrounds: Diese bieten Self-Registration und erlauben freies Stehen, wenn das Fahrzeug geeignet ist. Duschen gibt es selten, Toiletten sind aber meist sauber. [National Forest](https://www.forestcamping.com
  8. BLM Land (Bureau of Land Management): Dieses Land steht jedem zur Verfügung, manchmal ist ein Permit nötig. Informationen gibt es in Visitor Centers. [BLM](https://www.blm.gov/programs/recreation)
     
  9. Soziale Medien: Kontakte über Instagram und Facebook führen oft zu Einladungen, im Garten oder Gästezimmer zu übernachten. Die Gastfreundschaft in den USA und Kanada ist beeindruckend. 

  10. Einfach fragen: Wenn alle Stricke reißen, hilft es oft, jemanden um Erlaubnis zu bitten, auf seinem Grundstück zu übernachten. Amerikaner und Kanadier sind offen und hilfsbereit. 

  11. Eine weitere hilfreiche Seite bietet Informationen, wo man wie lange stehen darf: [Your RV Lifestyle](https://www.your-rv-lifestyle.com/how-to-find-free-rv-camping-sites/