40. Pritz Globetrotter Treffen 18.-20. September 2026

Rumänien 2021 (Teil 1)

Rumänien, wir kommen!

Es ist endlich soweit – Muggl ist gepackt und bereit für seine letzte große Reise mit uns. Diesmal führt uns die Route wieder nach Rumänien, wo wir letztes Jahr so viele schöne Momente erleben durften. Eigentlich hatten wir vor, über die Ukraine zu fahren, doch ob wir diesen Plan wirklich wagen, entscheiden wir spontan unterwegs. Ob’s klappt, erfahrt ihr in den nächsten Tagen.
 
Wie gewohnt haben wir keine feste Route geplant – nur ein paar grobe Ziele im Kopf. Der Rest ergibt sich wie immer auf dem Weg, ganz nach dem Motto: Die besten Erlebnisse sind oft die ungeplanten. Also, bleibt dran und freut euch auf spannende Eindrücke!

Woche 1: Eselpfade und Überraschungsgäste

Die erste von sechs Wochen in Rumänien liegt schon hinter uns! Von Zürich ging es durch den Bayerischen Wald, wo wir die Familie besucht und uns mit unserer Rumänischlehrerin in Passau getroffen haben. Dann weiter über Tschechien, die Slowakei und schließlich nach Ungarn. Bei Baia Mare haben wir schließlich die Grenze nach Rumänien überquert – bereit für unser nächstes Abenteuer.
 
Wie gewohnt, ließen wir uns von der Karte inspirieren und suchten uns einen „Eselpfad“ hoch in die Berge. Gesagt, getan: einen gefunden und direkt losgelegt. Kaum hatten wir uns eingerichtet, kam auch schon ein Schäfer vorbei, dann zwei Herren auf einem Quad auf der Suche nach ihrem entlaufenen Pferd. Natürlich durfte auch der obligatorische Palinka-Umtrunk nicht fehlen – direkt aus der Plastikflasche, versteht sich!
Und wie es der Zufall wollte, waren Freunde von uns gerade auch in der Nähe. Mit ihrem neuen Steyr unterwegs, suchten wir gemeinsam einen schönen Stellplatz, auf dem auch sie mit ihrem LKW Platz fanden. Weiter ging es gemeinsam in den Norden, bis wir bei Viseu de Sus eine Offroad-Strecke anpeilten. Für einen 12-Tonner zwar nur bedingt geeignet, aber der Stellplatz im Flussbett entschädigte uns sofort.
 
Und noch eine Frage an euch: Wer von euch nutzt eine Wildkamera bei den Stellplätzen? Wir warten noch immer auf den Moment, in dem wir nachts Bären oder Wölfe vor der Linse haben!

Woche 2: In den Süden – von der Bicaz-Schlucht bis zum St. Anna Lake

Die Zeit vergeht wie im Flug, und wir haben schon so viel erlebt, dass es sich anfühlt, als wären wir schon einen Monat unterwegs. Wir haben den Norden verlassen und uns langsam Richtung Südkarpaten bewegt, mit einem Zwischenstopp in der wunderschönen Bicaz-Schlucht. Von dort fuhren wir weiter nach Durau, wo wir eine Wanderung auf den Gipfel des Varful Toaca machten – ein absolut lohnendes Ziel!
 
Danach machten wir einen Abstecher zu einem unserer Lieblingsplätze vom letzten Jahr und übernachteten dort, bevor es am nächsten Tag weiterging durch die Bicaz-Schlucht. Ein Highlight: Schweizer Käse aus dem Caritas-Laden in Gheorgheni, dazu ungarisches Kartoffelbrot aus dem Nachbarladen – herrlich!
Gut gestärkt ging es in die Region um den St. Anna Lake, wo wir die Hoffnung hegten, endlich einen Bären in freier Wildbahn zu sehen. Auch diesmal hatten wir kein Glück, aber die Fahrt dorthin war jede Minute wert. Auf einem kleinen Campingplatz trafen wir dann David aus München, der mit seinem Suzuki Jimny unterwegs war. Spontan beschlossen wir, ein paar Tage gemeinsam durch die Berge zu fahren.
 
Bevor wir aufbrachen, besuchten wir noch die Kirchenburg Tartlau, die wir bis dahin nicht kannten, aber absolut begeistert weiterempfehlen können. Drei Tage lang erkundeten wir gemeinsam abgelegene Bergpfade, lernten Einheimische kennen, tranken Palinka und genossen die typisch rumänische Gastfreundschaft und das leckere Essen. Am Ende unserer kleinen Offroad-Tour landeten wir am Lacul Maneciu, wo wir prompt zum Mittagessen eingeladen wurden. Aus dem Mittagessen wurde dann ein komplettes Essen inklusive Abendessen, gefolgt von Drinks, bis wir schließlich um zwei Uhr morgens erschöpft in unseren Campern verschwanden.
Trotz der kurzen Nacht sind wir am nächsten Morgen früh aufgestanden und haben gemeinsam mit unserem Gastgeber eine Wanderung auf den Varful Ciucas gemacht – eine Traumtour, die ihresgleichen sucht.

Wieder mal auf den Hund gekommen

Die Geschichte hinter dem kleinen Racker

Wie soll ich anfangen… Wir fahren gemütlich eine Landstraße entlang, und plötzlich ruft Conny: „Da saß gerade etwas ganz Kleines auf der anderen Straßenseite!“ Ich schaue sie an und ohne zu zögern, drehen wir um, parken am Rand und steigen aus. Und da sitzt er tatsächlich – ein winziger, wuscheliger Kerl. Seine Augen hat er wohl erst vor Kurzem geöffnet, läuft noch ziemlich unsicher und hat sich im Fell allerlei Klettpflanzen eingefangen. Die Flöhe plagen ihn sichtbar, und er wirkt erschöpft. Wir warten eine Weile, in der Hoffnung, vielleicht doch noch seine Mutter oder Geschwister zu sehen. Aber niemand taucht auf. So beschließen wir, dass wir ihn auf keinen Fall einfach dort zurücklassen können.
Also packen wir ihn vorsichtig ins Auto und suchen den nächstgelegenen Tierarzt auf, der ihn direkt untersucht und ihm ein Wurmmittel gibt. Die freundliche Tierärztin spricht sogar etwas Deutsch und klärt uns auf: Er sei etwa sechs Wochen alt, zum Glück gesund – aber leider zu jung für Impfungen. Sie rät uns, ihn auf keinen Fall in ein Tierheim zu geben, da er dort womöglich nicht gut versorgt wäre. Tja, und so sind wir nun stolze Retter eines kleinen Hundes, der bald den Namen „Gipsy“ erhält. Es passt einfach zu seinem freien, abenteuerlustigen Blick!
 
Wie er es letztendlich aus Rumänien hinaus geschafft hat, bleibt unser Geheimnis – hier darf jeder seine Fantasie spielen lassen.
Gipsy hat sich ziemlich schnell in unser Herz geschlichen, und gerne hätten wir ihn behalten. Leider erlaubt unser Vermieter jedoch keine Haustiere, und so müssen wir eine langfristige Lösung finden. Die Vorstellung, ihn in ein Tierheim zu bringen, war natürlich undenkbar. Zum Glück fiel uns eine Bekannte ein, die im Tierschutz arbeitet. Dort ist er jetzt gut aufgehoben, hat Artgenossen zum Spielen und fühlt sich, na ja, pudelwohl oder besser gesagt „schäferhundmäßig wohl.“
 
Wir freuen uns jedes Mal, wenn neue Bilder und Videos von ihm kommen. Zu sehen, wie er vor Lebensfreude strotzt und in seiner neuen Heimat angekommen ist, bedeutet uns unglaublich viel.
Diese Begegnungen erinnern uns auch an die Schattenseiten unserer Reisen. In manchen Ländern erleben wir hautnah, wie oft Hunde und Katzen als Streuner ein schwieriges Leben haben. Es schmerzt, zu sehen, wie manche Menschen sie einfach ignorieren oder schlecht behandeln. Aber wir haben auch schöne Beispiele erlebt – Menschen, die ihre Türen für diese Tiere öffnen und sich aufopferungsvoll kümmern. Gipsy war übrigens nicht die einzige kleine Seele, die uns auf dieser Reise begegnet ist: Gleich zu Anfang fanden wir ein kleines Kätzchen, das genauso alt war wie er. Zum Glück konnten wir sie bei einer Bäuerin unterbringen, die herzlich sagte: „Die nehmen wir gerne! Hier hat sie Spielkameraden und genug Mäuse zum Fangen.“
Es ist schön, wenn am Ende unserer Reise nicht nur wir viele Erinnerungen mit nach Hause bringen – sondern auch ein paar Fellnasen ihre zweite Chance auf ein gutes Leben gefunden haben.

