40. Pritz Globetrotter Treffen 18.-20. September 2026

Grenzübertritt von Honduras nach Guatemala bei El Florido

Am 2. Juli 2018 entscheiden wir uns für diese Grenze da sie uns auf den ersten Blick am unkompliziertesten erscheint. Wir parken um 9:45 Uhr vor dem weiß-blauen Gebäude, wo sich Migration und Aduana von Honduras und Guatemala in ein und demselben Gebäude befinden – das hatten wir noch nie! Union Aduanera Guatemala Honduras nennen sie sich, und wir sind begeistert von dem Zusammenschluss. Innerhalb von knapp 15 Minuten sind wir aus Honduras aus- und in Guatemala eingecheckt. Der Schalter der Aduana ist für beide Länder ein und derselbe, und es hätte tatsächlich unkompliziert und schnell gehen können, wenn man nicht dazwischen wieder Kopien bräuchte, und zwar vom Salida- und Entrada-Stempel des Fahrzeughalters, also Christoph. Dazu muss man 200m nach Guatemala marschieren, wo sich eine junge Frau in ihrem Wohnzimmer eine kleine Kopierstube eingerichtet hat. Man kann sich mit stapelweise Kopien von Fahrzeugschein, Fotoseite des Reisepasses und Führerschein ausrüsten, aber man braucht sicher mindestens eine Kopie des Stempels, den man gerade gekriegt hat, und meistens mehrere des TIPs.

Als wir zurück an den Schalter der Aduana kommen, müssen wir erstmal anstehen und hoffen, dass auch bald der Mann vor uns zum Kopieren geschickt wird. Da wir den TIP für Guatemala ja schon haben, hoffen wir, schnell durch zu sein. Wir haben den damals suspendiert, als wir ausgereist sind, weil man sonst drei Monate nicht nach Guatemala zurück einreisen kann. Die junge Frau geht mit uns kurz raus und vergleicht Muggls Kennzeichen und die Fahrgestellnummer, wobei wir uns bei der Frau entschuldigen, weil Muggl schon arg dreckig ist. Als wir in der vereinigten Grenze fertig sind, werden wir doch noch in ein kleines Büro neben der Migration geschickt, wo wir unseren TIP für Honduras schließen müssen. So ganz durchdacht ist das mit der vereinigten Grenze also doch nicht. Auch hier geht es aber schnell, und der Mann macht, wie fortschrittlich, die Kopien, die er braucht, selber. Der Mann, der uns dann die Schranke nach Guatemala öffnet, will noch eine Kopie unseres reaktivierten SATs (das ist der TIP, heißt in Guatemala nur anders), und dann sind wir auch „schon“ durch. In Guatemala ist man nicht verpflichtet, eine Autoversicherung zu haben, und nachdem wir auch nicht nach einem Versicherungsbüro suchen wollen, das es eh nicht gibt, fahren wir gleich weiter. Total Zeit: 1 Std. 17 min. Davon waren ca. 25 Minuten Wartezeit. Zahlen müssen wir nichts außer 20 Quetzales für die Kopien.

Grenzübertritt von Panama nach Costa Rica bei Paso Canoas

Die schnellste Grenze auf unserer bisherigen Reise

Am 15. Juni 2018 fahren wir bis unter den Bogen vor und parken am linken Streifen als vorderstes Fahrzeug an der roten Linie. Ein freundlicher und hilfsbereiter offizieller Grenzhelfer erklärt uns, was zu tun ist. Ich frage, ob es eine Wartefrist gäbe, wenn wir das Fahrzeug jetzt ausführen und wiederkommen möchten, da wir noch nicht wissen, ob Nicaragua uns reinlässt. Er erkundigt sich für uns, sodass wir sicher keine Probleme bekommen, und sagt, dass der TIP dann einfach wieder von vorne anfängt und es keine Wartezeit gäbe. Somit ist Guatemala zu diesem Zeitpunkt das einzige Land in Zentralamerika, wo man den TIP nicht schließen darf, wenn man innerhalb von drei Monaten zurückkommen möchte; man muss ihn pausieren und bei Wiedereintritt aktivieren.


Er schickt uns zum Aduana-Schalter, wo wir einen Stempel auf den TIP bekommen. Dann wirft er mit einem Kollegen einen Blick auf Muggl, signiert den Stempel und schickt uns zur Migration, wo wir auschecken müssen. Es wird ein Foto von uns gemacht und unsere Fingerabdrücke werden genommen. Mit dem Ausreisestempel müssen wir wieder zurück zur Aduana, der Beamte kontrolliert Christophs Pass und behält das abgestempelte TIP-Formular. Das ging schnell, obwohl wir zwischendurch noch auf dem Klo waren.

Weiter geht’s nach Costa Rica. Zwischen den Grenzen gibt es eine Fumigations-Station, und obwohl uns keiner deutet, dorthin zu fahren, machen wir es trotzdem. Wir wollen ja nicht, dass uns jemand hinterherrennt oder -schreit. Der Mensch notiert unser Kennzeichen, signalisiert, dass wir die Fenster schließen sollen, und Muggl wird einmal mehr entlaust. Kosten tut es nichts. Gleich danach kommt auf der rechten Seite ein grünes Gebäude, es sieht zwar nicht so aus, aber es ist die Grenze. Rundherum Parkverbotschilder, und wir fragen uns, wie wir das jetzt machen sollen, als ein freiwilliger Grenzhelfer uns deutet, dass wir im Parkverbot parken sollen. Man braucht gar nicht erst versuchen, das zu verstehen.

Es ist nicht leicht, die freiwilligen Grenzhelfer von den offiziellen zu unterscheiden. Die freiwilligen, wenn sie fair sind, geben sich vorher zu erkennen, indem sie sagen, sie würden uns für einen Tip (Trinkgeld) oder ein regalo (Geschenk) helfen. Nach fast 20 Grenzübergängen auf dieser Reise brauchen wir keine Hilfe mehr. Anfangs war das zwar ein bisschen mühsam, aber nur so lernt man und merkt sich auch, wie es funktioniert. Wir marschieren zur Migration und checken uns ein. Costa Rica hat bei der letzten Einreise schon nach einem Rückflugticket gefragt, es reicht aber auch, wenn man sagt, man reist im eigenen Fahrzeug. Diesmal wollte der Beamte den Fahrzeugschein nicht mal sehen. Wir kriegen unsere Stempel und müssen ums Eck, etwas versteckt, zur Aduana, um den TIP zu reaktivieren. Denn auch wenn man den TIP bei der Ausreise aus Costa Rica nicht pausieren hätte müssen, haben wir es trotzdem getan und sind somit jetzt schneller. Dazu müssen wir das Antragsformular und einen Importzettel ausfüllen. Er will den Versicherungsschein sehen, den wir ja vom letzten Mal noch haben. Er kontrolliert die VIN-Nummer und schaut sich Muggl kurz von innen an. Ein kurzer Blick in den Kühlschrank, den hatte sich schon lange niemand mehr angeschaut, und weil wir daran schon gar nicht mehr gedacht haben, waren wir am Vortag noch einkaufen. Aber scheinbar hatten wir nichts Verbotenes dabei. Ein kurzes „listo“ und der Beamte ist wieder verschwunden. Total: 50 Minuten inklusive Pinkelpause! Das liegt aber auch daran, dass wir den TIP nur reaktivieren mussten und die Versicherung schon hatten.