Rumänien 2020 (Teil 3)

Die Rückreise aus Rumänien über Ungarn > Slowakei > Tschechien in den Bayerischen Wald

Leider mussten wir Rumänien nach schon „5 Wochen“ verlassen da uns die Quarantäne nach der Rückkehr in die Schweiz gedroht hat. Nachdem wir überlegt haben was wir tun können um nicht 10 Tage in der Wohnung sitzen zu müssen haben wir uns entschlossen nicht auf dem direkten Weg in die Schweiz zu fahren sondern noch einen Zwischenstop bei der Familie im Bayerischen Wald direkt an der Tschechischen Grenze zu machen. Aber erst mal hatten wir das Glück unseren Freund Fabien aus Frankreich zu treffen der wie es der Zufall haben wollte zur selben Zeit nur ca. 40 Km von uns entfernt in Ungarn war, so haben wir beschlossen 2 Gemeinsame Tage auf einem Campingplatz in der Slowakei bei einem super netten Niederländischen Paar zu verbringen die vor ein paar Jahren ebenfalls mit einem Iveco um die Welt reisten … die Welt ist ein Dorf fällt uns immer wieder auf
Die Entscheidung noch 1,5 Wochen im Bayerischen Wald zu verbringen erwies sich als äusserst lohnenswert wie ihr an den Bildern sehen könnt
Es ist Schwammerl Zeit und ich LIEBE Schwammerl auch das Wetter war uns wohl gesonnen so konnte Conny auf Mutters Pferden noch reiten ich konnte Schwammerl suchen gehen und die ein oder andere Wanderung lag auch noch drin. Das Haus der Eltern liegt im Vogel Naturschutzgebiet und es gibt wie die Drohnen Bilder zeigen so gut wie keine Nachbarn, kurzgesagt ein Traum und ich würde sagen hier ist die Welt noch in Ordnung! Irgendwann ist es aber leider soweit Servus zu sagen und die letzte Etappe in Richtung Zürich zu fahren was wir nicht auf direktem Weg tun konnten weil wir noch was zu erledigen hatten (Aber das erfahrt ihr im nächsten Beitrag
Das Bild mit dem kleinen Kerl in der Wiese gibt euch einen kleinen Vorgeschmack! Wir sind dann noch nach Sinsheim in das Technik Museum gefahren wo unter anderem die legendäre Concord zu besichtigen ist. Aber auch für uns Offroader gab es noch ein paar recht interessante Gefährt wie zB. einen Lamborghini Geländewagen der in kleiner Stückzahl gebaut wurde und scheinbar unbezahlbar war
Am Ende bleibt, dass wir in unserer näheren Umgebung so viel Sehenswertes haben, dass man sich auch mal überlegen kann Urlaub zuhause zu machen „auch ohne Corona
„Im nächsten Beitrag lüften wir das Geheimnis um das Bild mit dem kleinen Kerl“

Rumänien 2020 (Teil 2)

Grusel, Natur und Abenteuer – Von der Törzburg nach Bukarest

Ein Besuch in Rumänien ist nicht komplett ohne einen Stopp an der berühmten Törzburg, auch bekannt als Schloss Bran, das durch den legendären Vlad Tepes und Bram Stoker’s Dracula weltberühmt wurde. Während das Schloss als Touristenmagnet und Historienmonument beeindruckt, ist der Besuch nicht ganz unproblematisch. Das Innere mag zwar spannend sein, doch die Massen von Besuchern können den Besuch eher ungemütlich machen. Wer sich dennoch dem trüben Charme der Festung hingibt, sollte nicht zu lange verweilen, sondern schnell einen Blick darauf werfen und weiterziehen.
Von der Törzburg aus führt uns die Reise in die Nähe von Brașov (Kronstadt), wo sich eine der bekanntesten Bärenauffangstationen Rumäniens befindet. Hier wurden mehr als 100 Bären gerettet, die zuvor unter unmenschlichen Bedingungen in Zirkussen oder als Touristenattraktionen in kleinen Gehegen gehalten wurden. Besonders eindrucksvoll ist der Besuch während der Fütterungszeit, wenn man den Tieren ganz nah kommt. Diese Bären können leider nicht in die Wildnis zurückkehren, da sie nicht mehr wissen, wie sie in der Natur überleben könnten. Sie leben nun auf einem riesigen Areal, das etwa 70 Fußballfelder groß ist, und sind ein wichtiger Teil der Rettungsarbeit.
Von dort aus geht es weiter nach Râșnov (Rosenstein), einem kleinen Ort mit einer der beeindruckendsten Bauernburgen Rumäniens. Leider war die Burg bei unserem Besuch wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Aber auch das Abenteuer abseits der ausgetretenen Pfade macht Freude. Als erfahrene Offroad-Fahrer sind wir immer auf der Suche nach wilden, nicht ganz so einfachen Wegen. Was auf der Karte als offizielle Straße eingezeichnet ist, entpuppt sich manchmal als schier unbefahrbar. Einige Abschnitte verlangen nach Untersetzung, und nach vier Stunden Fahrt und fast 20 Kilometern mussten wir umkehren. Ein Gespräch mit einem lokalen Bauern bestätigte uns, was wir bereits geahnt hatten: „Straße Nr. XYZ? Auf keinen Fall!“ Aber trotz der Herausforderungen hat die Fahrt großen Spaß gemacht und uns die Gelegenheit gegeben, tolle 4×4 Tracks und Campingplätze zu entdecken.
Ein weiteres Highlight der Reise ist das Schloss Peleș, das von König Carol I. erbaut wurde. Es ist ein Meisterwerk der Architektur und ein Muss für jeden Rumänienreisenden. Die Schönheit und Eleganz dieses Schlosses ist atemberaubend und lässt einen in die Geschichte des Landes eintauchen.
 
Nachdem wir genug von Offroad-Abenteuern und historischen Burgen gesehen haben, geht es in die Hauptstadt Rumäniens: Bukarest. Trotz mancher negativer Stimmen, die der Stadt wenig Schönheit zusprechen, haben wir uns entschieden, einen Tag in der Metropole zu verbringen. Besonders beeindruckend ist das **Palast der Parlaments**, das zweitgrößte Gebäude der Welt nach dem Pentagon. Es ist ein monumentales Beispiel des kommunistischen Größenwahns. Doch Bukarest hat mehr zu bieten als nur gigantische Bauten: Wer sich in die lebendigeren Ecken der Stadt wagt, kann die Lebensfreude der Einheimischen spüren. Dies erlebten wir hautnah, als wir in einem kleinen Café einem älteren Jazzensemble lauschten – ein rumänischer „Buena Vista Social Club“, der uns den authentischen Puls der Stadt näherbrachte.
Rumänien überrascht immer wieder mit einer Mischung aus Geschichte, Kultur und unberührter Natur. Im nächsten Teil unserer Reise geht es weiter an die Schwarzmeerküste und ins Donaudelta, wo noch viele weitere Abenteuer auf uns warten. Bis dahin – dranbleiben lohnt sich!

Rumänien 2020 (Teil 1)

Erster Stopp auf unserer sechswöchigen Sommertour: Ungarn / Budapest

Unser erstes Ziel auf dem Weg nach Rumänien ist die ungarische Hauptstadt Budapest. Es ist nicht das erste Mal, dass wir hier sind, aber Budapest ist immer eine Reise wert! Da wir nur einen Tag eingeplant haben, entscheiden wir uns, die Stadt zu Fuß zu erkunden – und legen dabei über 20 Kilometer zurück. Das Einzige, was man der Pandemie vielleicht Positives abgewinnen könnte, ist die Tatsache, dass Budapest so menschenleer wie nie zuvor ist. Die berühmten Sehenswürdigkeiten kann man plötzlich ohne Gedränge genießen, und Fotos ohne Menschenmengen machen, was hier vermutlich eine absolute Seltenheit ist.
 
Nun geht es aber weiter zu unserem eigentlichen Ziel … Rumänien, wir kommen!

Die erste Woche in Rumänien: Timișoara über Orșova an der Donau, die Transalpina bis Sibiu

Wie soll man es ausdrücken… dieses Land hat uns schon nach einer Woche völlig in seinen Bann gezogen! Die Menschen sind herzlich und begegnen uns überall mit einer Offenheit, die uns tief berührt. Die Landschaften sind atemberaubend, und die Städte, die wir bisher besucht haben, beeindrucken uns mit ihrer Architektur und Geschichte. Nach einem reibungslosen Grenzübertritt machen wir unseren ersten Halt in Timișoara, das auch „Rumäniens Wien“ genannt wird. Auf einem fast leeren Campingplatz fühlen wir uns fast wie die einzigen Gäste in der Stadt.
Danach zieht es uns an die Donau, um die verschiedenen Gesichter dieses mächtigen Flusses zu erleben. Anschließend geht es nach Hunedoara – auf Deutsch auch Eisenmarkt –, wo wir das imposante Schloss Corvin besichtigen. Nach ein paar großartigen Campingnächten an wunderschönen Orten machen wir uns auf den Weg zur legendären Transalpina. Mit 2145 Metern ist sie die höchste Passstraße Rumäniens. Doch der Asphalt wird uns bald zu eintönig, und sobald sich eine Gelegenheit bietet, biegen wir ab und fahren abenteuerlich Offroad weiter. Wie die Bilder zeigen, hat sich der Abstecher mehr als gelohnt!

Sibiu, Biertan, Sighișoara, Viscri und der Transfăgărășan Pass

Unsere Reise geht weiter: Nach der Ankunft in Sibiu, das zur UNESCO-Weltkulturstadt 2007 erklärt wurde, starten wir heute in dieser wunderschönen Altstadt mit ihren deutschen Einflüssen, die an jeder Ecke spürbar sind. Von hier aus führt uns der Weg nach Biertan, zur beeindruckenden Kirchenburg – eine der größten und imposantesten in ganz Siebenbürgen. Da Christoph am Freitag noch ein paar Arbeitsstunden einlegen muss, suchen wir uns einen Campingplatz mit WLAN. (Hier könnt ihr euch das Bild von unserem Esel „Gastgeber“ vorstellen…)
Von hier aus erkunden wir Sighișoara, oder auf Deutsch Schäßburg, das für uns die schönste Stadt Siebenbürgens ist. Weiter geht es nach Viscri, wo eine weitere wunderschöne Kirchenburg auf uns wartet. Diese Bauten, teils über 800 Jahre alt, sind großartig erhalten. Die Authentizität dieser Orte ist überwältigend – da kaum etwas modernisiert wurde, kann man sich gut vorstellen, wie das Leben hier vor Jahrhunderten ausgesehen haben muss.
Nun geht es in unser Lieblingsterrain: Erst 50 Kilometer Offroad durch dichte Wälder und über die Hügel, bis wir schließlich den Transfăgărășan erreichen, Rumäniens berühmtesten und wohl auch schönsten Gebirgspass. Wir übernachten in unserem Camper auf 1900 Metern und nutzen den Morgen, um den Vânătoarea lui Buteanu zu besteigen – mit 2507 Metern der zweithöchste Gipfel Rumäniens. Der Ausblick ist spektakulär!
 
Anschließend fahren wir weiter Richtung Brașov, wo wir die kommenden Tage verbringen werden … aber dazu mehr im nächsten Beitrag.

Balkan Reise 2019 (Teil 2)

Eine unvergessliche Woche in Albanien – Abenteuer, Überraschungen und eine unerwartete Wendung

Eine Woche Albanien liegt hinter uns und es ist an der Zeit, langsam aber sicher die Heimreise anzutreten. Doch eines ist klar: Dieses faszinierende und oft unterschätzte Land werden wir definitiv nicht zum letzten Mal besucht haben! Nachdem wir aus Griechenland kamen und die Grenze bei Kakavija überquerten, starteten wir gleich mit einer der ersten Attraktionen: dem Blue Eye. Leider war der Ort so überlaufen, dass wir uns entschieden, hier zu übernachten, um am nächsten Morgen um 6 Uhr den wunderschönen Ort ganz für uns allein zu haben. Es war definitiv die richtige Entscheidung.
Von dort ging es weiter in den Osten, nach Gjirokastra, wo wir eine der wohl schönsten byzantinischen Kirchen auf dem gesamten Balkan entdeckten. Danach stand die UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt Gjirokastra auf dem Programm. Die Schiefer gedeckten Häuser und die beeindruckende Burg aus dem 12. Jahrhundert ließen uns tief in die Geschichte Albaniens eintauchen.
Aber jetzt wurde es endlich richtig spannend: Wir entschieden uns für eine Offroad-Tour über die Berge zur Osumi-Schlucht – eine Strecke von 40 Kilometern, die uns stolze 6 Stunden kostete. Und wie man auf den Bildern sieht, hat sich jede Minute der anstrengenden Fahrt mehr als gelohnt! Während der Fahrt kamen wir plötzlich an einer kleinen Hütte vorbei, und eine Frau winkte uns heran. Sie fragte, ob wir hungrig oder durstig seien. Es stellte sich heraus, dass diese „Kaffeehütte“ unter Offroadern bekannt war – und wir hatten hier das beste albanische Essen unseres gesamten Aufenthalts! Doch der Weg war nicht immer einfach: Die Piste war so holprig, dass uns die Blattfedern am Auto verrutschten. Zum Glück konnten wir das für nur 4 Euro in einer Werkstatt reparieren lassen. Danach fuhren wir weiter auf befestigten Straßen nach Berat, wo uns die historische Burganlage begeisterte.
Nun wollten wir endlich ans Meer, also fuhren wir nach Vlore und fanden einen tollen Spot auf einer Anhöhe direkt am Wasser. Leider war Albanien an der Küste zu dieser Jahreszeit ziemlich überlaufen, also beschlossen wir, Richtung Norden zu fahren. Jetzt stehen wir südwestlich von Tirana auf einem Campingplatz direkt am Meer. Hier sind wir zwar eine kleine Seltenheit unter den anderen Gästen, aber ab und zu ist auch ein Campingplatz ganz in Ordnung. Wir melden uns bald wieder mit dem zweiten Teil unserer Albanien-Reise und wünschen euch viel Spaß mit den Bildern!

Vom Stau in Vlora zu den Offroad-Abenteuern in Tirana

Nachdem wir den Campspot bei Tirana verlassen hatten, wollten wir über Vlora zum Gjipe Beach fahren, doch wir standen fürchterlich im Stau. Also entschieden wir uns kurzerhand, die überlaufene Küste hinter uns zu lassen und stattdessen nach Tirana zu fahren. In der Hauptstadt besuchten wir das Bunker-Museum und tauchten in die kommunistische Geschichte Albaniens ein. Außerdem ließen wir uns von der hippen, lebendigen Atmosphäre der Stadt mitreißen.
Doch nach einem Tag in der Stadt zog es uns wieder in die Natur, und wir suchten uns drei Offroad-Strecken aus, die wir unbedingt fahren wollten. Los ging es in den Osten, zum Nationalpark Dajti, wo wir auf sehr holprigen Pisten ganz allein unterwegs waren – abgesehen von ein paar Ziegen und Schafen. Der Nationalpark führte uns durch ehemalige kommunistische Ruinengebiete und an einem alten Bergwerk vorbei, bei dem wir uns nicht sicher waren, ob es noch in Betrieb war. Insgesamt legten wir an diesem Tag 129 Kilometer zurück, für die wir stolze 10 Stunden brauchten. Doch wie man auf den Bildern sieht, hat sich jede Stunde der Fahrt mehr als gelohnt!
 
Am Abend fanden wir einen großartigen Campspot an einem erfrischenden Bach zwischen Klos und Burrel. Nur ein Ziegenhirte mit seiner Herde besuchte uns am Morgen. Danach setzten wir unsere Reise fort und fuhren über die Berge von Burrel nach Krujë, bekannt für seinen historischen Basar und die beeindruckende Burg.

Die Reise nimmt eine unerwartete Wendung

Eigentlich wollten wir nun weiter Offroad fahren, zu einer alten Kirche am Meer und anschließend zum Komani-See und nach Shkodra – dem letzten Stop auf unserer Albanien-Reise. Doch es kam anders. Als wir das Auto starteten, bemerkten wir, dass die Öllampe nicht mehr ausging und die Bremsen nicht richtig funktionierten. Eine kurze Diagnose zeigte, dass die Ölpumpe kaputt war! Also hieß es für uns, das Auto nach Tirana zu Iveco zu schleppen. Statt der geplanten Offroad-Abenteuer verbrachten wir die letzten Tage in einem Hotel in Tirana, während unser Auto repariert wurde. Doch immerhin – wir rollen wieder und machen uns auf den Rückweg!

Balkan Reise 2019 (Teil 1)

Von Mazedonien nach Griechenland: Abenteuer am Ohridsee und durch die Berge des Balkans

Nach fünf aufregenden Tagen auf der Straße sind wir nun in Mazedonien angekommen, direkt am wunderschönen Ohridsee. Unser Ziel: Ein Versprechen einlösen, das ich vor Jahren meinem guten Freund Niti gegeben habe. Er war immer ein Teil meiner Reisen, und nun ist es endlich so weit – wir sind in Mazedonien und besuchen ihn! Zu diesem Anlass wurden wir gleich zu einer traditionellen Hochzeit seiner Schwester eingeladen. Es war eine wundervolle Erfahrung, bei den Feierlichkeiten teilzunehmen, und wir fühlten uns sofort wie unter alten Freunden. Die Gastfreundschaft der Menschen hier ist einfach einzigartig.
Doch wie es bei einer Reise nicht anders sein kann, kam auch bei uns ein kleines Abenteuer dazwischen. Heute Morgen stellte sich heraus, dass unser Kühlschrank plötzlich den Dienst verweigerte. Also raus mit dem Werkzeug und dem Plan, nach dem Problem zu suchen! Glücklicherweise war es nur ein lockeres Kabel, aber da wir schon dabei waren, nahmen wir uns auch noch ein paar andere kleine Reparaturen am Auto vor. Ein großes Dankeschön an Niti und seine Familie für die herzliche Gastfreundschaft – Mazedonien hat definitiv einen besonderen Platz in unseren Herzen!
 