Grenzübertritt von Nicaragua nach Honduras bei Guasaule

Nicaragua nach Honduras bei Guasaule

Am Samstag, 23. Juni 2018 wollten wir Eigentlich hier nicht mehr durch, zu lange hatte die Einreise nach Nicaragua damals gedauert, und die gut 3,5 Stunden sind uns noch zu gut in Erinnerung. Es ist aber jetzt die kürzeste Strecke aus dem Land, und da wir ja noch mit Aiden und Joanna unterwegs sind, beschließen wir, den kürzesten und unkompliziertesten Weg zu nehmen. Wir fahren wie so oft an einer langen Schlange LKWs vorbei und reihen uns kurz vor dem verblichenen hellblauen Bogen der „Bienvenidos“ (Willkommen) ein. Lastwagenfahrer sind sehr geduldige Menschen, und das müssen sie in Zentralamerika auch sein. Ein Kontrolleur an einem kleinen Häuschen will unsere Reisepässe und den TIP sehen. Wir parken rechts und somit wieder vor dem hellblauen Gebäude, in dem sich Migration und Aduana befinden – möge die Tortur beginnen!

Erstmal erwischen wir natürlich die falsche Schlange und werden zum ganz anderen Ende in den Raum geschickt, genau wie im Supermarkt, wo man ja auch immer die langsamste Reihe erwischt. Zum Glück sind die Schlangen nicht lang, und es geht schnell vorwärts. Irgendwo erscheint uns heute alles besser organisiert, und es sind mehr Kabinen besetzt. Wir zahlen 4,- $ und werden im System ausgecheckt, einen Stempel gibt es leider nicht. Als nächstes müssen wir wieder einen Fahrzeuginspektor finden, was sich diesmal als einfach erweist, denn er trägt wie letztes Mal ein hellblaues Poloshirt mit einer orangefarbenen Warnweste. Als wir näher kommen, erkennen wir ihn als den netten Herrn von damals, der Muggl auch schon bei der Einreise inspiziert hat. Ein Polizist kommt mit, und sie werfen einen Blick ins Auto, inklusive Kühlbox. Der Polizist macht sich Notizen, und in ein paar Minuten sind wir auch schon fertig.

Die wie immer letzte Station, die Aduana, wo wir Muggl ausstempeln, liegt wieder im Gebäude. Die Frau diesmal ist sehr freundlich, und wir sind auch hier schnell fertig. Wir können es kaum glauben und überlegen, ob wir nicht irgendwas vergessen haben, aber nach 45 Minuten ist alles erledigt. Auf der Brücke zwischen den Grenzen werden wir von einer jungen Frau vom Tourismusamt noch kurz über unsere Reisepläne befragt: welche Regionen wir bereisen wollen, welche Aktivitäten wir geplant haben, wo wir vorhaben zu übernachten, wie lange wir bleiben wollen und schließlich, wie alt wir sind.


Die honduranische Seite dieser Grenze ist sehr heruntergekommen. Ein riesiger Kiesplatz mit Schlaglöchern so groß, dass ein Mittelklasse-PKW darin verschwinden könnte, befindet sich gegenüber dem Migrationsgebäude. Alles ist vollgestopft mit LKWs, sodass auch wir dort parken müssen. Schon bei der Einfahrt wurden wir von Grenzhelfern belagert, die uns beim Papierkram helfen wollen, und junge Burschen, die das vermutlich mal werden wollen, bieten uns an, auf unsere Autos aufzupassen – alles natürlich gegen Propina (Trinkgeld). Wir lehnen dankend ab, sagen, dass wir einen Hund haben, der aufpasst, und reihen uns in der langen Schlange vor den Beamtenhäuschen ein. Es geht schnell, eine junge Beamtin bearbeitet uns, und nach ca. 20 Minuten sind wir hier fertig.

Die Aduana, wo wir die Papiere für Muggl kriegen, ist auf der hinteren Seite der Kabinenreihe. Aiden hat, ohne dass wir es mitbekommen haben, schon irgendwas gedeichselt, und wir müssen uns dort nicht anstellen, sondern werden in ein Büro hinter den Kabinen gewunken. Dort sitzt eine Frau an einem Schreibtisch und begrüßt uns freundlich. Hier machen wir alle den TIP für unsere Fahrzeuge. Sie braucht jeweils zwei Kopien von Fahrzeugschein, Christophs Reisepass und Führerschein und füllt ein Formular aus. Zuletzt drückt sie einen Stempel in Christophs Reisepass. Außerdem müssen wir für die drei Monate (weniger gibt es nicht) 35,- $ bezahlen. Wir sind zurück im Land der Kopien. Als nächstes muss ich gegenüber dem Gebäude in einer kleinen Hütte Kopien von dem Formular, das sie uns ausgestellt hat (1x), sowie dem Stempel in Christophs Reisepass (2x) machen. Der Weg dorthin ist ein Spießrutenlauf, denn ich muss durch drei Reihen LKWs, die sich Richtung Nicaragua stauen, den Parkplatz überqueren und dabei noch zahlreichen Pfützen ausweichen. Wieder angekommen, nimmt sie die Kopien entgegen und händigt uns unser TIP aus. Ach, es wäre oft so viel einfacher, wenn die sich einfach einen Kopierer reinstellen würden. In Honduras ist es nicht Pflicht, eine Autoversicherung zu haben, also machen wir uns gar nicht erst auf die Suche nach einem Versicherungsbüro, das wäre Zeitverschwendung, so viel haben wir gelernt. Total Zeit: überraschenderweise nur ca. 1 Std. 40 min.

Grenzübertritt Costa Rica nach Nicaragua bei Peñas Blancas

Costa Rica - Nicaragua bei Peñas Blancas

Am 21. Juni 2018 treffen wir Mittags Joanna und Aidan, unsere compañeros, mit denen wir durch Nicaragua reisen wollen, in La Cruz, 20 km vor der Grenze zu Nicaragua. Um 12:15 Uhr treffen wir an der Grenze ein und müssen erst in einem kleinen Kiosk rechts davon unsere 8,- $ Tourist Tax bezahlen. Dann durchqueren wir die Schlange LKWs, die sich rechts an der Grenze vorbei gebildet hat, und parken gegenüber dem Migrationsgebäude, wo wir aus Costa Rica auschecken. Dort können wir dann auch gleich noch eine Kopie vom TIP machen und müssen dann, wie soll es auch anders sein, wieder 300m zurück in das Gebäude, wo wir damals bei der Einreise die Versicherung und den TIP bekommen haben. Am selben Schalter wird die Reaktivierung des pausierten TIPs wieder pausiert, da wir ja noch nicht wissen, ob Nicaragua uns reinlässt und nach Norden hin auch wieder raus oder ob wir schlimmstenfalls zurückkommen müssen. Das ist aber alles kein Problem, die Frau am Schalter ist sehr nett und schnell, sodass wir nach ein paar Minuten wieder draußen sind.

Auf geht’s nach Nicaragua, aber erst müssen wir wie immer am letzten Costa Ricaner vorbei, der meistens ein paar Meter von der Grenze entfernt positioniert ist und kontrolliert, ob wir auch wirklich alles erledigt und jeden Stempel haben. Wir kommen der nicaraguanischen Grenze näher, ein Mann will unsere Reisepässe sehen, erklärt, dass wir jetzt durch die Fumigation fahren müssen, danach links parken müssen und die Fumigation im Gebäude neben der Aduana bezahlen müssen. Alles klar! Hier ist das alles nicht so verwirrend für uns, weil wir ja schon mal da waren. Wir parken zufälligerweise genau da, wo wir das letzte Mal auch schon geparkt haben, und gehen erstmal zur Migration. Eine mehr oder weniger freundliche, rundliche junge Frau muss erstmal ihr Handy anstecken und gruschelt dann unter dem Tisch rum. Sie verlangt unsere Reisepässe, fragt (stark nuschelnd), was wir beruflich machen und an welchem Grenzübergang wir ausreisen wollen. Letzteres wissen wir noch nicht, weil wir ja noch nicht wissen, wie und wo wir durchs Land kommen. Wir zahlen 24,- $ und sind jetzt offiziell im Krisenland Nicaragua.