Morgen geht es dann weiter Richtung Griechenland, aber nicht ohne vorher noch ein paar letzte wunderschöne Tage in Mazedonien zu genießen.

Verborgene Schätze im Hinterland Mazedoniens

Wir verließen Ohrid und machten uns auf den Weg ins Hinterland, um ein wenig abseits der üblichen Touristenpfade zu fahren. Auf abgelegenen Straßen fanden wir verlassene Übernachtungsplätze und entdeckten vergessene Dörfer, in denen die Zeit stillzustehen schien. Ein echtes Abenteuer! Über den Galicica Nationalpark fuhren wir weiter zum Prespasee und fanden einen atemberaubend schönen, verlassenen Campspot direkt am See. Die Ruhe und Abgeschiedenheit hier war unglaublich.
 
Unsere Reise führte uns weiter durch das Baba Gebirge nach Bitola, einer charmanten Stadt, die noch nicht von den Massen des Tourismus entdeckt wurde. Es war faszinierend, eine Stadt zu erleben, die noch so authentisch und unberührt wirkte. Doch bald erreichten wir die griechische Grenze, die unser nächstes Ziel markierte. Mazedonien war ein wunderbares Kapitel unserer Reise – und ich bin mir sicher, wir werden wiederkommen!

Ein unerwarteter Abstecher nach Griechenland

Ursprünglich wollten wir direkt nach Albanien weiterfahren, doch irgendwie zog uns der Norden Griechenlands noch einmal in seinen Bann. Es war eine spontane Entscheidung, die wir kein bisschen bereut haben! Der Norden Griechenlands ist ein wahres Paradies: Majestätische Berge, kulturelle Highlights und unzählige Offroad-Strecken bieten alles, was das Abenteurerherz begehrt.
 
Unsere Reise führte uns zunächst nach Thessaloniki, wo wir einen entspannten Strandtag einlegten. Danach ging es weiter über den Olymp Nationalpark, durch das Gebirge und auf Offroad-Pisten direkt zu den weltberühmten Klöstern von Meteora. Dieses UNESCO-Weltkulturerbe muss man einfach gesehen haben. Die Atmosphäre dort ist so mystisch und beeindruckend, dass keine Bilder der Welt die wahre Stimmung einfangen können. Es war ein absolut magischer Ort.
Von Meteora aus machten wir uns auf den Weg durch den Nationalpark Tzoumerka, um die Vikos-Schlucht zu erkunden. Auf einer Wanderung kamen wir zu einer alten Kirche an einem kristallklaren Bergbach, der uns mit einer erfrischenden Wassertemperatur von etwa 8 Grad eine wohlverdiente Abkühlung verschaffte.
 
Nun sind wir in Albanien angekommen und freuen uns darauf, in den kommenden Tagen dieses kleine, aber faszinierende Land zu entdecken. Die Reise geht weiter – es bleibt spannend!

Die Polizei, dein Freund und Helfer

Das erste Mal in eine Polizeikontrolle geraten wir im Süden Mexikos – und das ausgerechnet an dem Tag, an dem wir nach Belize ausreisen wollen! Auf Baja California gab es ein paar Militärkontrollen und auch auf dem Festland einige Polizeicheckpoints. Meistens wurden wir durchgewunken, ab und zu befragt, woher wir kommen und wohin wir wollen. Manchmal wollte ein besonders neugieriger Polizist einen Blick in unseren Campervan, Muggl, werfen. Aber eine richtige Polizeikontrolle erlebten wir erst nach etwa 40.000 Kilometern. Nichts in den USA, nichts in Kanada!

Neues Spielzeug bekommen

Es ist Dienstagmorgen, der 20. Februar. Wir haben uns in Chetumal auf den heutigen Grenzübertritt nach Belize vorbereitet und fahren gerade auf der Avenida Insurgentes Richtung Süden, als uns eine Polizistin anhält. „Na bravo“, denken wir uns, „das hat uns gerade noch gefehlt. “ Ausgerechnet am letzten Tag erwischt es uns noch, und ich mache mich auf Verhandlungen mit korrupten Polizeibeamten gefasst. Die junge Beamtin meint, wir wären zu schnell gewesen, und grinst dabei. Ich frage, wie schnell wir denn waren, bekomme aber keine Antwort. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir zu schnell waren, außer diese breit ausgebaute Avenida wäre unsinnigerweise eine 30er Zone. Den Mexikanern traue ich ja alles zu. Wir sind erst etwa vier Kilometer gefahren, und Christoph fährt Muggl immer ganz langsam warm. Also frage ich nochmal, um wie viel wir denn zu schnell waren. Wieder keine Antwort. Die Polizistin scheint sehr amüsiert, und eine mexikanische Polizeikontrolle habe ich mir irgendwie anders vorgestellt.

Hinter der Beamtin tritt ein Polizist hervor, auch er grinst und sagt, wir wären zu schnell gefahren, aber auch er gibt uns keine Antwort, wie schnell wir waren. Mir kommt das alles ganz komisch vor. Als der Polizist einen Schritt zur Seite tritt, sehe ich die Polizistin wieder, in der Hand eine Laserpistole, mit der sie auf das nächste Fahrzeug zielt. Jetzt ist mir alles klar: Die haben gerade neue Laserpistolen bekommen und finden das neue Spielzeug ganz toll. Man drückt uns einen Zettel in die Hand, auf dem steht, man solle doch bitte die Geschwindigkeitsbegrenzungen innerorts respektieren, und wünscht uns gute Fahrt und einen schönen Tag. Wir sind sprachlos, aber happy zugleich und verlassen Mexiko, ohne auch nur einen der berühmt-berüchtigten korrupten Polizisten getroffen zu haben.

Es gibt Sie doch

In Belize, Guatemala, El Salvador und Honduras lässt uns die Polizei ganz in Ruhe. Obwohl es in Guatemala sehr viel Polizeipräsenz und Kontrollen gab, sind Touristen gänzlich uninteressant. Die erste korrupte Polizei begegnet uns tatsächlich in Nicaragua, und ich wundere mich schon ein bisschen, dass die trotz der Unruhen im Land noch Zeit haben, Touristen abzuzocken! Es ist Mittwochvormittag, der 16. Mai, und wir verlassen León Richtung Süden. Am Ortsausgang stehen zwei Polizisten und halten uns an. Einer kommt ans Fenster und meint, wir wären über eine durchgezogene Linie gefahren. Klar, sage ich, muss man hier ja, sonst kann man die Spur nicht wechseln, und wir wollen ja nach Granada und nicht nach León, denn da kommen wir ja gerade her. Eine kurze Diskussion hin und her, er will 20 US-Dollar von uns und winkt mit einem gelben Zettel, der das Ganze offiziell aussehen lassen soll. Ich sage, wir hätten kein Bargeld und verlange einen Einzahlungsschein für die Bank, dann würden wir unsere Strafe natürlich ganz ordnungsgemäß bezahlen. Er geht weg und diskutiert kurz mit seinem Kollegen, dann werden wir weitergewunken. Netter Versuch


Wir warnen gleich die anderen Overlander, die wir in León getroffen haben, denn die wollen am nächsten Morgen in die gleiche Richtung, und tatsächlich erwischt es einen von denen auch. Mit 100 US-Dollar hatten sie es versucht. Muss wohl am Sprinter liegen. Da kommt uns Muggls Alter und dass er schon so verkratzt und verbeult ist, zugute, was das Schmiergeld etwas schmälert. Aber auch die beiden machen es uns nach, verlangen einen Einzahlungsschein und werden weitergeschickt. Bei der Rückfahrt durch Nicaragua sechs Wochen später und in der fortgeschrittenen Krise lässt sich kein Polizist auch nur irgendwo sehen. Die Polizisten sind unter der totalen Kontrolle der diktatorischen Regierung und somit Feind der Bevölkerung, sodass sich die Polizei nicht mehr auf die Straßen traut.

Das nächste Mal besucht uns die Polizei am 23. Mai in einer regnerischen Nacht am Coyote Beach auf der Nicoya-Halbinsel in Costa Rica. Wir hatten einen schönen sonnigen Tag am Strand, und als es gegen halb acht zu regnen anfängt und außerdem schon dunkel ist, gehen wir ins Bett. Um kurz nach neun, uns kommt es vor wie mitten in der Nacht, weil wir ja schon geschlafen haben, weckt uns eine Polizeisirene mit zusätzlicher Discobeleuchtung auf. Das kommt einem schon ein bisschen beängstigend vor, wenn einen die Polizei mit vollem Programm besucht. Ich steige aus, und Christoph meint erst noch zu mir: „Du machst das schon. “ „Spinnst du? Du kommst gefälligst mit raus“, erwidere ich.

Der jüngere der beiden Polizisten ist sehr nett und fragt, ob alles in Ordnung ist, wer wir sind, was wir machen und wie lange wir hier bleiben wollen. Ein anderer, etwas grimmig dreinschauender älterer Polizist verlangt unsere Reisepässe und verschwindet damit. Wir stellen uns unter Muggls Markise und unterhalten uns mit dem jungen Polizisten, der uns erzählt, dass er schon mal in Hamburg war, aber im Herbst, was wohl ein rechter Temperaturschock für ihn gewesen sein muss! Der grimmige kommt wieder und belehrt uns, wie gefährlich es hier wäre und dass ja Raub und Raubmorde im ganzen Land immer wieder vorkämen. Ich verkneife mir zu sagen, dass wir schon fünf Monate in Mexiko überlebt haben und fast zwei in Guatemala. Der junge Polizist hat uns ja schon ausgiebig befragt und erklärt ihm, wir würden ja morgen früh weiterfahren. Der grimmige fragt, ob wir Waffen oder Drogen haben. Wir verneinen, und offenbar glaubt er uns, denn wir werden nicht durchsucht. Er gibt uns unsere Reisepässe zurück und murmelt eine Verabschiedung, bevor er hinter Muggl verschwindet. Der junge Beamte verabschiedet sich mit Handschlag, wünscht uns eine gute Nacht und eine gute Weiterreise.

Mit Costa Rica geht es auch gleich weiter. Am 4. Juni campen wir mit anderen Overlandern mitten in San José am Ende einer Straße hinter einem Walmart inmitten grüner Wiesen. Wir stehen gerade mal eine Stunde, es ist schon dunkel, als fünf Polizisten auf drei Motorrädern ankommen. Und ich sage noch: „Gut, dass die jetzt schon kommen und uns nicht mitten in der Nacht rausklopfen. “ Sie fragen, wo wir herkommen, und wollen unsere Ausweise sehen. Es wäre nicht gut, dass wir hier stehen, wir sollen doch lieber rüber zum Walmart-Parkplatz fahren, da wäre ein Wachmann, das wäre sicherer. Dass der Walmart für uns nicht infrage kommt, war uns vorher schon klar, und ich antworte, wir würden lieber hier stehen bleiben, weil es viel ruhiger ist und auch nicht so hell beleuchtet wie auf dem Parkplatz vom Walmart. Außerdem sind wir ja zu zweit. Begeistert sind sie zwar nicht, trotzdem lassen sie uns hier parken und verschwinden wieder. Wir haben tatsächlich eine sehr ruhige Nacht, und am Morgen gegen sieben Uhr kommt eine neue Truppe vorbei, diesmal vier Polizisten auf zwei Motorrädern, um zu sehen, ob wir noch leben und auch noch vollzählig sind. „Ob alles gut ist? “, fragen sie. „Ja, alles bestens“, antworten wir. Einer der Polizisten verabschiedet sich sogar mit „Auf Wiedersehen“ und „Gute Reise“ auf Deutsch!

Das nächste und das letzte Mal sind wir in Panama dran, und zwar gleich ein paar Kilometer nach der Grenze. Panama ist sehr strikt, was Geschwindigkeitsbegrenzungen angeht, und komischerweise herrscht auf vielen Straßen außerhalb der Ortschaften eine Höchstgeschwindigkeit von nur 40 km/h! Das wurde uns ca. 15 Minuten nach der Grenze fast zum Verhängnis. Mit 67 km/h wurden wir „gelasert“. Ja, richtig gelesen, die Verkehrspolizei in Panama benutzt Laserpistolen! 50 US-Dollar sollte das kosten. Der Polizist sieht in Christophs Pass, dass wir heute erst eingereist sind, und fragt, wie lange wir schon hier wären. „Höchstens 20 Minuten“, sagen wir. „Ohhh“, erwidert er und sagt, er müsse uns ein Ticket schreiben und erklärt, dass wir bis zu unserer Ausreise Zeit hätten, es zu bezahlen, und fängt schon damit an. Wir sind enttäuscht über uns, weil wir nicht aufgepasst haben, und über die Sinnlosigkeit einer Begrenzung von 40 km/h auf dieser schnurgeraden und gut ausgebauten Straße. Der Beamte verschwindet kurz, und ich glaube, er hat sich in dem Moment von seinen Kollegen, es waren insgesamt drei oder vier Polizisten, das Okay geben lassen, uns ziehen zu lassen, denn als er zurückkommt, erklärt er, dass er uns kein Ticket ausstellen wird, aber wir sollen auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen achten! Wir können es kaum glauben, sind erstmal sprachlos und bedanken uns eindringlich bei dem freundlichen Polizisten, der uns an unserem ersten Tag in Panama so herzlich begegnet ist.

Auf der Rückreise durch Costa Rica, Nicaragua, Honduras und Guatemala gibt es keine Polizei- oder Militärkontrollen. Erst in Mexiko wird es wieder lustig. Auf der Fahrt von La Mesilla nach San Cristóbal de las Casas in Chiapas, das sind 176 km, kommen wir an drei Militärkontrollen, einer Polizeikontrolle und einem sehr modernen Polizeicheckpoint vorbei. Die drei Militärkontrollen sind, wie wir es schon von Baja California gewohnt sind, neugierige junge Männer, die einfach interessiert, wie ein Campervan von innen aussieht. Die Polizeikontrolle mustert uns nur von außen und winkt uns durch, ohne irgendetwas zu fragen. Am modernen und noch sehr neu aussehenden Checkpoint, wo jeder durch muss, kommen wir uns vor wie an einer Mautstation. Man fährt an die Schranke, wo man auf einen Buzzer drücken muss, der entscheidet dann nach Zufallsprinzip, ob wir kontrolliert werden oder weiterfahren dürfen. Ein grünes oder rotes Licht zeigt an, ob man kontrolliert wird oder nicht. Bei uns leuchtet es natürlich rot. „Bravo“, denken wir, und ein überdurchschnittlich großer Mexikaner (vermutlich der größte Mexikaner aller Zeiten) bittet uns, die Schiebetür zu öffnen. Es kommen aber nur die üblichen Routinefragen, die man sonst auch schon immer gestellt bekommt: Woher? Wohin? Haustiere? Tabakwaren? … etc. Von so einer professionell, ja sogar fast bedrohlich aussehenden Kontrollstation hätte ich fast erwartet, dass sie uns das halbe Auto ausräumen lassen, aber nichts. Auch hier werden wir mit „Buen Viaje“ verabschiedet.

Unser fazit

Wir haben bis auf die Situation in Nicaragua nur positive Erfahrungen mit Polizei und Militär gemacht. Die Menschen sind uns freundlich und höflich begegnet, was vielleicht auch ein bisschen an unserem Reisemobil lag. Das kann ich mir mit einem neueren und/oder größeren Fahrzeug auch anders vorstellen, wie ja auch die Erfahrung unserer Reisefreunde im Sprinter gezeigt hat, von denen 100 US-Dollar für das gleiche „Vergehen“ gefordert wurden. Trotz allem würden wir empfehlen, immer mit ins Fahrzeug zu gehen, wenn jemand hineinsteigen will. Theoretisch muss man sie ja gar nicht reinlassen, aber wir denken einfach, es könnte uns verdächtig machen, wenn wir Nein sagen würden. Polizisten sowie Militärs haben IMMER gefragt, ob sie reinschauen oder reingehen dürfen, wobei nie ein Polizist reingegangen ist, sondern nur Militärs. Außerdem haben wir immer laminierte Kopien unserer IDs und Führerscheine gezeigt. Nur einmal ist das einem Polizisten in Mexiko aufgefallen, und er wollte das Original sehen. Es zu sehen reichte ihm dann auch, er hat es nicht genommen. So war es bei uns. Wir haben aber auch schon Geschichten gehört, wo Reisende ihre Originaldokumente „freikaufen“ mussten oder jemandem bei einer Kontrolle etwas untergejubelt wurde. Man sollte generell vorsichtig sein, aber man muss unserer Erfahrung nach keine Angst davor haben. Ich beginne jede Begegnung immer mit einem Späßchen, was die Situation in der Regel gleich zu Beginn auflockert. Das hilft übrigens auch bei Grenzübergängen und ist natürlich einfacher, wenn man ein bisschen Spanisch spricht.

Maya – Wie eine kleine Hündin unsere Herzen eroberte

Es ist Samstagabend, der 10. März 2018, als wir dieses kleine Wesen zum ersten Mal sehen. Sie gehört der Familie, auf deren Nachbargrundstück wir campen wollen. „Wir haben Welpen“, sagen sie. „Ach, die schauen wir uns mal schnell an“, antworten wir. Neun Welpen sind es insgesamt: acht Weibchen und ein Rüde. Vier sind schon vergeben, fünf warten noch. Sie sehen unterschiedlich aus, was auf verschiedene Väter hindeutet – typisch für Straßenhunde. Etwa zwei Monate alt sind sie, doch eine ist kleiner und viel dünner als die anderen. Diese kleine Hündin lässt uns die ganze Nacht nicht los. Sie sieht so traurig aus.