Jetzt geht’s um Muggl. Hinter dem Gebäude halten wir am Tresen der Seguridad (Versicherung). Eine Frau wird vom Häkeln abgehalten, der Versicherungsschein für 30 Tage und 12,- $ ist schnell ausgestellt. Weil wir jetzt schon mal auf der anderen Seite des Gebäudes sind und vorne kein Fahrzeuginspektor in Sicht war, suchen wir gleich den Menschen, bei dem wir die Fumigation zahlen müssen, aber der Schalter ist leer. Wir fragen bei der benachbarten Frau, die bei der Aduana sitzt, und die meint, der müsste eigentlich da sein. Sie kommt hinter ihrem Schreibtisch hervor, geht zum Schalter der Fumigation und klopft mal ordentlich gegen die Glasscheibe. Ein Mann im Glaskasten schreckt auf, und wir sind alle vier sehr amüsiert, sind wir doch schon dreimal daran vorbeigelaufen. 3,- $ kostet die Fumigation, und wir kriegen das dazugehörige Dokument von dem verschlafenen Mann ausgestellt.

Jetzt kommt der schwierigste Teil: Wir müssen den Fahrzeuginspektor finden, aber es ist wieder keiner da. Die Leute sind sehr hilfsbereit, und irgendjemand sagt, er würde ihn für uns suchen, jemand anderes sagt, der wäre in der Mittagspause. Na, das sind ja beste Voraussetzungen! Nach ca. 15 Minuten kommt aber tatsächlich jemand mit dem Fahrzeuginspektor im Schlepptau zu uns. Der drückt uns erstmal ein Papier in die Hand und dreht wieder um. Ich denke mir nur: „Neeiiiin, bitte nicht weggehen! “ Ich fülle den Zettel aus, und zum Glück ist der Inspektor wieder da. Er schaut Muggl kurz von außen an und fragt dann, ob er reinsteigen darf. Klar, wir haben ja nichts zu verbergen. Ein knapper Blick reicht ihm, er fragt, ob wir eine Drohne haben, was wir verneinen, und mit einem „Buen Viaje“ werden wir verabschiedet. Jetzt noch zur Aduana, wo wir die Versicherung, den Reisepass und den Führerschein herzeigen müssen und endlich Muggls TIP kriegen. Total: 2 Std. 15 Min. Total relaxed und von den Unruhen im Land nichts zu merken.

Grenzübertritt Honduras nach Nicaragua bei Guasaule

Das Auschecken aus Honduras verläuft reibungslos. Wir parken unser Fahrzeug vor einem blauen Gebäude, wo es ausgecheckt wird. Auf der anderen Seite der Straße erhalten wir bei der Migration unseren Salida-Stempel. Nach nur 15 Minuten ist alles erledigt, und wir setzen unsere Fahrt in Richtung Brücke fort. Ein LKW-Fahrer, der in der Schlange wartet, rät uns, einfach vorbeizufahren. Das bedeutet, wir müssen zunächst einen Hügel überqueren und auf die Gegenfahrbahn wechseln, um nicht warten zu müssen. Ein Beamter vor der Brücke überprüft, ob wir alle Formalitäten erledigt haben und ob unsere Dokumente den Exit-Stempel für uns und unser Fahrzeug, Muggl, enthalten.

Die nicaraguanische Seite wirkt chaotisch – und das ist sie auch! Zunächst erhalten wir bei einem Pförtner ein Dokument zur Deklaration, das wichtig ist, um nicht wieder ganz am Anfang der Schlange stehen zu müssen. Ein Beamter überprüft unsere Reisepässe, gefolgt von einer Beamtin, die uns fragt, ob wir vorher etwas beantragt haben. Wir verneinen, da wir von nichts wussten. Weiter geht es zur Fumigation, wo wir drei Dollar zahlen und Muggl ein wenig besprüht wird.

Nun wird es richtig anstrengend: Bei der Migration kommen wir zwar sofort dran, benötigen aber diverse Kopien: zweimal die Fotoseite des Reisepasses, zweimal die Stempelseite mit den Stempeln von Honduras, einmal den Fahrzeugschein und einmal Christophs Führerschein. Die Kopien erhalten wir schnell in einer kleinen Kopierstube gegenüber. Wir bringen unsere Papiere zurück, geben unsere Reisepässe ab und warten. Nach einer halben Stunde kommt ein anderer Beamter mit unseren Unterlagen zurück und beschwert sich, dass die Kopien zu klein sind. Wir hatten beide Pässe auf einem Blatt kopiert und die Seiten auseinander geschnitten, um Papier zu sparen. Letztendlich akzeptiert er es, aber von Christophs Reisepass haben wir die falsche Stempelseite kopiert, also zurück in den Kopierladen.

Als ich zurückkomme, sortiert der Beamte immer noch die Papiere und tackert Christophs und meine separat zusammen. Dann beginnt die Befragung: Beruf, Zivilstand, Alter, Fahrzeugmarke und -typ, Farbe und Kennzeichen, wie viel Bargeld wir dabeihaben (nach Abzug der Migrationsgebühr noch 26 Dollar), wie lange wir bleiben wollen, wohin wir in Nicaragua fahren und wohin danach. Er will sogar wissen, wann wir Deutschland verlassen haben, wann wir in die USA eingereist sind und wie lange wir dort waren. Er notiert alles auf den Kopien unserer Reisepässe – jetzt verstehe ich, warum er so viele Seiten wollte!

Nach dem Verhör verschwindet er mit allen Dokumenten, einschließlich unserer Reisepässe, hinter einer Glastür. Er deutet einem Kollegen auf unsere Reisepässe, der nur mit den Schultern zuckt. Wir fühlen uns wie die ersten Deutschen, die jemals nach Nicaragua eingereist sind – ein System ist nicht erkennbar! Irgendwann kommt er mit einem neuen Formular zurück, setzt sich in eine leere Zöllnerkabine und füllt es aus. Ich vermute, er überträgt die Antworten, die er zuerst auf die Kopien unserer Reisepässe gekritzelt hat, in das Formular.

15 Minuten später führt er uns hinaus und deutet auf einen älteren Herrn in einer orangenen Warnweste, der zusammen mit einem Polizisten unser Fahrzeug inspizieren wird. Er meint, wir seien fast fertig – ich glaube ihm nicht! Wir warten weitere 10 Minuten, bis der Herr frei ist. Er hat wenigstens Humor, der erste Mensch mit Humor, dem wir heute begegnen. Die Fahrgestellnummer will er nicht kontrollieren, er und ein junger Polizist, der mittlerweile dazugekommen ist, sind neugierig. Ich öffne die Schiebetür, der ältere Herr schaut sich um und fragt: „Was liegt denn da in der Hängematte? “ Wir haben ein kleines rosa Schweinchen in einer Hängematte über dem Bett. Ich sage: „Oh je, das hat keinen Reisepass. “ Er lacht. Sie wollen wissen, ob wir eine Drohne haben und meine Kamera anschauen. Sie fragen, was Christoph beruflich macht und ob wir Reporter sind. Der Polizist schaut in die Kühlbox und den Kleiderschrank und will in die Tasche unter dem Sitz schauen, wo der Dutch Oven verstaut ist.

Fertig inspiziert, aber noch lange nicht fertig. 1,5 Stunden sind vergangen, seit wir zum ersten Mal beim Kopieren waren. Während der Wartezeiten, als der Beamte mit unseren Dokumenten zwischendurch immer wieder verschwand, habe ich diesen Bericht geschrieben. Wir waren zweimal Geld holen, einmal Córdobas und einmal US-Dollar – das erzählen wir ihm besser nicht, das würde seine ganzen Aufzeichnungen durcheinanderbringen. Wir warten wieder 20 Minuten, bis der Beamte, bei dem wir zuerst waren, endlich unsere Migration bearbeitet. Wir zahlen 24 Dollar (12 Dollar pro Person) und sind nach 3 Stunden fertig! Halt, nein, wir müssen noch zur Aduana, Muggl einchecken und zur Station, wo normalerweise das Gepäck gescannt wird, und erklären, dass wir kein Gepäck haben.