Am nächsten Morgen wollen wir uns nur schnell bei der Familie bedanken und verabschieden. Doch die kleine Hündin sitzt wieder traurig da und wirkt abwesend. „Sie muss sich immer übergeben“, sagt Lauren. „Irgendwas stimmt nicht mit ihr. “ Die Mutter lässt die Welpen nicht mehr trinken. Ab und zu schafft es einer, ein paar Tropfen Milch zu ergattern, aber die kleine Hündin hat keine Chance. Wir holen Hundefutter aus dem Auto und füttern sie. Doch bald erbricht sie wieder, winselt und leidet. Wir überlegen, was wir tun sollen. Wir bieten der Familie an, sie zu einem Tierarzt zu bringen und die Behandlung zu bezahlen. Doch weil es Sonntag ist, finden wir keine geöffnete Tierklinik. Am Montag ist Feiertag, also auch da nichts. Wir bieten an, sie ein paar Tage mitzunehmen, am Dienstag zum Tierarzt zu gehen und sie dann zurückzubringen. Doch die Familie signalisiert, dass sie sie nicht zurückhaben wollen und sogar sagt, sie würden warten, bis sie stirbt, um sie dann auf den Müll zu werfen. Das schockiert uns. Also kommt es für uns nicht mehr infrage, sie zurückzulassen. Sie kommt mit!

Ich frage Lauren nach einem Eimer Wasser, und Christoph holt Spülmittel, ein Handtuch und eine Pinzette aus dem Auto. Wir entfernen ein paar Zecken aus ihren Ohren, eine so groß wie eine Kichererbse, und waschen die Kleine. Zuerst protestiert sie, aber als sie merkt, dass die Flöhe das auch nicht mögen, findet sie es gut. Wir setzen sie im Muggl auf die Kühlbox und geben ihr frisches Wasser. Sie verhält sich ruhig und sieht uns gespannt an. Sie wirkt erleichtert, als würde sie denken: Egal, was ihr mit mir macht, es kann nur besser werden.

Wir haben von der Humane Society gehört, die in Belize aktiv ist und sich um Tiere kümmert, vor allem um Straßenhunde. In der Hoffnung, dort jemanden zu treffen, fahren wir nach Placencia. Doch niemand ist da. Wir überlegen weiter, was wir tun sollen. Wir wollen so schnell wie möglich weg, also fahren wir nach Hopkins, um Internet zu suchen und weiter nachzudenken. Ich erinnere mich, dass man Hunden, die nicht fressen können, klein geschnittenes Hühnchen mit weich gekochtem Reis und Karotten in kleinen Portionen mehrmals am Tag füttert. In Hopkins koche ich also. Mit einer Gabel zerdrücke ich alles fein. Die kleine Hündin frisst gierig und legt sich danach mit vollem Bauch schlafen. So machen wir es den ganzen Sonntag und Montag. Am Montagabend treffen wir endlich jemanden von der Humane Society in Hopkins. Kelly wirft einen Blick auf unsere Kleine und sagt aufmunternd, sie sehe gar nicht schlecht aus. Sie habe schon Welpen in schlechterem Zustand gesehen. Das beruhigt uns. Sie gibt ihr ein Wurmmittel, ein Halsband, eine Leine, eine grüne Quietscheente, eine Tüte Hundefutter und eine Tüte Hundekekse. Jetzt sind wir versorgt.

Am Dienstag können wir endlich zur Tierärztin, Dr. Mia. Sie schätzt die Hündin auf sieben Wochen und wiegt sie: nur 2,5 kg. Es ist schwer zu sagen, wie viel sie wiegen sollte, da wir nicht wissen, welche Rassen sie hat. Die Tierärztin meint, es könnte ein Schäferhund-Mix sein. Ich erinnere mich, dass Lauren sagte, die Mutter sei ein Schäferhund-Mix. Die Mama ist ein schöner Hund: lange Beine, schlank und elegant, mit riesigen Ohren. Die Kleine kommt ganz nach ihrer Mama, sie haben die gleiche Maserung im Gesicht. Leider habe ich es verpasst, ein Foto von ihr zu machen. Die Kleine hat geschwollene Lymphknoten und Fisteln im Mund. Sie bekommt für zwei Wochen Antibiotika. Wenn die Lymphknoten abschwellen, wird sie hoffentlich besser fressen und schlucken können. Es kann auch sein, dass ihr Magen geschrumpft ist oder sich der Mageneingang verengt hat, was bei lange unterernährten Hunden vorkommt. Also braucht sie mehrmals am Tag ganz kleine Portionen Futter. Außerdem bekommt sie die erste Welpenimpfung gegen Würmer.


Die Tierärztin fragt uns, was wir mit ihr machen wollen: abgeben oder behalten? Gute Frage. Wir haben uns nicht groß Gedanken gemacht. Für uns war nur wichtig, dass sie nicht bei diesen Leuten bleiben muss. In den beiden Tagen mit uns hat die Kleine unser Herz gewonnen. Vor allem Christoph ist so verliebt, dass ein „Abgeben“ nicht mehr infrage kommt. Also haben wir jetzt einen Hund!

Manche fragen sich, warum man einen Hund aus dem Ausland „holen“ sollte, wenn es in Deutschland oder der Schweiz so viele Tierheimhunde gibt. Das mag stimmen, und ich bedauere sie alle. Doch für mich gibt es einen entscheidenden Unterschied: Die meisten Hunde in deutschen und schweizerischen Tierheimen landen dort, weil ihre Besitzer sie nicht mehr wollen. Sie erkennen, dass ein Hund Arbeit und Kosten bedeutet. Straßenhunde gibt es kaum, und die Zucht geht weiter, als wäre ein reinrassiger Hund besser als ein Mischling oder weil gerade Chihuahuas im Trend sind.


In vielen Ländern leben Straßenhunde, weil sich niemand um sie kümmert. Sie vermehren sich, aber das sind oft die liebsten Hunde der Welt, weil sie wissen, dass sie ganz unten in der Rangordnung stehen. Wir trafen liebe Straßenhunde, die nicht einmal Futter wollten, sondern nur ein bisschen Liebe, Streicheleinheiten oder einen sicheren Schlafplatz unter einem Dach. Wir hatten nie vor, einen Hund zu adoptieren, aber wir kümmerten uns um viele Straßenhunde und Welpen. An sie dachten wir noch lange, als wir weiterzogen. Maya konnten wir jedoch nicht zurücklassen. Eine Verkettung verschiedener Umstände ließ sie bei uns bleiben.

Also füttern wir sie mehrmals täglich mit weichem Hühnchen, Reis und Karotten. Das klappt gut, sie erbricht weniger und wird lebendiger. In den ersten Tagen schlief sie viel, jetzt spielt sie und wird frech. Sie stiehlt unsere Socken und versucht, Schuhe zu tragen, die ihr noch zu schwer sind. Es wird Zeit, sie zu erziehen, und wir stellen fest, dass sie schnell lernt. In den ersten beiden Wochen bringt sie uns „Sitz“ und „Pfote geben“ bei. Wir sind begeistert!

Nach einer Woche gehen wir zurück zur Tierärztin. Maya kann nun einen Namen in ihren Reisepass eintragen: Maya. Den Reisepass braucht sie, um mit uns zu reisen. Dort werden ihre Impfungen vermerkt, und bis maximal zehn Tage vor dem Grenzübertritt müssen wir mit ihr zum Tierarzt, um ein Gesundheitszeugnis zu erhalten. Wir informieren uns über die Grenzübertritte in Zentralamerika. Da alle Länder unterhalb Mexikos Hochrisikoländer für Tollwut sind und die gleichen Bestimmungen haben, sollten wir keine Probleme haben. Maya kann noch keine Tollwutimpfung erhalten, da diese frühestens ab der 12. Woche gegeben wird. Nach Guatemala dürfen Welpen unter 12 Wochen ohne Impfung einreisen. Wenn man jedoch von einem Tollwut-Hochrisikoland in ein Tollwut-kontrolliertes Land wie Mexiko reisen will, kann das Probleme geben, da diese Länder eine Tollwutimpfung zwingend verlangen.

Maya hat knapp ein Pfund zugenommen, und die Tierärztin ist zufrieden. Da sie viel aufgeweckter wirkt, scheint es nun nur noch bergauf zu gehen. Am 19. März reisen wir mit Maya von Belize nach Guatemala ein. Wir haben ihre Papiere dabei, aber niemand interessiert sich dafür. Keiner fragt nach „Mascotas“ und niemand will ins Auto schauen. Das war einfach! In Guatemala finde ich endlich wieder ordentliche Supermärkte. In einer Abteilung für Kleintiere bin ich glücklich. Maya bekommt eine Schüssel, eine Decke, drei verschiedene Spielzeuge, eine Tüte Welpenfutter und eine Tüte Leckerlis. Das alles gibt es in Belize nicht. Gegenüber Guatemala ist Belize ein wahres Hundeparadies, obwohl Hunde auch hier einen schweren Stand haben.

Die nächsten eineinhalb Wochen verbringen wir damit, unseren kleinen Scheißer zu füttern, zu knuddeln und zu erziehen. Sie hört schnell auf ihren Namen und hat Muggl zu ihrer Homebase gemacht. Sie liegt gern im Schatten unter ihm oder quietscht, wenn sie rein will. Am Lago Peten Itza lernen wir ein kanadisch-französisches Paar kennen, das auch mit Hund reist. Wir campen ein paar Tage am gleichen Platz, und mit Chuleta hat Maya jemanden zum Spielen. Von ihr lernt sie auch zu bellen und verteidigt ab jetzt ihr Zuhause, wenn andere Hunde in die Nähe kommen. Das Babybellen klingt zwar noch nicht furchterregend, aber es hat Wirkung. Die Streuner machen einen Bogen um Muggl.

Sie macht täglich Fortschritte. Mittlerweile klettert sie alleine aufs Bett oder auf den Beifahrersitz, wo sie jetzt schläft. Nachts weckt sie uns, wenn sie Pipi muss, und morgens schleicht sie sich zu uns ins Bett. Manchmal döst sie noch ein wenig mit uns, manchmal macht sie gleich ihre Morgentoilette und putzt sich wie eine Katze. Das Füttern klappt mal besser, mal schlechter. Jedes Mal, wenn ich von Hühnchen auf normales Hundefutter umstellen oder es zufüttern will, wird es schlimmer. Auch Einweichen hilft nicht. Ich vermute, dass nicht nur die geschwollene Lymphe und/oder der geschrumpfte Magen das Problem sind. In Foren suche ich nach „Hund kann nicht schlucken“ oder „Hund bleibt Futter im Hals stecken“, finde aber nichts. Sodbrennen, Reflux – alles geht mir durch den Kopf. Ich google Symptome und mögliche Lösungen, aber nichts ist eindeutig.

Am Ostersamstag erreichen wir frühmorgens Antigua, wo wir uns für zwei Wochen ein Airbnb reserviert haben. Muggl soll in die Werkstatt, wir machen einen Spanischkurs und gehen zum Zahnarzt. Ich habe Tierärzte herausgesucht, und als ich am Sonntagnachmittag im Park vor unserer Unterkunft mit Kathy ins Gespräch komme, die auch zwei Straßenhunde adoptiert hat, gibt sie mir weitere Empfehlungen. Wir tauschen Nummern aus, und wenn ich Fragen habe, darf ich mich melden.

Am Montagnachmittag geht es Maya wieder schlecht. Sie erbricht und sieht elendig aus. Ich laufe sofort mit ihr zum Tierarzt, den mir Kathy empfohlen hat. Zum Glück ist er in der Nähe und der Ostermontag kein Feiertag. In der alten Praxis mit alter Ausstattung und Instrumenten untersucht Dr. Sican sie. Er schaut sie genau an, tastet ihren Hals ab und horcht ihr Herz. Dann sagt er: „Das ist sehr interessant. “ Ein kurzes Zögern, dann: „Sie hat einen Herzfehler! “ Mir bleibt die Luft weg. So gelassen und routiniert der Tierarzt auch ist, für mich bricht eine Welt zusammen. Ein Herzfehler! Was bedeutet das? Er zeichnet mir alles genau auf, auch die genaue Bezeichnung: „Persistencia del 4. arco aortico“ auf Spanisch, „Persistenz des 4. Aortenbogens“ auf Deutsch. Ich soll das mal googeln, da findet man gute Artikel und Erklärungen.

Heulend trage ich Maya zurück. Sie scheint zu wissen, dass das nicht gut ist, und schaut mich an, als wolle sie mich trösten. Bei einer Persistenz des 4. Aortenbogens drückt die Aorta, die direkt vom Herz kommt, auf die Speiseröhre. Sie ist angewachsen, was sie nicht sein sollte. Das hat zur Folge, dass die Speiseröhre abgedrückt wird und kein Futter oder nur sehr wenig durchkommt. Das ist ein seltener Herzfehler bei Hunden, der am häufigsten bei Deutschen Schäferhunden vorkommt. Da steckt wohl doch mehr Schäferhund in ihr, als wir dachten und als uns lieb ist. Die Symptome, die ich in den Artikeln im Internet finde, stimmen genau mit Mayas überein. Einerseits sind wir erleichtert, weil wir endlich wissen, was sie hat, andererseits sind wir schockiert, dass es so gravierend ist.

Ab sofort bekommt Maya gemixtes Hühnchen mit Reis und Karotten, ganz flüssig und aus erhöhter Position, damit die Erdanziehungskraft hilft, das Futter hinunterzubefördern. Am Dienstag haben wir einen Termin zum Röntgen bei Dr. Sican. Das ganze Ausmaß wird deutlich: Die Blockade der Speiseröhre hat einen Megaösophagus bedingt, eine Erweiterung der Speiseröhre – und zwar wirklich mega! Die Speiseröhre der kleinen ist sehr stark erweitert, was für einen so kleinen Hund in so jungem Alter ungewöhnlich ist. Sie braucht so schnell wie möglich eine OP, damit sich die erweiterte Speiseröhre wieder etwas zurückbildet.

Ich will trotzdem andere Meinungen und schreibe Dr. Mia, Mayas erste Tierärztin in Belize, eine E-Mail mit Fotos. Ich gehe auch in eine andere Tierklinik in Antigua. Dr. Rosales, mit dem ich dort spreche, ist sehr hilfsbereit. Er führt diese Art von Operation nicht durch, kennt aber einen Spezialisten in Guatemala City, bei dem er uns gleich für den nächsten Tag anmeldet. Dr. Mia antwortet sofort, ist schockiert von Mayas Röntgenbildern, meint aber, dass wir Glück haben, einen Spezialisten gefunden zu haben, der diesen Herzfehler überhaupt erst diagnostizieren konnte. Meistens bleibt dieser Herzfehler unerkannt. Er könnte chirurgisch gut korrigiert werden, und der Megaösophagus kann mit der richtigen Ernährung und Füttern aus erhöhter Position gut gehandhabt werden. Das macht uns Hoffnung.

Am Mittwochnachmittag, dem 4. April, fahren wir mit Mayas Röntgenaufnahmen in einem Uber-Taxi zur Tierklinik zu Dr. Viau nach Guatemala City. Auch er ist ein sehr alter Tierarzt. Er schaut sich Mayas Röntgenbild an und sein Blick sieht nicht optimistisch aus. Er will auch die Fotos von Mayas Geschwistern sehen, um das Ausmaß einschätzen zu können. Er macht uns wenig Hoffnung. Er sagt, wir sollten sie einschläfern lassen, sie würde trotz Operation nie ein gesunder Hund werden. Ich frage, was wäre, wenn wir Maya nicht operieren lassen würden, sondern immer mit gemixtem Futter ernähren würden. Er meint, das Herz wird sich auf Dauer vergrößern, da die Speiseröhre auf die Aorta drückt und das Herz mehr arbeiten muss als bei einem gesunden Hund. Sie wäre dann immer schnell außer Atem, das Herz ständig stark belastet, und sie hätte kein langes Leben. Also auch keine Option!

Er sieht unsere Enttäuschung und meint, er könnte sie schon operieren. Dazu würde er sie aber mindestens zwei Wochen durch einen Schlauch ernähren, sie wäre ihm zu schwach für eine Operation. Frustriert fahren wir zurück nach Antigua und überlegen weiter, was wir tun sollen. Wir hatten beschlossen, dass wir sie sofort einschläfern lassen würden, wenn sie ständig leiden müsste. Da sie aber seit sie flüssiges Futter bekommt kein einziges Mal mehr erbrochen hat und immer munterer, fitter und verspielter wird, fällt uns die Entscheidung schwer. Am nächsten Morgen sind wir uns einig: Wir lassen sie von Dr. Sican operieren. Gleich am Nachmittag erkundigen wir uns über ihre Chancen und Risiken, wie lange die Genesung dauern wird und ob sie nicht zu dünn und schwach für eine Operation ist. Letzteres ist für ihn kein Problem. Er hat schon kleinere und jüngere Hunde operiert. Die Chancen, dass sie die OP überlebt, stehen bei 70%. Zehn Tage nach der Operation sollen die Fäden gezogen werden und so lange sollten wir mindestens in Antigua bleiben.

Die Operation wird für kommenden Dienstagnachmittag, den 10. April, angesetzt. Bis dahin erhöhen wir Mayas Portion langsam. Das flüssige Hühnchen klappt so gut, dass man ihr beim Wachsen zuschauen kann. Außerdem wird sie zwischendrin mit Bananen und Peanutbutter verwöhnt. Sie muss sich kein einziges Mal mehr übergeben und ist der glücklichste Hund auf der Welt. Wir merken täglich, wie sie mehr Energie hat, nach Hause rennt, weil sie den Weg zu unserer Unterkunft kennt, und dort mit den anderen Bewohnern spielt, die sie mittlerweile auch in ihr Herz geschlossen haben. Nur in der Schule schläft sie brav auf meinem Schoß. Spanischunterricht ist halt langweilig für einen kleinen Hund.