Fertig? Nein, denn für Nicaragua ist, anders als in Guatemala, El Salvador und Honduras, wieder eine Autoversicherung obligatorisch. Also ab ins Nebengebäude, wo die Bank ist. Dort hat die Versicherungsangestellte kurzerhand ihr Büro ins Freie verlegt und sitzt an einem kleinen Tischchen im Schatten. Es dauert 5 Minuten, den Versicherungsschein auszustellen, und für 12 US-Dollar ist diese für 30 Tage gültig.

Gesamte Zeit: 4 Stunden und 15 Minuten, davon 3,5 Stunden an der nicaraguanischen Grenze.

Grenzübertritt von Guatemala nach Mexiko bei La Mesilla

Der abenteuerlichste Grenzübergang erwartet uns: eng und immer enger zum Migrationsgebäude hin. La Mesilla gleicht einem riesigen Marktplatz. Um 12:36 Uhr kommen wir an. Ein freundlicher Beamter im blauen Poloshirt mit aufgesticktem SAT-Emblem begrüßt uns. Er weist uns an, zuerst zur Aduana zu gehen, und fragt, ob wir nach Guatemala zurückkehren wollen. Wir verneinen und entfernen den Aufkleber von unserer Windschutzscheibe, der bis heute dort klebte. Diesen kleben wir auf die Rückseite des SAT-Formulars, das bei der Aduana abgestempelt und behalten wird. Christophs Reisepass interessiert ihn nicht. Danach geht es zur Migration, wo unsere Reisepässe gestempelt werden. Bei der Kontrolle fragt der Beamte nach Whisky und Tabak. Ich sage, Whisky schmeckt uns nicht und rauchen tun wir auch nicht. Das ist nicht mal gelogen, und Christoph raucht nur ab und zu. Trotzdem will er ins Auto schauen, prüft die Kühlbox und schaut in die Schränke. Ins Auto steigt er nicht, es reicht ihm, dass ich die Schränke öffne und erkläre, was drin ist. Mitten im Marktgetümmel gibt es dann wie immer eine Fumigation. Muggl wird diesmal nur mit einem dampfstrahlerähnlichen Gerät besprenkelt, dafür zahlen wir 50 Quetzales.

Um 12:56 Uhr, nach 20 Minuten, verlassen wir den Ort und fahren die 3 Kilometer zur mexikanischen Grenze. Dort schickt uns der Beamte aber erstmal wieder zurück. Der Salida-Stempel hat ein falsches Datum: heute ist der 10. Juli, nicht der 10. Juni! Mist! Einmal nicht aufgepasst, aber das musste ja irgendwann passieren.

Also zurück ins Gewusel. Wir suchen einen Parkplatz, aber der Taxiparkplatz, der zur Hälfte leer ist, wird uns verweigert. Alles Erklären hilft nichts. In der Zeit des Verhandelns wären wir leicht zur Migration marschiert und hätten einen neuen Stempel bekommen. Ich laufe die Straße hinunter zu dem freundlichen alten Verkehrslotsen, der uns vorhin noch Richtung Ortsausgang gewunken hat. Er versteht sofort. Wir parken am Hinterausgang eines Supermarktes, der sonst wohl eine Ladezone ist.

Bei der Migration ist es dem Mitarbeiter sehr unangenehm. Er entschuldigt sich mehrmals für sein Malheur. Der falsche Stempel wird für ungültig erklärt, und ein neuer kommt rein. Gut, das war einfach. Jetzt gibt es erstmal eine Taco-Pause!

Um 14:45 Uhr stehen wir wieder beim Mexikaner vor der Migration, und mit uns ein Minibus. Das war ja klar. Ich frage mich, wie viele Menschen in einem Minibus Platz haben. Wir warten gut 35 Minuten, bis wir endlich dran sind, und bekommen dann den klassischen Zollzettel zum Ausfüllen. Immerhin müssen wir uns danach nicht mehr ganz hinten anstellen, sondern werden dazwischen gewunken. Danach noch schnell zur Aduana und fragen, ob jemand Muggls Aufenthaltsgenehmigung sehen will. Der Beamte erklärt uns, dass er für 10 Jahre einfach rein und raus darf, so oft und wann er will. Dafür hat er bei seiner ersten Einreise einen Aufkleber auf die Windschutzscheibe bekommen. Na, der hat’s leicht!

Um 15:26 Uhr sind wir endlich fertig und machen uns auf den Weg nach San Cristóbal de Las Casas. Fast jedenfalls, denn weit kommen wir nicht. Die erste Militärkontrolle erwartet uns schon drei Kilometer nach der Grenze. Ach, wie haben wir das vermisst. „Revisión del vehículo“ heißt es, und ich mache geduldig die Schiebetür auf. Sie ist kaputt, sage ich, und der neugierige Mexikaner hilft mir, sie anzuheben. Ja, neugierig sind sie, die jungen Soldaten des Militärs, aber auch sehr höflich. Sein Kollege steigt hinein und sieht sich um. Er öffnet vorsichtig den Kleiderschrank und verschließt ihn danach auch wieder sorgfältig. Trotzdem kommt uns diese Militärkontrolle ernsthafter vor als die, die wir bisher auf der Baja hatten. Zwei Militärs laufen mit Hunden am Kontrollposten herum, und als wir weiterfahren, sehen wir am Ende der Absperrung ein Nagelbrett liegen.

Total Zeit ohne Militärkontrolle: 2 Stunden 45 Minuten, aber mit Taco-Pause. Hätte der Beamte auf der guatemaltekischen Seite seinen Stempel nicht falsch eingestellt, hätte das unser schnellster Grenzübergang werden können.

Grenzübertritt von La Hachadura Guatemala nach El Salvador

Am 8. Mai 2018 erreichten wir den Grenzübergang La Hachadura von Guatemala nach El Salvador. Schon von weitem sahen wir das Chaos, das uns erwartete. Wir hatten gelesen, dass man einfach an den LKWs vorbeifahren sollte. Also passierten wir die etwa drei Kilometer lange Lastwagenschlange und erreichten die guatemaltekische Grenze. Dort checkten wir aus, machten Kopien von Christophs Reisepassstempel und Muggls Aufenthaltsgenehmigung (TIP – Temporary Import Permit) in Guatemala. Glücklicherweise lag der Copyshop direkt gegenüber.

Im Büro des SAT, das für den temporären Fahrzeugimport zuständig ist, erklärte ich, dass wir Muggls Aufenthaltserlaubnis pausieren wollten, da wir auf dem Rückweg erneut durch Guatemala reisen würden. Eine Kündigung oder ein Ablauf der Erlaubnis hätte eine dreimonatige Einreisesperre zur Folge. Am Schalter prüfte ein Mitarbeiter unsere Dokumente und bat uns zu warten. Da alle Sitze besetzt waren, standen wir eine halbe Stunde. Ohne erkennbares System wurden wir schließlich aufgerufen. Eine zunächst grimmig wirkende Beamtin kümmerte sich um uns, überprüfte Muggls Kennzeichen und Fahrgestellnummer und pausierte die Aufenthaltsgenehmigung.

Weiter ging es zum Check-in nach El Salvador. Der knappe Kilometer zwischen den Grenzbüros war voller LKWs, die sich über eine zweispurige Brücke drängten. Da Gegenverkehr aus El Salvador kam, mussten wir uns zwischen den Lastwagen einreihen. Währenddessen unterhielten wir uns mit den Fahrern und erfuhren, dass ein nördlicherer Grenzübergang schneller gewesen wäre. Wir wunderten uns, da wir das einzige Auto waren.