Am Tag der Operation bringen wir sie gleich am Morgen zu Dr. Sican. Dann habe ich keinen hungrigen Plagegeist am Hals, denn sie darf ja nichts essen. Um 17:00 Uhr wird sie operiert. Harte Stunden für uns. Erst am nächsten Morgen gehen wir wieder zu Dr. Sican, um nach ihr zu sehen. Es geht ihr den Umständen entsprechend gut! Gott sei Dank! Sie kommt mir wieder so dünn vor und hat eine riesige Narbe hinter dem linken Vorderbein. Ihre Ohren, die sie sonst immer freudig hochgestellt hat, hängen traurig und ängstlich runter. Sie tut mir so leid und ich würde sie am liebsten sofort mitnehmen. Abholen dürfen wir sie aber erst am Nachmittag nach der Schule. An diesem Nachmittag rückt Maya keinen Zentimeter mehr von mir. Sie sucht Körperkontakt und schläft in der Nacht sogar auf mir, was bedeutet, ich schlafe kaum, weil ich ja nicht aus Versehen auf die Wunde drücken will. Ich habe meinen Spanischunterricht auf den Nachmittag verschoben, damit Maya daheim bleiben kann und immer jemand von uns bei ihr ist. Wir füttern sie alle drei Stunden und tragen sie dazwischen immer wieder raus, damit sie ihr Geschäft verrichten kann. Ein bisschen benommen wirkt sie schon noch von der Narkose, was normal ist. Sie hat aber nach wie vor einen gewaltigen Appetit und nimmt fleißig zu. Sie ist nach der Operation so schnell wieder fit, dass ich sogar sage, die Genesung geht mir fast zu schnell. Sie hat so viel Energie, spielt und fängt richtig an, mit uns zu raufen. Außerdem versucht sie, Schuhe aufs Bett zu schleppen und die Treppe runter und hoch zu hüpfen. Wir müssen sie da gelegentlich ein bisschen bremsen.

Am Freitag, dem 13. April, nässt ihre Wunde ein wenig. Ich lasse das vorm Wochenende noch vom Tierarzt anschauen. Alles gut, meint er, das ist nur Wasser, das aus dem Gewebe austritt. Er sieht sie sich genauer an, kontrolliert, wie sie atmet, und ist zufrieden. Ich soll Mitte nächster Woche wiederkommen und sie anschauen lassen. Er dokumentiert diesen Fall akribisch, weil er so selten ist. Damit sie sich nicht an der Wunde lecken kann, hat sie ein Satellitenhalsband bekommen und damit sie sich nicht kratzen kann, kaufe ich ihr noch ein T-Shirt.

Dass die nächsten Tage dramatisch werden sollten, ahnen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Auch am Samstag ist noch alles bestens. Sie spielt, liegt in der Sonne und freut sich riesig, wenn ich nur in Richtung ihrer Futterschüssel gehe. Am späten Sonntagabend ist sie umtriebig. Sie will sich nicht hinlegen und ich habe das Gefühl, irgendwas taugt ihr nicht. Sie findet einfach nicht die richtige Position, was zur Folge hat, dass sie kaum schläft. Ich gehe gleich am Montagmorgen mit ihr zum Tierarzt. Röntgenaufnahme – Lungenentzündung! Oh nein, nicht auch das noch! Was muss die arme Kleine denn noch alles mitmachen?! Jetzt wird es richtig schwierig, sagt Dr. Sican. Er erhöht erstmal die Antibiotika. Weiter kann man nichts machen, nur abwarten. Das werden drei harte Tage, meint er, und ich soll gleich morgen früh zu ihm kommen. Dann kriegt sie Sauerstoff. Dazu soll es aber nicht mehr kommen.

Details erspare ich euch. Maya stirbt am Montagabend, dem 16. April, um 22:25 Uhr in unseren Armen. Ich weiß das so genau, weil ich Minuten vorher noch versucht habe, den Tierarzt anzurufen. Innerhalb von zwei Stunden ging es ihr so schlecht und sie hat einfach aufgegeben. Wir sind schockiert, können es nicht fassen. Es dauert ein paar Tage, bis wir realisieren, was passiert ist. Wir haben alles versucht und nie aufgegeben, hatten so viel Glück, einen Tierarzt zu finden, der die Situation richtig erkennt und sie dann auch noch operieren konnte. Da fragt man sich schon, was das alles soll, wenn es dann so ausgeht.

Am nächsten Morgen bringen wir sie in die Praxis. Noch bevor der Tierarzt kommt, sind wir da. Auch er ist erstaunt und schockiert. Damit hat wirklich niemand gerechnet. Bei einer Lungenentzündung stirbt ein Hund nicht so schnell. Eine Lungenembolie wird vermutet. Wir überlegen, wo wir Maya beerdigen sollen. Am Stadtrand gibt es einen Aussichtspunkt, den Kathy empfohlen hat. Der nächste Tierfriedhof ist ein Stück entfernt und einfach beim Tierarzt abgeben wollen wir sie nicht. Ein Assistent von Dr. Sican bietet an, seinen Schwager zu fragen, der hätte eine Finca am anderen Ende der Stadt und die würden da auch ihre eigenen Hunde begraben. Ohne den Platz anzuschauen, nehmen wir das Angebot an. Sie packen Maya für uns ein. Um 16:00 Uhr sollen wir wieder in die Praxis kommen und der Assistent würde uns zur Finca seines Schwagers begleiten. Dort können wir sie dann beerdigen. In der Zwischenzeit kaufen wir Blumen und eine Kerze. Auch Gladys, die Putzfrau aus unserem Airbnb, und Rachel, unsere Zimmernachbarin, kaufen ihr Blumen. Die beiden waren ganz vernarrt in Maya. Als wir bei Francisco ankommen, hat der sogar schon ein Grab geschaufelt. Wir sind froh, dass wir das nicht selbst machen müssen. Es kostet uns schon so viel Kraft, das zuzuschaufeln. Es ist zwar nicht der allerschönste Platz. Die Finca ist neben einer Straße und einer Autowerkstatt. Aber Franciscos Familie ist so herzlich. Sie haben sieben Straßenhunde und vier Katzen. Da ist sie erstens nicht alleine und zweitens bei Leuten, die Tiere genauso lieben wie wir. Wir dürfen sie jederzeit besuchen.

Grenzübertritt von El Salvador nach Honduras bei El Amatillo

Am Sonntag, dem 13. Mai 2018, überquerten wir die Grenze von El Salvador nach Honduras bei El Amatillo. Die Grenze erstreckt sich über mehrere Kilometer. Zuerst passierten wir eine lange LKW-Schlange und parkten vor einem kleinen Häuschen. Dort zeichnete ein Beamter das TIP-Formular für Muggl ab. Eine Kopie davon mussten wir gleich nebenan anfertigen lassen. Reisepässe wollte er nicht sehen.

Etwa drei Kilometer weiter teilte sich die Straße: Touristen- und Schwerverkehr wurden getrennt. Wir überquerten eine kleine Brücke, wo ein salvadorianischer Beamter uns nach Herkunft und Ziel fragte und unsere Reisepässe prüfte. Er erkundigte sich auch, ob Vladimir Putin und Mesut Özil Deutsche seien – ob er das ernst meinte, blieb unklar. Am letzten Fenster checkten wir aus El Salvador aus. Der Beamte benötigte unsere Reisepässe sowie Fahrzeug- und Führerschein. Die Ausreise kostete nichts. Wir erhielten ein kleines Papierstück, das wir 50 Meter weiter an einem Kontrollposten abgeben mussten.

Nach etwa 300 Metern über eine Brücke erreichten wir Honduras. Wir parkten neben einem großen Gebäude auf der Straße und reihten uns verkehrt herum in eine Schlange ein. Noch bevor wir an der Reihe waren, wies man uns ein Fenster zu, wo wir Führerschein, Fahrzeugschein und Reisepass abgaben. Hier bearbeitete man das TIP für Muggl, und wir sollten zurückkommen, nachdem wir bei der Migration fertig waren.

Bei der Migration stempelte man unsere Reisepässe, nahm Fingerabdrücke und machte Fotos. Für die Einreise zahlten wir 3 US-Dollar pro Person und erhielten eine Quittung. Danach kehrten wir zum TIP-Fenster zurück. Der Beamte hatte inzwischen das TIP, oder auf Spanisch „permiso de entrada y salida temporal de vehículo“, vorbereitet. Er schickte uns zum Kiosk vor dem Gebäude, um folgende Kopien zu machen: dreimal das Permiso de entrada, zweimal die Fotoseite des Reisepasses, zweimal den Ausreisestempel im Reisepass, zweimal den Führerschein und zweimal den Fahrzeugschein.

Mit den Kopien kehrten wir zurück. Der Beamte sortierte die Papiere in zwei Stapel und heftete sie zusammen. Wir zahlten 35 US-Dollar für Muggl und erhielten das Original des Permiso sowie eine gestempelte Kopie als Quittung. Diese mussten wir etwa 500 Meter nach der Grenze an einem Kontrollpunkt abgeben.

Die gesamte Prozedur dauerte 1 Stunde und 15 Minuten. Beide Grenzübergänge wirkten zunächst verwirrend, verliefen aber zügig.