Endlich angekommen, passierten wir eine Schranke, die die offizielle Immigration darstellte, denn Stempel gibt es nicht mehr. Die C4-Länder Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua vergeben gemeinsam ein 90-Tage-Visum, was die Grenzabfertigung beschleunigt – außer für Fahrzeuge. Wegen Muggl mussten wir zur Aduana und ein Formular ausfüllen, das nur auf Spanisch verfügbar war. Zum Glück erhielten wir ein Beispielformular, das uns half, die Fragen zu verstehen. Auch hier wollte der Beamte Muggl sehen und überprüfte die Angaben im Formular, einschließlich Nummernschilder und Fahrgestellnummer. Er suchte sogar nach der Modellbezeichnung, die jedoch nicht vermerkt war, zeigte aber den Willen zur genauen Kontrolle. Danach trug er alles ins System ein, was weitere 15 Minuten dauerte.

Schließlich überprüften wir die Angaben und nach insgesamt gut drei Stunden waren wir endlich fertig.

Fahrt durch die Nicaraguanische Revolution

Regen, regen, regen ...

Der unaufhörliche Regen bremst unsere Fahrt durch Costa Rica Richtung nicaraguanische Grenze. Noch 150 Kilometer liegen vor uns, und wir kommen nur schleppend voran. Endlich erkennen wir ein kleines Restaurant am Straßenrand und nutzen die Gelegenheit für eine Pause. Der Besitzer weist uns freundlich an, unter dem Vordach zu parken, damit wir beim Ein- und Aussteigen trocken bleiben. Wir bestellen etwas zu essen und hoffen, dass der Regen nachlässt. Doch es wird nicht besser – es schüttet wie aus Eimern, nein, wie aus Badewannen, Sturzbächen, ganzen Wasserfällen. In diesem Moment denken wir an einen Freund, der ebenfalls in Costa Rica unterwegs ist und uns vor ein paar Tagen noch versicherte: „Die Regenzeit hier ist gar nicht so schlimm.“ Ich bin gespannt, ob er nach dieser Nacht seine Meinung ändert.

Inzwischen suchen auch die Tiere Schutz im Restaurant: Grashüpfer, Spinnen, Geckos – alles flüchtet vor dem Regen. Die Engländer sagen „it rains cats and dogs“, aber in Costa Rica könnte man getrost sagen „it rains elephants and hippos“. Das übertrifft wirklich alles, was wir bisher erlebt haben. Irgendwann können wir endlich weiterfahren und erreichen gegen 23:30 Uhr La Cruz, nur 20 Kilometer vor der nicaraguanischen Grenze. Eigentlich wollten wir schon vor sechs Stunden hier sein.

Doch nicht nur der Regen hat uns aufgehalten. Der Zoll hat unsere Weiterreise verzögert, indem er unser aus Deutschland bestelltes Ersatzteil nicht herausgeben wollte. Expressversand hin oder her, den Costa Ricanern war das herzlich egal! Das Paket lag über eine Woche beim Zoll, und Manuel, der bei der Iveco-Werkstatt in San José arbeitet und für Import und Export zuständig ist, musste fünfmal ins Zollbüro, bis er es endlich bekam.

Unser Zündschloss hatte schon seit einiger Zeit immer wieder Probleme gemacht. Manchmal konnten wir Muggl nicht abstellen, selbst wenn wir den Schlüssel abgezogen hatten. Da wir nicht irgendwo in Nicaragua liegen bleiben wollten, beschlossen wir, es auszutauschen. In letzter Minute klappte es dann doch noch: 20 Minuten vor Ablauf unserer Deadline kam Manuel freudestrahlend mit dem Paket an. Der Einbau dauerte nur etwa 15 Minuten. Schon verrückt – tagelanges Warten und dann ist das Teil in 15 Minuten ausgetauscht!

Es ist Donnerstagvormittag, der 21. Juni, und wir warten auf dem Parkplatz einer Tankstelle in La Cruz auf unsere Companeros. Wir werden Nicaragua nicht alleine durchqueren. Die Tanks sind voll, Wasser und Lebensmittel aufgefüllt. Während der Wartezeit befrage ich Truckerfahrer, die aus dem Norden kommen, wie die Fahrt durch Nicaragua war. „Schwierig“, antworten sie. Wir sollen auf keinen Fall alleine fahren und uns am besten einem costa-ricanischen Truck-Konvoi anschließen. Diese erkennt man an den Nummernschildern und großen gelben Plaketten mit der Länderkennung CR an allen Seiten der Trucks. Sie würden uns zwischen sich nehmen und haben ihre Ausweichrouten. Keine schlechte Idee! Seit Wochen tüftle ich an einer Route durch das krisengebeutelte Land, basierend auf Berichten anderer Reisender, Nachrichten und Verkehrsberichten.

Kurz vor 12:00 Uhr mittags sind wir abfahrbereit und erreichen die Grenze 20 Minuten später. Aus Costa Rica kommen wir schnell heraus, und die Einreise nach Nicaragua ist nicht wirklich schwierig. Ein bisschen chaotisch und unorganisiert, aber das scheint hier normal zu sein. Den Herrn am Schalter, bei dem wir die Fumigation bezahlen müssen, wecken wir erst einmal auf. Die Frau, bei der wir die Versicherung für Muggl abschließen, häkelt entspannt, und der Inspektor muss aus seiner verlängerten Mittagspause geholt werden. Die Leute hier sind gelassen, keine Spur von Revolution. Niemand macht uns Angst oder fragt, ob wir uns sicher sind, dass wir nach Nicaragua wollen. Aiden und Joanna brauchen an der Grenze etwas länger, da sie einen Hund dabei haben. Semuc, der Mexikaner, muss ordnungsgemäß angemeldet werden, denn auch ein Vierbeiner hat einen Reisepass. Gegen halb drei, nach einigen Wartezeiten und einer Mittagspause, sind wir endlich fertig. An diesem Tag fahren wir nur noch knapp 10 Kilometer zu einem kleinen Strand am Lago Nicaragua, wo wir mit Fleischpflanzerl und Pasta den Sonnenuntergang genießen und früh ins Bett gehen. Aiden hat uns eine Eskorte besorgt, und so klingelt um halb fünf der Wecker! Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so früh aufgestanden bin. Schnell Kaffee trinken, alles verstauen und los geht’s. .. fast! Denn gegen halb eins in der Nacht hat es mal für eine Stunde richtig geschüttet und den Untergrund aufgeweicht. Neben Muggl ist ein Bach vorbeigelaufen. Das Wasser ist zwar versickert, aber der Boden ist noch schlammig. Aiden fährt sich fest und kommt rückwärts die leichte Steigung nicht mehr hoch. Also spannen wir Muggl dahinter und ziehen. Wir sind immer wieder erstaunt, wie leicht er viel schwerere Fahrzeuge ziehen kann.

5:15 Uhr – mit 15 Minuten Verspätung kommen wir in Rivas an der Puma-Tankstelle an, wo wir unseren ersten „Schlepper“ treffen. Der Mann steht neben einem Motorrad und winkt uns zu. Er stellt sich als Roni vor und begrüßt uns herzlich. Wir folgen ihm etwa 15 Kilometer im Zickzack durch drei umliegende Dörfer, denn in Rivas gibt es zwei Straßenblockaden (Tranques genannt), die von Anhängern der Studentenbewegung errichtet wurden und den Transportverkehr blockieren sollen. Aiden ist in einer WhatsApp-Gruppe von Nicaraguanern, die Touristen durchs Land navigieren und ihnen bei Umfahrungen helfen. Roni ist einer von ihnen. Am Abend zuvor hatten wir die Nachricht erhalten, dass eine Sperre von Regierungsanhängern abgebaut worden war, kurz darauf aber die Info, dass sie wieder aufgebaut wurde. Die Umfahrung verläuft problemlos, und Roni verabschiedet sich noch herzlicher, als er uns empfangen hat. Das Bier, das wir ihm schenken wollen, nimmt er nicht. Wir sollen es für den nächsten aufheben.

7:25 Uhr – den nächsten „Schlepper“ treffen wir 53 Kilometer weiter am Ortseingang von El Rosario. Welch Überraschung, es sind gleich drei: Frank, der Vizepräsident des nicaraguanischen Motorradclubs „Güegüenses Nicaragua“, zusammen mit Jorge und Betsy. 18 Kilometer bis kurz vor San Marcos begleiten uns die drei durch schmale Feldwege, wo einmal sogar ein Pferdetrolley zur Seite gehoben werden muss, damit wir durchkommen. Die letzten 135 Kilometer unserer heutigen Etappe müssen wir alleine schaffen. Daher gehen wir unsere weitere Route mit Frank durch, und er meint, wir sollten keine weiteren Probleme haben. 8:25 Uhr – wir verabschieden uns, machen Erinnerungsfotos und werden unser Bier los.

Kurz nach San Marcos kommen wir an zwei Police-Checkpoints vorbei, die von maskierten, bewaffneten jungen Männern übernommen wurden. Später erzählt uns jemand, dass diese nicht zur Studentenbewegung gehören, sondern die Situation nur ausnutzen. Gestoppt werden wir an keinem der beiden. Die ersten winken uns durch, und die zweiten stehen nur neben der Straße und beobachten den Verkehr.

10:28 Uhr – 90 Kilometer später stauen wir uns am Ortseingang von La Paz. Straßenverkäufer laufen die Reihe ab, und wir erkundigen uns, was los ist. Baustelle? Unfall? Es ist tatsächlich ein Tranque, eine Blockade. Eine Frau sagt, wir könnten vorfahren und 20 oder 30 Cordobas (54 – 82 Euro-Cents) bezahlen oder einfach warten. Sie würden jede Stunde Fahrzeuge durchlassen. Wir beschließen, an den LKWs vorbeizufahren und gegebenenfalls zu bezahlen. Als wir vorne ankommen, kommen uns zwei der „Blocker“ entgegen. Als sie „Turista + Alemania“ auf unserer Windschutzscheibe lesen, wird die Blockade sofort zur Seite geräumt, und wir dürfen ohne Bezahlung passieren. La Paz ist ein kleiner Ort, und wir beschließen, durchs Dorf zu fahren und nicht die Umgehungsstraße zu nutzen, da wir dort weitere Blockaden vermuten. Fast schon aus dem Ort draußen, verzögert sich unsere Fahrt erneut, um einen fast verhungerten Welpen zu füttern. Er ist so mit einer Mango beschäftigt, dass er die Schüssel Futter und mich erst bemerkt, als ich sie ihm unter die Nase schiebe. Er schwänzelt wie verrückt und futtert schnell. Die Mango ist sofort uninteressant oder dient als Dessert. Für so etwas nehmen wir uns immer Zeit!

11:14 Uhr – nach etwa sechs Stunden und 263 gefahrenen Kilometern erreichen wir Malpaisillo, wo wir bei Jimmy, einem Freund von Aiden und Joanna, unterkommen. Jimmy ist 22 Jahre alt, hat vor kurzem die Uni geschmissen und eine Bar eröffnet. Stolz zeigt er uns seinen neuen Boden aus schwarzem Sand. Wir hätten nicht gedacht, dass wir so zügig vorankommen. Eigentlich hätten wir den Rest auch noch fahren können, aber der Zwischenstopp bei Jimmy war abgemacht, und er freut sich, dass wir da sind. Also richten wir uns ein und fühlen uns fast, als würden wir etwas Verbotenes tun. Wir verstecken uns tagsüber in einer Bar, lassen uns vom Besitzer über die Lage im Land aufklären und warten auf den nächsten Morgen, um wieder früh loszufahren. Am Nachmittag macht Jimmy einen kleinen Stadtrundgang mit uns. Es ist eher ein Dorf, und auch dieser kleine Ort hat seit kurzem einen Tranque, eine Blockade, die mehr als Mahnmal dient, um sich mit den Studenten solidarisch zu zeigen. Da wir den größten Teil des Landes schon geschafft haben und es am nächsten Tag nur noch 77 Kilometer bis zur Grenze sind, geht es nicht ganz so früh los. Der Norden des Landes ist weniger dicht besiedelt und sehr flach, sodass dort hauptsächlich Landwirtschaft betrieben wird, erklärt Jimmy.

6:30 Uhr – unsere einzigen Roadblocks an diesem Tag sind drei Rinderherden, die schnell wieder weg sind. Die Fahrt verläuft problemlos und ohne jegliche Anzeichen von „Tranques“. Vor der Grenze steht wie immer eine Schlange von LKWs, und die Straßenverkäufer sind schon vorher da. Einer will uns weismachen, dass die Polizei uns vermutlich nicht durchlassen werde. Aber das wollen wir doch erst einmal selbst sehen und fahren wie immer an der langen Schlange vorbei.

8:09 Uhr – wir erreichen den Parkplatz vor dem Grenzgebäude. Weit und breit keine Polizei in Sicht, weder auf dem Weg zur Grenze noch an der Grenze. Überhaupt haben wir in ganz Nicaragua keinen einzigen Polizisten gesehen, nirgendwo! Was die Nicaraguaner jetzt natürlich ausnutzen. Ein junger Bursche erklärt uns, dass sie jetzt alle ohne Führerschein fahren. Ja, wenn’s nur das ist! Die Polizei steht unter dem Scheffel der Regierung und wird verdächtigt, Studenten erschossen und Häuser angezündet zu haben, wobei auch Menschen ums Leben gekommen sind. Somit ist auch sie der Feind.

Fazit unserer Fahrt durch Nicaragua:

Die Nicaraguaner haben sich sehr um uns bemüht, waren freundlich und hilfsbereit. Wir haben uns nie unsicher gefühlt oder Angst gehabt. Natürlich mag es schwarze Schafe geben, wie jene jungen Männer, die die beiden Police-Checkpoints übernommen haben. Ich nenne sie jetzt mal Hooligans, und die gibt es in Deutschland oder der Schweiz schon beim Fußball, ganz ohne Revolution. Das Leben geht hier weitgehend normal weiter. An Straßenbaustellen wird gearbeitet, Männer ziehen Stromleitungen oder mähen die Grünflächen neben den Schnellstraßen. Auch der Schwerverkehr läuft, wenn auch auf Umwegen. Weder bei der Einreise noch bei der Ausreise hatten wir das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung wäre. Wochenlang hatten wir vorher die Lage beobachtet, Berichte von anderen Reisenden gehört und gelesen, Zeitungen, Nachrichten und diverse Foren verfolgt. Letztendlich kommt es aber immer auf die Menschen vor Ort an, denn morgen kann schon wieder alles ganz anders sein

Grenzübertritt von Costa Rica nach Panama bei Sixaola

Am 8. Juni 2018 überquerten wir die Grenze zwischen Costa Rica und Panama bei Sixaola an der Karibikküste. Kurz vor dem blauen Bogen mit den gelben Lappen parkten wir rechts und gingen über eine kleine überdachte Brücke ins Gebäude. Am Ende des Gebäudes zahlten wir die Tourist Tax von 7 US-Dollar und machten Kopien unserer Dokumente. Danach fuhren wir durch das blaue Tor und parkten auf der linken Seite.

Gegenüber befand sich die Migrationsstelle, wo wir aus Costa Rica auschecken mussten. Ein Beamter schickte uns zunächst zum Schalter rechts daneben, um die Temporäre Importgenehmigung (TIP) für unser Wohnmobil „Muggl“ stillzulegen. Ein Mitarbeiter überprüfte kurz das Fahrzeug, verglich die Kennzeichen und stellte ein Formular aus, das den TIP für maximal 71 Tage unterbricht. Damit können wir auch an einer anderen Grenze wieder einreisen. Anschließend erhielten wir am linken Schalter unsere Ausreisestempel. Der Beamte blätterte durch unsere Pässe und entdeckte den Karibu-Stempel von unserer Einreise nach Alaska. Er lachte und zeigte ihn seinem Kollegen, der ebenfalls lachte.

Wir fuhren über die etwa 150 Meter lange Brücke, wo ein Beamter unsere Reisepässe sehen wollte. Er wies uns darauf hin, dass nur jeweils ein Fahrzeug auf die Brücke darf. Danach durchquerten wir die Fumigation, wo unser Wohnmobil besprüht wurde. Wir parkten auf der linken Seite und liefen mehrmals Zickzack über den Platz. Wir bezahlten die Fumigation (3 US-Dollar) und checkten bei der Migration in Panama ein. Es wurden Fotos von uns gemacht, unsere Fingerabdrücke genommen und nach einem Rückflugticket gefragt. Letztendlich reichten der Fahrzeugschein und die Importdokumente von Costa Rica als Beweis, dass wir ein eigenes Fahrzeug haben.

Für die Autoversicherung gab es zwei Büros. Das direkt am Parkplatz war geschlossen, aber ein junger Mann schickte uns etwa 10 Meter die Straße hinunter zu einem anderen Büro. Eine junge Frau in einer hellblau gestrichenen Blechhütte bearbeitete unsere Dokumente per WhatsApp mit einem Kollegen. Es dauerte fast eine Dreiviertelstunde, bis wir den Versicherungsschein erhielten, da wir die Dritten in der Schlange waren. Glücklicherweise bearbeitete die Frau uns noch vor ihrer Mittagspause.

Anschließend beantragten wir bei der Aduana die temporäre Importgenehmigung für unser Wohnmobil. Der Beamte wollte Kopien von Christophs Reisepass und Fahrzeugschein. Er überprüfte kurz das Fahrzeug und verglich die Kennzeichen. Nach den ersten fünf Nummern der VIN-Nummer war er zufrieden und verschwand. Insgesamt dauerte der gesamte Prozess 2,5 Stunden, verlief aber sehr entspannt.

Zusatz: Verkehrsvorschriften in Panama

Panama ist sehr strikt bei Geschwindigkeitsbegrenzungen. Auf vielen Straßen außerhalb der Ortschaften gilt eine Begrenzung von 40 km/h. Etwa 15 Minuten nach der Grenze wurden wir mit 67 km/h von der Verkehrspolizei gelasert. Der Polizist erklärte, dass wir ein Ticket über 50 US-Dollar erhalten würden, da wir die Begrenzung überschritten hatten. Er sah in Christophs Pass, dass wir erst seit 20 Minuten im Land waren, und entschied sich, uns kein Ticket auszustellen. Er wies uns jedoch darauf hin, künftig auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu achten.

Während unseres Aufenthalts erfuhren wir, dass in Panama strenge Anschnallpflicht herrscht. Ohne Gurt zahlt man 70 US-Dollar, bei einem weiteren Verstoß innerhalb eines Monats 150 US-Dollar, und beim dritten Mal wird der Führerschein entzogen. Außerdem ist das Fahren ohne Schuhe verboten, und es gibt viele weitere Vorschriften zu beachten.

Belize – Unbelizeable

Am 20. Februar reisen wir von Chetumal, Mexiko, nach Belize. Auf dem Weg zur Grenze halten wir an einer Polizeikontrolle. Eine Polizistin sagt, wir seien zu schnell gefahren. Ich frage nach der Geschwindigkeit, aber sie antwortet nicht und lacht nur. Christoph fährt nie schnell, solange Muggl noch kalt ist. Ich frage erneut, wie viel zu schnell wir waren, aber wir erhalten keine Antwort. Ein Kollege kommt dazu und wiederholt die Aussage. Alle lachen, was uns verwundert, da wir eine ernstere Kontrolle erwartet hatten. Niemand sagt uns, wie schnell wir gefahren sind. Als ich frage, was nun passiert, tritt die Polizistin hinter ihrem Kollegen hervor, mit einer Laserpistole in der Hand. Aha, sie haben neue Spielzeuge und finden es toll, damit zu spielen. Niemand will Geld von uns. Sie geben uns einen Zettel und sagen, wir sollen vorsichtig fahren und auf Geschwindigkeitsbegrenzungen achten. Mexikaner sind halt große Kinder. Im ersten Moment denken wir, eine Strafe am letzten Tag in Mexiko brauchen wir wirklich nicht mehr.

An der Grenze checken wir schnell aus Mexiko aus. Kaum auf der belizianischen Seite, ist alles anders. Die Leute sehen zwar indigen aus, sprechen aber Englisch mit karibischem Slang. Ein Beamter begrüßt uns und erklärt, wo wir hinmüssen und dass unser Fahrzeug zuletzt kontrolliert wird. Schnell erhalten wir Visa für uns und für Muggl. Bei der Fahrzeuginspektion stelle ich erschrocken fest, dass ich vergessen habe, die Eier zu verstecken. Der Beamte nimmt sie uns ab, da sie nicht erlaubt sind. „Sorry“, sagt er. Er erklärt geduldig, dass sie wegen der Vogelgrippe keine Eier aus dem Ausland erlauben. „Aber keine Sorge, wir haben Eier in Belize. “ Na Gott sei Dank, denke ich. Ich will nicht für einen erneuten Ausbruch von Vogelgrippe verantwortlich sein.

100 Meter nach der Grenze kaufen wir die Versicherung für Muggl und es kann losgehen. In Orange Walk, der ersten Stadt auf unserem Weg, kaufen wir Eier und belizianische Biere. Dann fahren wir nach Crooked Tree auf einen kleinen Campingplatz an einem Fluss, der wegen des starken Regens eher ein See ist. Der Feldweg am Ufer steht teilweise unter Wasser, aber das hält uns nicht ab, unser Lager für die nächsten drei Tage aufzuschlagen. Auch wenn das Wasser noch steigt, kriegt Muggl halt nasse Füße. Ich habe mir in Mexiko beim Tauchen eine Erkältung eingefangen, also nutzen wir die ruhigen Tage, damit ich mich auskurieren kann. Gelegentlich regnet es noch, aber das Wasser steigt nicht weiter, sodass wir fast trockenen Fußes wieder herauskommen.

Weiter geht es nach Bermudian Landing zur Community Baboon Sanctuary, einem Schutzgebiet für Brüllaffen. Gleich am nächsten Morgen macht Robert eine Führung. Er arbeitet seit über 40 Jahren für den Schutz und Lebensraum der Brüllaffen. Es dauert nicht lange, bis eine Brüllaffenfamilie auftaucht. Sechs oder sieben Affen verstecken sich in den Bäumen, darunter zwei Mütter mit Babys auf dem Rücken. Robert lockt sie an, indem er ein großes Blatt von einem Busch pflückt und hochhält. Tatsächlich kommen sie uns entgegen. Wir beobachten aus nächster Nähe, wie die kleinen Affen versuchen, die Blätter zu greifen und zu fressen. Das hat sich wirklich gelohnt!

Belize hat viel Wildlife zu bieten, vor allem Wildkatzen. Da diese in freier Wildbahn schwer zu finden sind, beschließen wir, in den Zoo zu gehen. Der Belize Zoo beherbergt nur belizianische Tiere, die verletzt wurden oder als Jungtiere von ihren Müttern getrennt wurden. Auch „Problemjaguare“, die den Menschen zu nahe kamen, finden hier ein Zuhause. Da stellt sich die Frage, wer wem zu nahe kommt, aber wenigstens müssen die Tiere nicht zum Abschuss freigegeben werden.

Die Nachttour im Zoo soll toll sein, aber an diesem Tag gibt es keine Gruppe, der wir uns anschließen können. Also schauen wir uns den Zoo tagsüber an und sind begeistert. Er bietet einen guten Einblick in die vielfältige belizianische Tierwelt. Besonders das Ozelot fasziniert mich. Das vieräugige Opossum und der Honigbär lassen sich nicht blicken. Also doch noch eine Nachttour?

Das Tropical Education Center (TEC), das zum Zoo gehört, bietet die Möglichkeit zum Campen. Wir haben gelesen, dass es dort toll sein soll. Im TEC ist es tatsächlich super schön. Es gibt Wanderwege, einen Teich mit einem Krokodil, einen Pool mit einem riesigen Moskitonetzhaus, heiße Duschen und sehr nette Leute. Hier lernen wir Frank kennen, einen Kanadier, der seit vier Monaten mit dem Rad durch Guatemala und Belize fährt. Er hat einen Welpen adoptiert, der im Zoo Asyl suchte. Frank erzählt von einer abgelegenen Insel, die er bald wieder besuchen will. Die Insel liegt in der Karibik, ist von glasklarem Wasser umgeben, hat keinen Strom, keine Autos und keine Restaurants. Man kommt nur am Sonntag hin und am Samstag darauf zurück. Das klingt verlockend. Die Insel ist seit vielen Jahren in Familienbesitz und die Familie hält sie bewusst simpel. Es gibt Regenwasserduschen und Komposttoiletten, Hütten am Strand oder über dem Wasser.

Ich finde eine alte Internetseite mit traumhaften Bildern. Tauchen kann man dort auch. Wir beschließen spontan mitzukommen und reservieren. In der Zwischenzeit fahren wir nach Caye Caulker, einer touristischen Insel mit karibischem Charme. Muggl parkt im Alten Hafen von Belize City und wir nehmen das Wassertaxi. Kaum angekommen, fühlt man sich entspannt. Das Motto der Insel ist „go slow“. Da meine Erkältung trotz aller Medikamente nicht weggeht, beschließen wir, nur zu schnorcheln. Mit Caveman finden wir eine tolle Agentur, die uns eine super Tour bietet. Wir sehen Manatees, Seepferdchen, Adlerrochen, Karibische Sting Rays, eine Loggerhead-Schildkröte, grüne Meeresschildkröten, Ammenhaie, Moränen und bunte Fische. Wir sind so begeistert, dass wir für den nächsten Tag gleich eine Halbtages-Tour buchen. Caveman können wir wärmstens empfehlen!

Nach drei Tagen kehren wir zurück und treffen Frank mit Biscuit und seinem Kumpel Matt, der aus Kanada angereist ist. Am Sonntag, den 4. März, geht es los. Wir warten am Ufer des Sittee Rivers auf den Katamaran, der uns zur Northeast Caye bringt. Mit einer Stunde Verspätung trifft er ein. Wir laden unser Gepäck, Proviant und Trinkwasser auf den Katamaran. Drei Stunden dauert die Fahrt. Wir fahren aus dem Sittee River auf das offene Meer, an Inseln vorbei, bis schließlich keine mehr da ist. Die Sonne strahlt und Matt bekommt trotz Sonnencreme einen Sonnenbrand. Als wir ankommen, trauen wir unseren Augen nicht: türkises Wasser, weißer Sand, Palmen, runde Bambushütten auf Stelzen im Wasser, die man über Stege erreicht. Wir haben eine Beach Cabin gebucht, aber überlegen, ob wir nicht nach einem Upgrade fragen sollen. Nach der Begrüßung mit Getränken und Wassermelone stehen die Cabin-Nummern an. Wir haben schon einen handgezeichneten Lageplan erhalten und suchen gespannt nach Cabin No. 7. YES! Es ist eine Cabin auf dem Wasser. Wir haben ein kostenloses Upgrade bekommen! Die kommende Woche verbringen wir mit Tauchen, Schnorcheln und Kokosnüsse knacken. Die haben hier eine Station zum Öffnen von Kokosnüssen und einen Schredder, um das Fruchtfleisch auszukratzen. Wir pressen die frischen Kokosflocken durch ein Tuch und machen selbst Kokosmilch für Kaffee und White Russian. Weil es keinen Kühlschrank gibt, haben wir nicht viel Bier dabei, dafür umso mehr Rum. In der ersten Nacht leuchtet das Meer. Es sieht fast aus wie Glühwürmchen im Wasser, Biolumineszenz nennt sich das. Wir beobachten Sting Rays und Nurse Sharks von unserer „Haustür“ aus, wie sie unter unserer Cabin durchschwimmen oder darunter schlafen. Die Insel ist nicht groß, man kann sie in etwa 40 Minuten zu Fuß umrunden. Sie ist voll mit Kokospalmen und wir dürfen so viele Kokosnüsse essen und trinken, wie wir wollen. Die Jungs gehen gelegentlich Speerfischen, sodass ab und zu auch frischer Fisch auf unseren Tellern landet.

Wenn man um die Insel spaziert, landet man zwangsläufig bei einem kleinen Schiffswrack. 2012 landeten damit 25 Kubaner versehentlich auf der Northeast Caye. 15 Tage waren sie unterwegs und fast 1000 Kilometer durchs Karibische Meer gefahren. Das Boot ist ein Eigenbau, angetrieben von einem kleinen slowenischen Lastwagenmotor. Es ist ein Wunder, dass alle heil angekommen sind, sogar zwei schwangere Frauen. Drei Tage vor Erreichen der Northeast Caye ging der Motor kaputt und sie wurden nur noch von der Strömung getrieben. Auf der Insel wurden sie mit Essen und Trinken versorgt und durften ihre Familien anrufen. Belize nimmt keine Flüchtlinge auf, also brachten die Fischer die Flüchtlinge nach Honduras. Die Zeit vergeht wie im Flug und wir müssen zurück. Frank, Biscuit und Matt bleiben noch eine Woche, für uns geht die Reise weiter. Am Samstag, den 10. März, verabschieden wir uns von den dreien und dem Rest der Inselbewohner und fahren zurück nach Hopkins, wo Muggl auf uns gewartet hat.

Noch am gleichen Tag fahren wir nach Placencia weiter, wo es vor allem Christoph nicht gefällt. Auf dem Weg dorthin fahren wir an protzigen Villen vorbei, die sich hauptsächlich amerikanische und kanadische Rentner gebaut haben und die dort überhaupt nicht hinpassen. Wir fahren wieder ein Stück zurück Richtung Hopkins und beschließen, einen freien Platz am Strand zum Campen zu suchen. Am Rande des Dorfes Seine Beight werden wir fündig. Wie immer stellen wir uns bei den Leuten vor und fragen, ob wir dort übernachten dürfen. Die Nachbarin Lauren und ihr Sohn Brian kommen uns entgegen und es ist kein Problem. Brian spricht sogar ein bisschen Schwitzerdütsch, er war mit einer Schweizerin zusammen und hat zwei Kinder dort. Er zeigt uns, wo sie wohnen und wir finden einen Haufen Welpen in ihrem „Garten“, der hier einfach der Sandstrand ist. Weiter gibt er uns eine kleine Führung durch das Dorf, wo wir den ein oder anderen Verwandten von ihm treffen und in der Bar landen, wo die Locals Bitters kaufen. Bitters sind eingelegte Wurzeln, deren Sud mit Rum und Wasser verdünnt wird und gegen verschiedene Leiden helfen soll. Wir sind in einem komplett schwarzen Dorf gelandet.

Um halb sieben bringt er uns zurück, als es langsam dunkel wird. Wir sind müde von der langen Bootsfahrt in der Sonne und der vielen Fahrerei, sodass wir zeitig ins Bett gehen. Um zwei Uhr klopft es: Es ist Brian, ein bisschen angetrunken. Er will uns zeigen, wie schön der Mond ist und dass es in der Nähe eine Disco gibt, wo das ganze Dorf versammelt ist. Wir sind die einzigen Weißen, was uns ein bisschen Unbehagen bereitet, aber sonst stört es niemanden. In der Disco gibt es einen Animateur, der die karibische Musik mit Sprechgesang unterbricht. Brian bringt uns eine halbe Stunde später zurück zu Muggl. Am nächsten Morgen wollen wir uns nur noch kurz von der Familie verabschieden, was uns zum Verhängnis werden sollte.